Umstrittenes ExperimentFlorida will Gen-Mücken gegen Zika einsetzen
Forscher wollen in Florida über eine Million genmanipulierte Moskitos freilassen, um das Zika-Virus zu stoppen. Manche stehen dem skeptisch gegenüber.

Die Mücken sollen den Kampf unter sich austragen: Genmanipulierte Mücken vor ihrer Freilassung in Panama City. (25. September 2014)
Keystone/Arnulfo FrancoÜberall in den Florida Keys sind sie zu sehen: Schilder mit der Aufschrift «Keine Erlaubnis, genmanipulierte Moskitos freizulassen». Das dürfte sich jedoch bald ändern – in drei Monaten wird in den Keys darüber abgestimmt. Wozu aber soll das gut sein?
In den letzten fünf Jahren hat das Biotechnologie-Unternehmen Oxitec einen Plan entwickelt, um gentechnisch veränderte Moskitos freizulassen, welche die Ausbreitung des Zika-Virus verhindern sollen. Das berichtet Theguardian.com. «Wäre es nicht wundervoll, wenn man sagen könnte Hier in den Keys können Sie sich nicht mit Dengue-Fieber oder Zika-Virus infizieren?», sagt Oxitec-Sprecher Derric Nimmo.
Ein Schwarm von über einer Million Mücken will das Unternehmen in Florida aussetzen. Jeder männliche Moskito soll ein Gen in sich tragen, das verhindert, dass die Nachkommen sich vollständig entwickeln können. Die Wissenschaftler zielen darauf ab, dass sich die Männchen mit den in freier Wildbahn lebenden Moskito-Weibchen paaren und auf diese Weise die Ägyptische Tigermücke, die das Zika-Virus verbreitet, ausgerottet wird.
«Wir wollen keine Labor-Ratten sein»
Manche Floridianer halten nicht viel vom Vorhaben von Oxitec. Immobilienmaklerin Mila de Mier hat 170'000 Unterschriften gegen das Experiment gesammelt. «Es geht hier um Menschenrechte. So etwas wollen wir nicht einfach hinnehmen», sagt sie zum «Guardian».
«Wir wollen keine Labor-Ratten sein, die nach dem gescheiterten Versuch auf die Strasse abgeschoben werden», wird eine weitere Frau aus Key Haven im Bericht zitiert. Sie vermutet, dass Oxitec mit seinem Moskito-Experiment ein Haufen Geld machen wird. Tatsächlich gehen Analysten davon aus, dass das Geschäft bis zu 400 Millionen Dollar jährlich einbringen könnte.
Nicht der erste Versuch
Der Versuch ist allerdings nicht der erste oder der letzte seiner Art. Oxitec hat laut «Guardian» bereits in Brasilien, Panama, Malaysia und erst kürzlich auf den Cayman Islands genmanipulierte Moskitos freigelassen. Ausserdem habe das Unternehmen Aufträge für Sri Lanka und Indien in Aussicht.
Der älteste Versuch ist gerade einmal zwei Jahre her, was die Sorge über längerfristige Konsequenzen in der Bevölkerung der Florida Keys nicht schmälert. «Wer die Büchse der Pandora öffnet, sieht die Auswirkungen davon erst in fünf oder gar fünfzehn Jahren», sagt Mila de Mier.
Oxitec sagt, dass die meisten Versuche eine Reduktion von 90 Prozent der Tigermücken-Population zur Folge gehabt hätten. Das Unternehmen muss aber auch einräumen, dass es eine ähnlich hohe Anzahl Misserfolge gibt, besonders in geografisch komplexen Gebieten.