36 Stunden hungern: Wir fasten wie Rishi Sunak

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SelbsttestFasten wie der britische Premier – ich hungerte 36 Stunden lang

36 Stunden hungern, das macht der britische Premierminister Rishi Sunak wöchentlich. Wir haben für euch den Fastentrend ausprobiert.

Rishi Sunak, der britische Premier, fastet jede Woche 36 Stunden.
20 Minuten Redaktorin Anja Zingg hat Sunaks Fastenkur ausprobiert.
Sie trank eineinhalb Tage nur Tee und Wasser.
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Rishi Sunak, der britische Premier, fastet jede Woche 36 Stunden.

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Darum gehts

  • Rishi Sunak, der britische Premierminister, verriet kürzlich, dass er immer von Sonntag, 17 Uhr, bis Dienstag, fünf Uhr morgens, hungert.

  • Seither fragt sich die britische Presse: Ist das gesund?

  • 20-Minuten-Journalistin Anja Zingg hat den Selbsttest gewagt.

  • Eine Expertin schätzt den Fastentrend ein und gibt Tipps.

Fasten liegt im Trend. Ob es wirklich gesund ist, haben Forscher nun untersucht. Dass das Fasten längst nicht mehr nur in der Heilkunde empfohlen wird, zeigt als jüngstes Beispiel Rishi Sunak. Der britische Premierminister gab kürzlich preis, dass er jede Woche von Sonntag 17 Uhr bis Dienstag fünf Uhr morgens aufs Essen verzichtet.

Wir wollten es wissen: Wie schwierig ist es, 36 Stunden zu hungern? Redaktorin Anja Zingg hat es ausprobiert. Im Protokoll verrät sie, was schwierig war, wie hungrig sie sich fühlte und was sie überraschte.

Der Abend davor

privat

Anja Zingg: «Es gab ein lange geplantes Essen mit Freunden, das eher deftig ausfiel. Vorbereitet auf die Fastenzeit habe ich mich nicht.»

Das sagt die Expertin: «In der Naturheilkunde wird vor dem Fasten reduziert gegessen, auch abführen ist ein wichtiges Thema. Wissenschaftlich gesehen gibt es noch zu wenig fundierte Daten dazu. In der Fastenberatung ist eine mögliche Faustregel, etwa die Hälfte von dem zu essen, was man normalerweise zu sich nimmt.»

Tipps der Expertin

privat

Jelina Linder ist leitende Ernährungsberaterin bei ZIO AG und AYUN AG. Sie gibt folgende Tipps, wenn jemand fasten möchte.

- Überlegt euch vorher, was euer Ziel ist und ob Fasten das Richtige ist, um dieses Ziel zu erreichen.

- Entscheidet, welche Fastenkur zu euch passt.

- Wer schwanger ist, stillt, an Vorerkrankungen leidet, mit einer Essstörung zu kämpfen hat (oder hatte) oder an psychischen Problemen leidet, sollte nicht oder nur in Rücksprache mit einer Fachperson fasten.

- Für Frauen gilt: Es wird empfohlen, in der ersten Zyklushälfte bis zum Eisprung zu fasten. Die Hormongrundlage ist dort für den Nahrungsverzicht am besten. Es gibt jedoch individuelle Unterschiede.

Der erste Morgen

20min/Sonja Mulitze

Anja Zingg: «Das Hungergefühl hält sich in Grenzen. Meistens hole ich mir unterwegs etwas zum Frühstücken, heute nicht. Ich ertappe mich immer wieder dabei, wie meine Gedanken zum Essen wandern.»

Das sagt die Expertin: «Die Psyche ist ein entscheidender Faktor beim Fasten. Wenn die Gedanken ums Essen eine grosse Rolle im Leben von jemandem spielt, ist es schwieriger zu fasten, als wenn man nur isst, um nicht mehr hungrig zu sein. Es ist wichtig, dass man sich im Vorhinein Gedanken macht, ob die psychische und emotionale Verfassung ein Fasten zulässt.»

Der Mittag

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Anja Zingg: «Um zwölf Uhr habe ich extrem Hunger. Da die Sonne scheint, entscheide ich mich bewusst für einen Spaziergang. Auch, weil es mir schwerfällt, wie sonst mit meinen Arbeitskolleginnen und -kollegen in der Mensa zu sitzen. Nach dem Spaziergang fühle ich mich weniger hungrig.»

Das sagt die Expertin: «Wer fastet, fällt aus der gesellschaftlichen Norm raus, weil er nicht isst. Essen ist nicht nur Nahrungsaufnahme, sondern hat auch einen sozialen Aspekt. Man soll zwar durch das Fasten zur Ruhe kommen, aber sich nicht sozial zurückziehen. Ich empfehle zum Beispiel, zu diesen Zeiten bewusst einen Tee oder eine Bouillon zu trinken. Wichtig ist, dass man die zeitlichen Lücken nicht mit mehr Arbeit füllt.»

Der Nachmittag

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Anja Zingg: «Ich habe den ganzen Nachmittag eine Weiterbildung und war in Sorge, dass ich mich wegen des Hungers nicht konzentrieren könnte. Doch weit gefehlt: Ich fühle mich gut und vergesse, dass ich schon seit fast 20 Stunden nichts mehr gegessen habe.»

Das sagt die Expertin: «Es gibt das sogenannte Fastenhoch: Aus evolutionstechnischer Sicht geht man davon aus, dass der Körper ein Hoch bekommt, um motiviert zu sein, Essen zu suchen und nicht lethargisch wird.»

Hast du schon mal gefastet?

Der Abend

20min/Michael Scherrer

Anja Zingg: «Ich schlage die Einladung zu einem Feierabendbier aus, da mir die Vorstellung, hungrig in einer Bar vor einem Mineralwasser zu sitzen, wenig Freude bereitete. Der Abend zu Hause zieht sich in die Länge, da ich viel mehr Zeit habe als sonst. Ich gehe oftmals abends in den Sport, verzichte aber heute darauf, weil ich nicht sicher bin, ob mein Körper genug Energie hätte. Ausserdem ist mir den ganzen Abend lang kalt und gehe früh ins Bett.»

Das sagt die Expertin: «Es ist ein typischer Effekt, zu frieren, wenn die normale Energiezufuhr wegfällt. Was den Sport anbelangt: Fasten und Bewegung gehören zusammen, damit kein Muskelabbau stattfindet. Wichtig ist jedoch, dass die Tätigkeit nicht zu intensiv ist. Sportarten wie Yoga oder Pilates sowie ein Spaziergang oder eine leichte Wanderung liegen für die meisten Personen drin.»

Der letzte Morgen – geschafft!

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Anja Zingg: «Ich stehe auf und mein Hungergefühl hält sich in Grenzen, was mich sehr überrascht. Alles in allem war das 36-stündige Fasten sehr gut aushaltbar. Der psychische Aspekt machte mir mehr zu schaffen als die körperlichen Symptome. Der Biss ins erste Gipfeli am Morgen ist dann aber doch toll.»

Das sagt die Expertin: «Die Reaktion hört man oft, dass es am Ende gar nicht so schlimm gewesen sei. 36 Stunden zu fasten ist körperlich für die meisten gesunden Menschen machbar. Wie gesagt ist die psychische Herausforderung oft grösser.»

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