Franz Carl Weber«Habe hier Spielzeug für Enkel gekauft»: Schliessung geht Kunden ans Herz
Rund zwei Dutzend Filialen des Spielzeug-Händlers Franz Carl Weber sollen verschwinden und durch Müller-Filialen ersetzt werden. Der frühere FCW-Besitzer und FDP-Nationalrat Marcel Dobler nimmt erstmals Stellung.
Darum gehts
Viele Franz-Carl-Weber-Filialen in der Schweiz sollen durch Filialen der Müller-Drogerie ersetzt werden.
Rund 200 Mitarbeitende sind potenziell betroffen, auch das Traditionshaus beim HB Zürich verschwindet.
FDP-Nationalrat Marcel Dobler, der FCW 2023 an Müller verkauft hat, nimmt im Gespräch mit 20 Minuten Stellung.
20 Minuten hat auch bei den Kunden nachgefragt. Diese finden die Übernahme schade.
In Zürich, Bern, Basel und Luzern verschwinden die beliebten Spielwaren-Läden Franz Carl Weber, dafür entstehen neue Müller-Filialen. Die Drogeriekette hatte das Traditions-Unternehmen im vergangenen Jahr übernommen. Schon zuvor war FCW lange in ausländischer Hand, dann während rund fünf Jahren zur Hälfte in Schweizer Besitz.
Der damalige Besitzer, FDP-Nationalrat Marcel Dobler, erklärte noch im Sommer 2023, dass sich durch den Verkauf nichts ändere und die Läden bestehen bleiben würden. Doch nun ist offenbar alles anders. «Ich bin genauso überrascht», sagt Marcel Dobler auf Anfrage von 20 Minuten.
«Folge von operativen Anpassungen»
«Der Brand FCW hat durch die Bekanntheit und die Tradition einen hohen Wert. Dass die Marke einfach abgeschrieben wird, überrascht», sagt der St. Galler Unternehmer. Dobler vermutet, die «operativen Anpassungen von Müller» nach der Übernahme hätten negative Auswirkungen auf den Umsatz gehabt. «Und diese Ausrichtungsänderung ist eine Folge davon», sagt er.
So sei etwa bald nach der Übernahme der Onlineshop abgestellt worden. «Jetzt kann man nicht mehr online bestellen», stellt Dobler fest, der offensichtlich nicht zufrieden ist damit, wie Müller die Situation handelt.
«In Verhandlungen war klar, dass FCW weitergeführt wird»
«Als wir mit Müller in Verhandlungen waren, war allen Beteiligten klar, dass FCW eine wertvolle Marke ist und weitergeführt wird», erklärt er und verneint, naiv gewesen zu sein. Schriftlich wurde diesbezüglich nichts geregelt, «das wäre in dieser Situation unüblich», so Dobler. Er gehe davon aus, dass sich das Management aufgrund des Geschäftsgangs gezwungen sah zu den Anpassungen, «was ich sehr bedaure».
«Die operativen Anpassungen von Müller haben sich wohl negativ auf den Umsatz ausgewirkt.»
Was genau zum Entscheid führte, ist unklar. Medienanfragen wurden von Müller bislang nicht beantwortet. Informierte Kreise monieren, Müller habe die Preise gesenkt und sei womöglich vom rückläufigen Umsatz überrascht worden.
Sicher ist: Für Kundinnen und Kunden der FCW-Filialen in der Schweiz wird sich bald sehr viel ändern. Die deutsche Drogeriekette Müller Handels AG hat Franz Carl Weber im Sommer 2023 übernommen, Verkäufer waren die Simba Dickie Group sowie Marcel Dobler, die je 50 Prozent des Aktienkapitals gehalten hatten. Den Verkaufspreis nannten sie nicht.
Bist du oft im Franz Carl Weber einkaufen gegangen?
Die Marke Franz Carl Weber werde bestehen bleiben, am Filialnetz seien keine Änderungen geplant, sagte Dobler damals. Für die Kundschaft werde sich nichts ändern. Das gilt nun offenbar nicht mehr. Auch das Zürcher Stammhaus, das in den letzten Jahren von seinem Traditionsstandort an der Bahnhofstrasse wegziehen und einen günstigeren Standort am Bahnhofplatz beziehen musste, wird einer Müller-Filiale weichen.
Kunden sind enttäuscht
20 Minuten sprach mit einigen Kunden. Die meisten halten nichts von der Übernahme. So etwa der Zürcher Lukas (32). Er verbindet Franz Carl Weber mit vielen Kindheitserinnerungen. «Als Kind habe ich mich immer gefreut, wenn meine Eltern mit mir herkamen. Es ist einfach das reine Kinderparadies.» Auch als Erwachsener kaufe er immer wieder Geschenke bei FCW ein.
So ähnlich geht es auch der lang pensionierten Zürcherin Claire. Der Laden habe sie immer schon begleitet. «Ich habe hier das Spielzeug für meine Kinder und Enkel gekauft und nun auch für die Urenkel.» Dass diese beliebte Filiale nun zu einem Müller umgewandelt wird, enttäusche sie. «Es gibt viele Drogeriemärkte in der Nähe, aber keinen anderen Franz Carl Weber», so die Zürcherin.
Die 19-jährige Anna (19) aus Deutschland war mit ihrer Mutter zum ersten Mal in einer FCW-Filiale und war begeistert von der Auswahl. «Es ist ein sehr besonderer Laden, sowas gibt es in Deutschland nicht», sagt sie. Auch sie finden die Übernahme schade. «Es ist das einzige grosse Spielzeuggeschäft auf der Bahnhofstrasse.» Ein Müller würde die Leute sicher auch anziehen, aber sei weitaus langweiliger in der Spielzeugauswahl.
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