Private Handys verbotenSpioniert China die Olympioniken aus? Viele Nationen haben Angst
Bald starten die Olympischen Winterspiele in China. Doch kurz vor dem Start ist die Angst vor Spionage gross. Es geht um Sicherheitslücken in einer App, die alle in der Olympia-Blase installieren müssen. Doch nicht alle haben Bedenken.
Darum gehts
Anfang Februar beginnen in China die Olympischen Spiele. Während die verschiedenen Nationen, so auch Swiss Olympic, immer mehr Sportlerinnen und Sportler selektionieren, herrscht bei vielen grosse Sorge – und teils auch Angst. Wovor? Spionage. Mehrere Länder stellen ihren Athleten laut Presseberichten bereits von sensiblen Daten befreite Mobiltelefone zur Verfügung.
Ja, sie weisen die Olympioniken gar an, private Geräte wie Mobiltelefone und Laptops überhaupt nicht mit nach China zu nehmen. Deutschland ist ein Beispiel. Die Niederlande ein anderes. Die Briten halten es mit Ratschlägen. Aus dem Team GB heisst es: «Wir haben den Athleten und Mitarbeitern praktische Ratschläge gegeben, damit sie selbst entscheiden können.» Und die Schweiz? Was macht Swiss Olympic?
Grobe Sicherheitslücken in der Olympia-App?
Auf Anfrage von 20 Minuten meint Fabio Gramegna, Mediensprecher Swiss Olympic: «Wir sind gerade daran, ein Dokument zum Thema ‹Internet und Kommunikation in China› mit Tipps und Hinweisen für die Delegationsmitglieder zu verfassen.» Und: «In diesem Dokument werden wir auch auf die im Beitrag erwähnte Thematik sensibilisieren – damit jedes Delegationsmitglied entscheiden kann, wie es mit dem Thema umgehen will.»
Wird es also keine Anweisung geben, dass die Schweizerinnen und Schweizer ihre privaten Digital-Geräte daheim lassen sollen? «Wie auch an den letzten Olympischen Spielen werden alle vor Ort ein neues Smartphone von einem IOC-Sponsor erhalten – mit einer lokalen SIM-Karte», so Gramegna. Das Swiss-Olympic-Team habe zudem die Möglichkeit, mit einer chinesischen SIM-Karte und einem etwas älteren Mobiltelefon zu arbeiten.
Doch weshalb ist diese Angst überhaupt da? Die Angst vor Spionage seitens China? Vor allem geht es um die App «My2022», die alle Olympioniken sowie alle in der Olympia-Bubble (auch Medienschaffende) installieren müssen. Auf der App finden sich etwa Infos zu den Wettkämpfen, Gesundheitszertifikate oder die nächsten Reisemöglichkeiten, um an eine Veranstaltung zu kommen. Wie die «New York Times» schreibt, sind die Sicherheitslücken eklatant.
«Ich werde mein eigenes Natel nehmen»
Gemäss einem Bericht von Citizen Lab, einem Cybersicherheitsunternehmen der Universität von Toronto, verschlüsselt «My2022» kaum oder gar nicht sensible Daten. «Alle Informationen, die Sie übertragen, können abgefangen werden», erklärt Dr. Jeffrey Knockel, Autor des Berichts. Und: «Mit der Nutzung der App sendet man bereits Daten direkt an die chinesische Regierung.» Hinzu kommt, dass die App Listen mit zensierten Wörtern beinhaltet. Solche sind in China keine Seltenheit. Sie dienen als erste Verteidigungslinie in einem mehrstufigen Zensursystem, das die Verbreitung unerwünschter politischer Themen verhindern soll.
Skispringer Gregor Deschwanden meint auf die Frage betreffend Spionage-Angst: «Ich werde mein eigenes Natel nehmen. Aber natürlich ist es jedem selbst überlassen. Ich denke, dass wir mit dem Gebrauch von Sozialen Medien sowieso schon viele Informationen preisgeben ohne Bedenken und in Russland 2014 wäre dies auch schon möglich gewesen.» Nati-Direktor Lars Weibel sagt zu 20 Minuten: «Nein, das ist kein Thema für uns. Das höre ich jetzt zum ersten Mal.» Und: «Für uns ist es einfach wichtig, dass die Spieler ein möglichst gewohntes Umfeld haben und dass sie in der Off-Ice-Zeit auch mal einen Netflix-Film schauen können.» Dass sie problemlos mit ihren Familien kommunizieren können, sei gewährleistet.
Das IOC dementiert auf Anfrage von 20 Minuten alle Vorwürfe. Ebenso die Organisatoren der Olympischen Winterspiele haben derweil Befürchtungen zurückgewiesen, dass Handys und Laptops ausgespäht werden könnten oder Nahrungsmittel für Athleten nicht den Sicherheitsstandards genügten. Ein Sprecher versicherte nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua vom Dienstag, die Organisatoren hielten sich strikt an die Gesetze zum Schutz persönlicher Informationen. Die Olympia-App diene dem präventiven Infektionsschutz während der Corona-Pandemie, sammle aber nicht nur Gesundheitsdaten, sondern stelle auch Informationsdienste zur Verfügung, sagte der Sprecher.