Luxusleben auf Instagram - Finanztrickser (25) brachte Anleger um hunderttausende Franken

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Luxusleben auf InstagramFinanztrickser (25) brachte Anleger um hunderttausende Franken

Im Internet inszeniert sich der 25-Jährige als erfolgreicher Trader und protzt mit Statussymbolen. Seit aber die Staatsanwaltschaft wegen Veruntreuung ermittelt, hält sich der Baselbieter im Ausland auf.

Als er im Oktober 2020 mit dem Ferrari posierte, lief schon das Strafverfahren gegen ihn.
Auf Instagram zelebriert er ein Luxusleben mit schnellen Autos, teuren Hotels und Restaurants. Zurzeit hält er sich mutmasslich in Monaco auf.
Auf Linkedin präsentierte er sich als Wunderkind der Finanzbranche. Allerdings scheint er trotz seiner Erfolge kaum professionell vernetzt zu sein. Er hat auf der Business-Plattform nur zwei Kontakte.
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Als er im Oktober 2020 mit dem Ferrari posierte, lief schon das Strafverfahren gegen ihn.

Screenshot

Auf Instagram lebt er ein Luxusleben wie aus dem Bilderbuch. In Monaco lässt er sich mit einem schwarzen Rolls Royce Sportcoupé fotografieren, protzt mit teuren Uhren und logiert mit seiner Freundin, einem brasilianischen Model, in Fünf-Sterne-Häusern. Nur: Diesen Lifestyle lebt der junge Baselbieter möglicherweise auf Kosten anderer.

Der junge Baselbieter Finanzjongleur, dessen Consulting-Firma laut Eigendeklaration auf den «fundamentalen Bausteinen der Verlässlichkeit, Fairness und Effizienz» aufgebaut ist, hat mutmasslich Geld seiner Anleger veruntreut und sich damit ins Ausland abgesetzt. Die Staatsanwaltschaft Zürich Limmat hat gegen den 25-Jährigen eine Strafuntersuchung wegen Verdachts auf Veruntreuung und weitere Delikte eröffnet. 20 Minuten weiss von mindestens zehn Geschädigten, die Strafanzeigen eingereicht haben. Die untersuchte Deliktsumme liegt bei über 600’000 Franken. Die Zürcher Staatsanwaltschaft bestätigte auf Anfrage den Eingang mehrerer Anzeigen.

Der Beschuldigte meldete sich im April 2020 nach Italien ab, nachdem die ersten Strafanzeigen gegen ihn eingegangen sind. Er liess auch sein Einzelunternehmen für «Financial Consulting» aus dem Handelsregister löschen. Ins Rollen gebracht hatte den Fall Arton G.*, der anonym bleiben möchte. Der Zürcher hat dem Trader insgesamt 35’000 Franken anvertraut, damit dieser damit traden und satte Profite einfahren würde.

Auf Instagram geht die Party unbeirrt weiter

Jetzt steht der Vorwurf im Raum, dass der 25-Jährige dieses Geld nie gewinnbringend angelegt, sondern damit seinen aufwendigen Lebensstil finanziert hat. Arton G. sei dabei «Opfer eines Lügengebäudes geworden, mit dem der Baselbieter eine Vielzahl von Anlegern täuschte», behauptet sein Anwalt Christoph Dumartheray.

Der erfahrene Basler Strafrechtler vertritt noch weitere Geschädigte, einer von ihnen hat gar 100’000 Franken investiert. Dumartheray fürchtet allerdings, dass die Ermittlungen der Zürcher Staatsanwaltschaft nicht voran gehen. «Es ist langsam stossend. Wir erfahren absolut nicht, ob und was die Staatsanwaltschaft überhaupt macht», nervt er sich. Seinen Unmut teilte er der Behörde Mitte April auch mit. «Auf Instagram zelebriert er - noch stets - sein Luxusleben in Monaco. Es besteht der Eindruck, dass er seine Machenschaften trotz zahlreicher Strafanzeigen unbehelligt weiterführen kann.»

Auf Anfrage zeigt sich die Zürcher Staatsanwaltschaft zugeknöpft. Ob inzwischen ein Haftbefehl ausgestellt wurde gegen den Beschuldigten oder ein Rechtshilfeersuchen an Italien oder Monaco ergangen sei? Dazu mache man keine Angaben. Immerhin: Ein Jahr nach Beginn der Ermittlungen sollen nun die Geschädigten befragt werden. «Man kann also nicht mehr behaupten, dass Stillstand herrscht», meint Dumartheray.

«Dieter Behring auf Steroiden»

Er wie auch Arton G. vermuten, dass der derzeit bekannte Kreis von Geschädigten nur die Spitze des Eisbergs ist. «Er ist der 25-jährige Dieter Behring auf Steroiden», findet Dumartheray, der im Fall des 2016 verurteilten Millionen-Betrügers Behring einen Mitbeschuldigten erfolgreich verteidigt hatte. Der um sein Geld gebrachte Arton G. hofft, dass weitere Geschädigte nun den Mut aufbringen, ihre Fälle zur Anzeige zu bringen. «Dann kommt hoffentlich mehr Bewegung in die Sache», sagt er.

Der Beschuldigte äusserte sich bis jetzt nicht zu den Anschuldigungen und liess mehrere Anfragen von 20 Minuten unbeantwortet. Es gilt die Unschuldsvermutung.

*Name der Redaktion bekannt

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