Hotelplan berät neu mit KI – wollen das die Kunden überhaupt?

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Ferien ab MaschineHotelplan berät neu mit KI – wollen das die Kunden überhaupt?

Hotelplan setzt für Beratungen neu eine KI ein. So geht das Unternehmen mit möglichen KI-Falschaussagen um.

Bei Hotelplan gibts bald Ferienberatung aus der Maschine.
Wie genau? Bei der scheidenden Migros-Tochter versuchen Reiseberater intern Fragen der Kundschaft mit KI zu beantworten.
Um eine hohe Qualität der Informationen zu gewährleisten, gebe es Richtlinien für die Nutzung und Schutzmassnahmen gegen falsche Antworten, schädliche Inhalte oder die Vermischung von Sprachen.
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Bei Hotelplan gibts bald Ferienberatung aus der Maschine.

IMAGO/Geisser

Hotelplan setzt auf KI: Darum gehts

  • Hotelplan-Mitarbeitende können bald auf eine neue KI zugreifen, die Beratungen in den Reisebüros schneller und präziser machen soll.

  • So bleibe mehr Zeit für individuelle Beratungen, verspricht Hotelplan.

  • Solange Hotelplan die KI-Beratung den Kunden nicht aufzwinge, sei das wohl eine gute Sache, sagt ein Experte der Fachhochschule Graubünden.

Ferienberatung aus der Maschine: Hotelplan Suisse setzt neu auf künstliche Intelligenz (KI), um sein Wissen rund um Reisen und Ferien schneller an die Kundschaft zu bringen. Die Mitarbeitenden der scheidenden Migros-Tochter können bald einen Chatbot nutzen, der auf einer generativen KI basiert und etwa Reisepläne zusammenstellen kann.

Mehr Zeit für individuelle Beratungen dank KI?

Der Chatbot soll Fragen wie «Ist der Strand Marathonas in Griechenland zum Schwimmen geeignet?» oder «Wie viel Bargeld darf man höchstens nach Ägypten mitbringen?» beantworten können. Die rund 550 Hotelplan-Mitarbeitenden könnten mit dem Bot nun auf das interne Wissen sowie auf externe Daten zugreifen. Die Informationen bezieht Hotelplan laut eigenen Angaben aus mehr als zehn internen und externen Quellen wie eigenen Websites, Wetterdaten und weltweiten Einreisebeschränkungen.

So will Hotelplan die Qualität der KI-Angaben sicherstellen

Für die Entwicklung des Bots kooperiert Hotelplan Suisse mit Google Cloud und dem KI-Berater Datatonic. Um eine hohe Qualität der Informationen zu gewährleisten, gebe es Richtlinien für die Nutzung und Schutzmassnahmen gegen falsche Antworten, schädliche Inhalte oder die Vermischung von Sprachen. Aktuell teste das Vertriebsteam die KI, bevor Hotelplan sie schrittweise ausrolle. Für Mitarbeitende soll der Chatbot künftig als Browser-Erweiterung zur Verfügung stehen.

Die Mitarbeitenden könnten Fragen im Chatbot eingeben und so der Kundschaft detailliertes Reise-Know-how vermitteln. So hätten sie mehr Zeit für ihre Kundschaft und für komplizierte Anfragen, sagt Hotelplan.

«Auch ChatGPT kann Ferieninfos aus dem Netz ziehen»

Mauro Luis Gotsch von der Fachhochschule Graubünden ist spezialisiert auf die digitale Transformation im Tourismus.

Mauro Luis Gotsch von der Fachhochschule Graubünden ist spezialisiert auf die digitale Transformation im Tourismus.

Fachhochschule Graubünden

Herr Gotsch, Hotelplan nutzt nun eine KI für Kundenberatungen. Schreckt das Kunden nicht eher ab?

Solange die KI-gestützte Beratung einfach ein weiterer Kanal ist, der von der Kundschaft genutzt werden kann, sehe ich keine Gefahr für Hotelplan. Wird die Integration jedoch der Kundschaft aufgezwungen oder in einem ersten Schritt gar die einzige Interaktionsart sein, wie es bereits in gewissen Hotlines der Fall ist, könnte dies eine potenzielle Kundschaft abschrecken. Vorerst nutzt Hotelplan die KI aber nur intern.

KIs in der Kundenberatung – schreckt dich das ab?

Will die Kundschaft überhaupt eine KI-gestützte Beratung?

Am Ende des Tages kommt es auf die Nutzungserfahrung an: Ist die Bedienung der KI-Beratung einfacher und reichhaltiger, als einfach meine Destination zu googeln? Die zweite Frage ist, ob die Hotelplan-KI bessere Empfehlungen abgibt als die LLMs, die von der Kundschaft sowieso schon genutzt werden. Schliesslich hat ChatGPT über 100 Millionen aktive Nutzende und kann auch Ferieninformationen aus dem Netz ziehen.

Was, wenn die KI halluziniert und falsche Angaben macht?

Das ist einer der möglichen Reputationsschäden – schliesslich wurden solche Halluzinationen letztes Jahr auch Techgiganten wie Meta zum Verhängnis. Ein weiteres Risiko ist, dass gewisse Kundengruppen den Einsatz von KI geschmacklos finden könnten und auch korrekten KI-Aussagen misstrauen.

Das sagt Hotelplan zu KI-Falschaussagen

Es gebe bei jeder Antwort eine Quellenangabe, die Mitarbeitenden könnten die Informationen vor der Weitergabe an die Kundinnen und Kunden also überprüfen. Zudem nutze die KI Datenquellen, mit denen  die Mitarbeitenden grossteils schon bisher gearbeitet haben, so Hotelplan.

Kommen solche KIs bald auch extern, für alle zugänglich auf der Website?

Ich habe das Gefühl, dass der komplett freie Zugang zu solchen KI-getriebenen Kundenberatungen noch eine Weile dauern könnte. Es gibt zwar erste Anwendungen, auch bei uns in Graubünden, wie Jovin AI, aber sowohl Meta als auch Apple waren bisher zögerlich, alle KI-Applikationen in der EU zugänglich zu machen, da die rechtliche Unsicherheit zurzeit noch hoch ist. Viele Copyright-, Haftungs- und Datenschutzfragen sind noch nicht geklärt und die meisten Unternehmen möchten vermutlich nicht die ersten sein, die einen entsprechenden Shitstorm online auslösen.

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