FC WürenlingenPräsident lacht beim N-Wort – Aufruhr beim FC Würenlingen
Ein rassistischer Schnupfspruch während eines gemütlichen Beisammenseins beim FC Würenlingen sorgt für Unmut. Auch der Präsident des Vereins lacht im Video über den Spruch.
In einer feuchtfröhlichen Runde schnupfen Spieler, Mitglieder und der Vereinspräsident des FC Würenlingen zusammen Schnupftabak. Ein Spieler der 1. Mannschaft gibt vor dem Schnupf einen rassistischen Schnupfspruch von sich.
20min/News-ScoutDarum gehts
Ein rassistischer Schnupfspruch bei der 1. Mannschaft beim FC Würenlingen sorgt für Aufruhr.
Der Moment wurde auf Video festgehalten und machte im Verein die Runde.
Auf dem Video lacht auch der Präsident über den Spruch.
Ein Trainer sowie ein Spieler verliessen den Verein aufgrund des Videos.
Der Präsident entschuldigt sich und sagt, dass im Verein kein Rassismusproblem besteht.
Die Werte des FC Würenlingen sind auf der Vereinswebseite festgehalten: fairer und respektvoller Umgang untereinander – auf und neben dem Platz. Scheinbar aber haben dies einige Teammitglieder der 1. Mannschaft sowie der Präsident des Vereins während einer feuchtfröhlichen Runde kurzerhand vergessen.
In einem Video, das 20 Minuten zugespielt wurde, sind einzelne Spieler der 1. Mannschaft sowie der Vereinspräsident zu sehen. Sie alle warten, bis ein Spieler einen Schnupfspruch gesprochen hat, bevor der Schnupftabak die Nase hochgezogen werden kann.
Doch dann, kurz bevor das «Priis» den Schnupf freigibt, kommt es zur rassistischen Äusserung. Der Spieler sagt: «…dann schlagen wir die N**** weiss. Priis». Auf die Aussage folgt lautes Gelächter. Auch der Präsident des Vereins, Thomas Koller, lacht über den rassistischen Spruch.
Entschuldigung erwartet
Das Video entstand Ende 2022. Doch noch immer beschäftigt es einige Vereinsmitglieder. Wie 20 Minuten von einer Person aus dem nahen Umfeld des Vereins erfahren hat, verliessen aufgrund des Videos bereits ein Trainer und ein Spieler den Verein, wie mehrere Quellen bestätigen. Zu weiteren Austritten könnte es ebenfalls kommen: «Wegen dem Video überlegen sich ein weiterer Trainer sowie Spieler ebenfalls, den Club zu verlassen», sagt die Person gegenüber 20 Minuten.
Dass mehr als ein halbes Jahr nach der Aufnahme des Videos sich noch immer einzelne Vereinsmitglieder damit beschäftigen, den Verein zu verlassen, habe einen speziellen Grund: «Ich weiss, dass vereinzelte Mitglieder zumindest eine Entschuldigung des Präsidenten erwartet hätten. Dass ein Obmann auf ein solches Video nicht reagiert, ist verwerflich.»
«Haben kein Rassismusproblem»
Auf die Aufnahme angesprochen, räumt der Vereinspräsident Thomas Koller ein, dass das Video innerhalb des Vereins für Gesprächsstoff sorgte. Der Spruch sei rassistisch und habe im Verein nichts zu suchen. «Ich habe über den Spruch geschmunzelt, ja. Erst später habe ich jedoch realisiert, was der Spieler da von sich gegeben hat.»
Dass jemand den Moment auf Video festhielt, hat Koller laut eigener Aussage nicht mitbekommen. Er habe sich aber der Sache, nachdem er vom Video Kenntnis hatte, persönlich verschrieben. «Ich habe dem Spieler klargemacht, dass es solche Aussagen in unserem Verein nicht mehr geben wird.»
Da das Video nur in gewissen Kreisen des Vereins die Runde machte, hielt es der Obmann für richtig, dies auch nur intern in diesen Kreisen zu besprechen und nicht den gesamten Verein zu involvieren.
Der Präsident des Fussballvereins hält fest: «Ich kann versichern, dass wir im Verein kein Rassismusproblem haben.» Dies unterstreiche die Tatsache, dass seit mehreren Jahren ein Zehnjähriger aus Eritrea gratis im Verein spielen dürfe und auch zwei aus der Ukraine stammende Brüder im Club aufgenommen wurden.
Anders als die dem Verein nahestehende Person sagt, kam es laut Koller zu keinen Abgängen von Trainern oder Spielern aufgrund des Videos. Der Vereinspräsident hält aber fest: «Ich entschuldige mich im Namen des Vereins, dass es zu diesem dummen und unangebrachten Zwischenfall gekommen ist.»
«Zweifellos rassistisch»
Der Spruch des Spielers kann laut Stephanie Graetz von der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus (GRA) «zweifellos als rassistisch» angesehen werden. Die Tatsache, dass solche Schnupfsprüche in der Schweizer Gesellschaft verankert seien, bedeute nicht, dass sexistische oder rassistische Sprüche toleriert werden sollten.
«Oft fehlt die Sensibilität, dass gewisse Sprüche ein rassistisches Motiv haben. Wir als Gesellschaft entwickeln uns jedoch weiter und solche Sprüche müssen heute kritisch betrachtet und überdacht werden», so Graetz.
Als Stiftung schätze man, dass der Vereinspräsident sich für diesen Vorfall entschuldigt habe. Es sei wichtig, Verantwortung zu übernehmen.
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