WM 2018 und 2022Fifa-Abstimmung – alles ungültig?
Die Würfel sind gefallen, Russland und Katar erhielten den WM-Zuschlag. Doch war die Wahl überhaupt regulär? Der Fifa droht ein juristisches Nachspiel.
Sie boten ihre Stimmen für die Vergabe der Weltmeisterschaften 2022 zum Verkauf an – und wurden dabei von der der «Sunday Times» gefilmt: Reynald Temarii und Amos Adamu. Die Fifa konnte nicht anders und suspendierte die beiden Fifa-Exekutivmitglieder. Statt 24 Mitglieder wählten am Donnerstag nur deren 22 die neuen WM-Veranstalter – und das kann Folgen haben.
Tremarii wurde nach Informationen der «Süddeutschen Zeitung» nicht wie versprochen bis zum 28. November schriftlich über seine Suspendierung informiert. Ein gefundenes Fressen für dessen Anwältin Geraldine Lisieur, die darin die Verletzung des Anhörungsrechts erkennt: «Das Risiko der Fifa ist, dass ihr WM-Votum unwirksam sein könnte, wenn wir dem juristischen Prozedere folgen und der Sportgerichtshof CAS am Ende die Suspendierung aufheben sollte», sagte sie gegenüber dem deutschen Qualitätsblatt. Weniger freundlich ausgedrückt: Die Wahl vom Donnerstag wäre irregulär, weil Tremarii hätte teilnehmen dürfen.
Laut dem Frankfurter Sportrechtler Nicolas Rössler wäre auch die Tatsache anfechtbar, dass am Donnerstag nur 22 Exekutivmitglieder abgestimmt haben. Das sagte er gegenüber dem deutschen Sport-Informationsdienst. In den Fifa-Statuten werden in Artikel 30 eindeutig 24 Stimmberechtigte vorgeschrieben. Auch das wäre ein Fall für den internationalen Sportgerichtshof in Lausanne.
Dass nach der demonstrativen Abstrafung Englands ein Land rechtliche Schritte gegen die Fifa unternimmt, ist kaum anzunehmen – der Schuss ginge wohl nach hinten los. Und dass die Fifa für das Problem Tremarii eine stille Lösung im Sinne aller finden kann, hat sie in der Vergangenheit wiederholt bewiesen.