Shitstorm auf Twitter & Co.Frankreich führt Impfpflicht für Gesundheitspersonal ein
Der französische Präsident Emmanuel Macron hat am Montagabend verkündet, eine Impfpflicht fürs Gesundheitspersonal einzuführen. Die Debatte um den Impfzwang löst auf Sozialen Medien heftige Reaktionen aus. Auch Griechenland folgt dem Entscheid.

Emmanuel Macron hat eine Impfpflicht für das Gesundheitspersonal erlassen.
AFPNach Italien führen auch Frankreich und Griechenland eine Corona-Impfpflicht für Gesundheits- und Pflegekräfte ein. Die beiden EU-Länder reagieren damit auf die rapide Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus, wie der französische Präsident Emmanuel Macron und der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis am Montagabend ankündigten. Für nicht Immunisierte wird zugleich der Zugang zu Innenräumen etwa von Restaurants oder Bars erschwert.
In Frankreich müssen sich alle Mitarbeiter von Krankenhäusern, Alten- oder Pflegeheimen laut Macron bis spätestens zum 15. September impfen lassen. Andernfalls können sie laut Gesundheitsminister Oliver Véran nicht mehr arbeiten und werden auch nicht mehr bezahlt.
Für früh in diesem Jahr geimpfte Risikogruppen soll es in Frankreich zudem ab September Auffrischungs-Impfungen mit einer dritten Dosis geben. Macron sprach von einem neuen «Wettlauf» gegen das Virus, das sich wieder in ganz Frankreich ausbreite. Ohne rasches Handeln drohe neuer Druck auf die Krankenhäuser.
Entscheid löst heftige Reaktionen aus
In Frankreich zeigte die halbstündige Ansprache Macrons umgehend Wirkung: Die Buchungsseite Doctolib erklärte auf Twitter, die Zahl der vereinbarten Impftermine sei sprunghaft angestiegen.
Macron hat auf Twitter folgende Botschaft an sein Volk gerichtet: «Ich habe Vertrauen in Sie, in uns. Wir bleiben vereint, gelassen und entschlossen.»
Viele User kritisieren den Entscheid Macrons. «Wir haben aber kein Vertrauen in dich», so ein Twitter-User.
Seine politische Gegnerin Marine Le Pen beklagt die Behandlung des Gesundheitspersonals: «Man hat ihnen applaudiert und sie als Helden gefeiert, die trotz niedriger Löhne und schwieriger Arbeitsbedingungen immer da waren. Nun werden bei ihnen mit unanständiger Brutalität Schuldgefühle geweckt und sie damit bedroht, sie nicht mehr zu bezahlen. Welche Undankbarkeit!»
Ein anderer schreibt: «Herr Präsident, wie können wir vereint bleiben, wenn sie im Begriff sind, eine Gesellschaft mit zwei verschiedenen Geschwindigkeiten zu schaffen, in der Geimpfte und Nichtgeimpfte durch eine Mauer getrennt sind? Haben wir nicht das Recht, die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit von Impfstoffen in Frage zu stellen?»
Ein User findet, Frankreich sei unter Macron zur Diktatur geworden.
Ein andere User zeigt auf, dass sich Macron widersprochen habe:
Es gibt aber auch Zuspruch für den Präsidenten, so schreibt ein italienischer User: «Wir wollen dich als Präsidenten von Italien.»
Auch ein User aus der Schweiz begrüsst den Impfzwang.
Impfpflicht in Griechenland ab Mitte August
In Griechenland gilt die Impfpflicht ab Mitte August für Mitarbeiter in Altenheimen und ab dem 1. September für den Gesundheitsbereich. «Wir können das letzte Kapitel der Gesundheitskrise nur beenden, wenn jeder das Vakzin der Freiheit in seinem Arm hat», sagte Regierungschef Kyriakos Mitsotakis. Das Land werde nicht wegen der ablehnenden Haltung Einzelner in einen neuen Lockdown gehen.
In Italien gibt es die Pflicht-Impfung für Ärzte und anderes medizinisches Personal bereits seit Mai. In Deutschland wird darüber diskutiert, sie für das Personal in Kitas und Schulen einzuführen.
Darüber hinaus will Frankreich die Vorlage eines Gesundheitspasses ab August zur Voraussetzung für den Besuch von Restaurants oder Einkaufszentren sowie die Nutzung von Zügen oder Flügen im Inland machen. Der Pass gibt Aufschluss über eine Impfung, eine überstandene Corona-Infektion oder einen negativen Test. In Griechenland sind Einschränkungen für nicht Geimpfte bereits ab diesem Freitag geplant.
In Frankreich wie in Griechenland sind jeweils rund 40 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. In beiden Ländern war die Zahl der Neuinfektionen zuletzt wieder angestiegen. Experten führen dies auf die Delta-Variante zurück, die erstmals in Indien festgestellt worden war.
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Safezone.ch, anonyme Onlineberatung bei Suchtfragen
Branchenhilfe.ch, Ratgeber für betroffene Wirtschaftszweige
Hotline bei Angststörungen und Panik, Tel. 0848 801 109
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143