FCB-PKFC Basel ist historisch schlecht – nun redet FCB-Boss David Degen Klartext
FCB-Boss David Degen und Trainer Alex Frei stellten sich kurz vor Weihnachten den Medien. Der neue Sportchef Heiko Vogel sass wegen des Wetters fest und fehlte. Die Pressekonferenz zum Nachlesen.

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Das wars aus Basel
Sportdirektor Heiko Vogel fehlte leider heute, doch er wird dann im neuen Jahr vorgestellt. Danke fürs Mitlesen. Um 20 Uhr geht es bei uns hier mit dem WM-Halbfinal zwischen Alex Freis Favorit Frankreich und Marokko weiter.
Was passiert mit den Leihspielern?
David Degen: «Es gibt einen Grund, wieso wir uns auf Leihspieler fokussieren. Das sind aber Gründe, die ich nicht in der Öffentlichkeit besprechen möchte. Mit den Leihspielern können wir Qualität holen ohne grosse finanzielle Einschnitte.»
«Wir ziehen nur eine Option, wenn wir 100 Prozent überzeugt sind, dass er uns weiterbringt. Oder ein Weiterverkaufskandidat ist.»
Was sind die Ambitionen des FCB? Wie definiert sich der Verein?
David Degen: «Der FCB muss in absehbarer Zeit um Titel spielen. Der Grat ist schmal zwischen Erfolg haben und talentierte Spieler weiterverkaufen. Die Schweizer Liga ist eine Ausbildungsliga, das ist Fakt. In der Schweiz leben wir von Ausbildung, von den TV-Verträgen kriegen wir 1,8 Millionen Franken.»
«Wenn ich unseren Kader heute anschaue, habe ich in den nächsten zwei bis drei Jahren keine Angst. Es hängt aber auch davon ab, wann der eine oder andere geht. Aber der nächste Spieler muss bereitstehen, das ist unsere Aufgabe.»
«Der FCB muss aber in den nächsten Jahren mit YB um Titel mitspielen. In der Schweiz ist es aber nicht nötig, finanzielle Risiken einzugehen, um in der Champions League zu spielen. Wir geben nur aus, was wir einnehmen.»
«Wir arbeiten daran, dass ab Zeitpunkt X jedes Jahr oder jedes halbe Jahr ein Spieler aus der Akademie ready ist. Im Moment müssen wir für Leaderspieler tief in die Tasche greifen, die fehlen uns. Das wissen wir, aber die können wir nicht herzaubern.»
Wieso hat der FCB so lange trainiert?
Alex Frei: «Wir haben so trainiert, als wäre eine normale Meisterschaft. Es gibt keine Erfahrungswerte im Fussball mit einer WM im Winter. Es gibt aber Erfahrungswerte aus anderen Sportarten, die aber nicht deckungsgleich sind mit Fussball.»
«Manchmal musste man die Jungs ein wenig antreiben, weil sie bereit sind für die Ferien. Unser Ansatz war ein psychologischer. Wenn man nach der Meisterschaft zwei Wochen weitertrainiert und dann in die Ferien geht, fehlt da manchmal ein wenig die Motivation.»
Was sind Verbesserungspunkte?
Alex Frei: «Es gab viele Höhen und Tiefen. Ich werde nicht öffentlich zu Kreuze kriechen. Ich kenne meine Fehler und ich weiss, was ich verbessern muss. Wir besprechen intern, was es zu verbessern gilt. Es geht aber nicht nur um Resultate, sondern auch um Trainingsinhalte zum Beispiel.»
«Dave wäre der Erste, der mir im Nacken sitzt, wenn wir 17 Muskelverletzungen hätten. Hatten wir aber nicht, sondern nur zwei, was so gut wie keine sind. Wir müssen das Training auch spezifischer machen und auf den engen Zeitplan anpassen.»
«Auch Standardsituationen waren ein leidiges Thema. Ich weiss, dass wir in der Rückrunde stehende Bälle trainieren müssen. Da sind wir dran.»
In welchen Bereichen gab es Veränderungen?
David Degen: «Zu einzelnen Personalien möchte ich keine Auskunft geben. Aber wir wägen Nutzen und Kosten natürlich ab.»
«Wir haben im Sicherheitsbereich Änderungen vorgenommen. Mit Dominik Widmer haben wir eine kompetente Führungsperson im Boot. Es gibt Punkte, wo es Optimierungspotenzial gab. Und das versuchen wir auszuschöpfen.»
Der zweite Platz ist Pflicht – wie geht man damit um?

Alex Frei: «Es ist ein immenser Druck. Ich bespreche mit David Degen Ängste und Bedürfnisse. Da geht es nicht nur um Siege und Niederlagen, sondern ums grosse Ganze. In diesem Konstrukt mache ich mir oft den Druck auch selber. Mir wurde immer wieder vorgeworfen, dass ich Spieler nicht weiterentwickeln kann.»
«Als ich die U-18 übernommen habe, war Noah Okafor ein Mitglied dieser Mannschaft. Sechs Monate später war er in der ersten Mannschaft. Später wurde er für zwölf Millionen Franken verkauft.»
«Ich habe ein Faible für junge und schwierige Spieler. Es haben sich viele Spieler unter mir gut weiterentwickelt.»
Wer wird Weltmeister?
Alex Frei: «Frankreich.»
David Degen: «Argentinien. Ich habe auf einen Final zwischen Portugal und Argentinien gehofft. Aber jetzt hoffe ich, dass Messi sich in der Heimat die Krone aufsetzt.»
Hat der FCB Schulden?
David Degen: «Nein, wir haben keine Schulden. Wir rennen dem vorherigen Geschäftsjahr nach. Das beginnt am 1. Januar. Sollte mal Geld fehlen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Wir wollen den FCB auf gesunde Beine stellen.»
«Wir haben den Verein gekauft und zwar für einen Betrag, den man lieber in der Kasse hätte. Aber man musste den Verein von jemandem abkaufen.»
«Wir müssen harte Entscheidungen treffen. Wir sitzen hier in einem Komplex, den sich der FCB nicht leisten kann. Nie leisten können wird.»
Was ist der Aufgabenbereich von Heiko Vogel?
David Degen: «Seine Hauptaufgabe ist die Profimannschaft. Aber wir werden sicher auch ein Augenmerk auf die Akademie legen, das ist unser Herzstück. Da werden wir auch Entscheidungen treffen müssen, aber das ist nicht das Thema heute.»
Wie steht es finanziell um den Verein?

David Degen: «Wir haben finanziell in der ersten Mannschaft einen starken Wandel geschafft. Das wird sich in den nächsten Jahren niederschlagen. 2025 sollte alles, was wir im Verein vorgefunden haben, draussen sein.»
«Es ist wichtig, dass wir finanziell gesund werden. Das sind auch harte Entscheidungen, es geht aber immer um den Erfolg des FCB. Wir beenden das Jahr mit einer knappen Null. Und das trotz den grossen Transfereinnahmen, die wir hatten.»
«Wir sind dabei aufzuräumen, und zwar, was in den letzten 25 Jahren passiert ist. So sollte der FCB in den nächsten Jahrzehnten nie mehr finanzielle Schwierigkeiten haben.»
Wird Adam Szalai nochmals für den FCB spielen?
Alex Frei: «Er hat bis 2023 einen Vertrag. Es ist alles möglich.»
David Degen: «Ich kann es aus Vereinssicht sagen. Nein, wird er nicht.»
Sind die Spieler über ihren möglichen Abgang informiert?
David Degen: «Ja, die Spieler sind informiert. Aber die einzelnen Namen möchte ich nicht diskutieren. Adam Szalai ist wieder im Mannschaftstraining, aber ob er am 2. Januar noch im Team ist, kann ich jetzt nicht sagen.»
Alex Frei: «Wir haben mit allen Spielern, die es betrifft, transparent gesprochen. Für den Rückrundenstart planen wir mit 23 bis 25 Spielern exklusive Goalies. Wenn es Spieler gibt, für die wir keine Lösung finden bis zum 2. Januar, wollen wir andere Lösungen finden. Diese Lösungen hängen auch vom Verhalten des Spielers ab.»
Wie viel wird Heiko Vogel zu sagen haben?
David Degen: «Bei finanziellen Fragen entscheidet der Verwaltungsrat. Im operativen Bereich hat Heiko Vogel alle Kompetenzen, die er braucht.»
Wie wird sich die Rolle von Valentin Stocker verändern?

David Degen: «Der Posten von Heiko Vogel wurde zuerst Valentin Stocker angeboten. Aber es kam zu früh für ihn. Wie es für ihn in zwei bis drei Jahren aussieht, kann ich nicht sagen.»
Wird Heiko Vogel mediale Entlastung bringen?
David Degen: «Ja, das ist sicher eine seiner Aufgaben. Ich stelle mich hin, wenn der Wind rau ist. Aber ich werde mich eher im Hintergrund halten und dort die richtigen Weichen stellen für den Erfolg des FCB.»
Ist Heiko Vogel eine Unterstützung für Alex Frei?
David Degen: «Ich glaube immer noch 100 Prozent an Alex. Sonst wäre er nicht mehr hier. Wir gehen gemeinsam durch dick und dünn. Mit dieser Voraussetzung schaffen wir die Basis für Erfolg.»
Ist es ein Risiko, einen «Anfänger» anzustellen?
David Degen: «Das ist eine sehr gewagte Aussage. Er war als Cheftrainer erfolgreich und als Nachwuchsleiter. Wir haben ein sehr professionelles Umfeld, vor allem das Scouting. Heiko Vogel ist das fehlende Puzzleteil, um das Ganze zu ergänzen. Auch unser Campus, das Herzstück des Vereins, wird er einbeziehen.»
Von wem kam die Initiative?
Alex Frei: «Es war eine gemeinsame Entscheidung. Ich habe nicht um Unterstützung gebeten, aber es war eine Entscheidung von uns allen zusammen. Es wird auch keine Auswirkungen haben auf den Rest des Staffs.»
Wird Heiko Vogel der nächste FCB-Trainer?

Alex Frei: «Es gibt immer zwei Ebenen in unseren Beziehungen. Es gibt die private und die geschäftliche Seite und das kann ich sehr gut trennen. Also wenn der Moment kommen wird, wenn Heiko zu mir kommt und mir sagt, dass man eine Alternative zu mir braucht, kann ich das akzeptieren.»
Wie kam man auf die Personalie Heiko Vogel?
Alex Frei: «Wir haben länger eine Personalei gesucht, die diese Rolle ausfüllen kann. Ein wichtiger Aspekt war Loyalität. ich war zu einem späteren Zeitpunkt in den Prozess involviert und wurde gefragt ob ich mit ihm zusammen arbeiten könnte. Und er bringt wichtige Qualitäten mit. Er hat Erfahrung als Trainer, als Nachwuchsleiter beim FC Bayern München, er hat eine Basler Vergangenheit und er ist loyal und ein guter Mensch. Das sind fünf Punkte, die für einen guten Sportdirektor sprechen.»
Heiko Vogel
Alex Frei: «Heiko Vogel ist ein grossartiger Mensch, er ist aber wegen seiner Fachkompetenz hier. Ich will jeden Tag lernen und von Heiko Vogel kann ich sehr viel lernen. Davon wollen wir alle profitieren. Von meiner Seite her, darf er gerne auf der Bank platz nehmen. Das ist aber sein Entscheid.»
David Degen: «Über die Vertragsdauer von Heiko Vogel möchte ich nicht sprechen. Das ist nicht wichtig.»
Plant der FCB mit Fabian Frei?
Alex Frei: «Fabian Frei war in der Vorrunde ein wichtiger Spieler für uns. Wir definieren ihn nicht über Einsatzzeit, sondern über sein Verhalten. Jetzt kann ich seine Rolle in der Rückrunde nicht kommentieren. Er ist wichtig und es ist auch wichtig, dass jeder Spieler weiss woran er bei mir ist.»
Was wünscht sich Alex Frei an Spielermaterial?
Alex Frei: «Ich bin nicht der Trainer, der dreimal in der Woche im Chefbüro steht und sagt, was ich alles brauche. Ich bin sehr zufrieden mit dem, was wir haben.»
David Degen: «Das Ziel ist der zweite Platz, es ist nicht das Ziel sehr viel zu machen im Winter. Auf der Abgangsseite wird sich einiges tun, da haben wir noch einiges zu tun.»