Wechsel nach 125 JahrenFranz Carl Weber zieht neben den Zürcher HB
Weil der Vermieter die Ladenflächen an der Bahnhofstrasse aufteilen will, wechselt Franz Carl Weber zum HB. Ein Immobilienexperte beurteilt den neuen Standort skeptisch.
Ein weiteres Traditionsgeschäft verlässt die Zürcher Luxusmeile: Das Spielwarengeschäft Franz Carl Weber zieht von der Bahnhofstrasse weg. Ab Mitte Juli 2016 ist das Geschäft direkt beim Hauptbahnhof zu finden. Dort befinden sich zurzeit ein Teppichgeschäft und Jack Wolfskin. Grund für den Umzug ist der Mietvertrag, der Anfang 2017 ausläuft, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Der Vermieter plane, das Gebäude in drei Verkaufsflächen zu gliedern, hiess es bei Geschäftsführer Yves Burger auf Anfrage.
Dem Spielwarenanbieter wurde zwar eine der drei Flächen angeboten, allerdings wäre der Eingang am Rennweg zu liegen gekommen, nicht mehr an der Bahnhofstrasse. «Das war aber nicht der ausschlaggebende Grund für den Auszug», sagte Burger. «Ein Drittel der Fläche der Bahnhofstrasse 62 wäre schlicht zu wenig Platz gewesen.» Beim neuen Standort am Bahnhofplatz 9 spricht er von einem «Glücksfall, denn unser Franz Carl Weber gehört ins Herz der Stadt.»
Verlust von Frequenzkunden?
Allerdings hat im selben Gebäude die Französische Modekette La Halle erst kürzlich ihr grosses Geschäft nach nur wenigen Monaten wieder geschlossen. Deshalb ist Marc-Christian Riebe skeptisch. Der Immobilienexperte hat selbst schon mehreren Luxuslabels an der Bahnhofstrasse neue Lokale vermittelt und war anfangs auch beim Franz Carl Weber Umzug involviert. Er sagt: «Das Spielwarengeschäft wird am neuen Standort 80 Prozent der Frequenzkundschaft verlieren.»
Franz Carl Weber teilt diese Bedenken nicht: «Die Frequenz am Bahnhofplatz ist ausserordentlich gut und auch die Sichtbarkeit von mehreren Seiten waren für uns ausschlaggebend», so der Geschäftsführer. Auch befände sich der Standort an einer Lage, die perfekt auf Touristen abgestimmt sei. «Dazu darf nicht vergessen werden, dass Franz Carl Weber ein Destinationsladen ist, wo die Kunden bewusst hingehen», so Burger.
Laut Riebe bezahlt Franz Carl Weber am jetzigen Standort jährlich 5 Millionen Franken Miete. «Diesen Preis wird die Hauseigentümerin Gaydoul Group nicht halten können.» Die beiden Parteien hätten sich besser auf einen niedrigeren Mietzins geeinigt. «Dann hätte der Franz Carl Weber am traditionellen Standort bleiben können und die Gaydoul Group sich viele Umstände erspart.» Zu allfälligen Interessenten, den Mietpreisen und weiteren Zukunftsplänen zum Gebäude wollte die Gaydoul Group auf Anfrage keine Stellung nehmen.
Der Vorgängerin der Gaydoul Group – Rast Holding – war bis 2006 Besitzerin von Franz Carl Weber. Dann verkaufte sie die Spielwarenkette an die Französische Gruppe Ludendo.
Nicht das erste Geschäft, das die Bahnhofstrasse verlässt
Mit Franz Carl Weber zieht ein weiteres Traditionsgeschäft weg von der Einkaufsmeile. Weitere Beispiele sind das Schweizer Modeunternehmen Bally, Blumen Krämer, der älteste Blumenladen der Stadt, sowie Fein-Kaller, ein traditionsreiches Herrenmodegeschäft. Ersetzt wurden sie durch Modeketten und Luxus-Marken.
Das Warenhaus Manor streitet seit rund zwei Jahren um sein Flaggschiff an der Bahnhofstrasse. Das Unternehmen wirft der Vermieterin Swiss Life vor, es mit überhöhten Mietzinsforderungen zum Auszug drängen zu wollen. Swiss Life will neu 19 Millionen Franken pro Jahr Miete, dreimal mehr als bisher.
(zed/sda)