Schwarze GesichterÜbler Shitstorm, weil Frau Kostüme rassistisch findet
Eine Frauenfelderin stört sich an Kostümen in der Bechtelisnacht und macht ihrem Ärger auf Facebook Luft. Es folgen üble Anfeindungen.
Die Bechtelisnacht (siehe Box) 2020 bleibt einer 26-jährigen Frau aus Frauenfeld wohl nicht in bester Erinnerung. Sie war am Montagabend mit Freunden unterwegs. Was sie an der Veranstaltung störte, waren die gewählten Kostüme gewisser Besucher. Diese waren ihrer Meinung nach rassistisch.
Besonders schlimm fand sie, dass sich weisse Leute das Gesicht schwarz anmalten. Man spricht vom sogenannten Blackfacing. Stereotype von anderen Ethnien, die zur eigenen Belustigung genutzt werden. Besonders im historischen Kontext betrachtet, könne das für viele Menschen verletzt sein, so die Studentin. Sie findet: «Das geht gar nicht.» Diese Sache sei ihr ziemlich nahe gegangen, sie habe eine schlechte Nacht gehabt nach diesem Abend.
Shitstorm auf Facebook
Ihren Ärger teilte die 26-Jährige in einer lokalen Facebook-Gruppe. In einem Post schreibt sie, dass sie zutiefst schockiert von den vielen Menschen sei, die sich das Gesicht schwarz angemalt hatten. Dasselbe würde für die vielen verkleideten «Indianer», «Mexikaner» und andere Ethnien gelten. Für sie ist klar: «Eine ethnische Gruppe ist kein gutes Kostüm, es ist einfach nur respektlos.»
Der Post wurde innerhalb von 24 Stunden weit über 200 Mal kommentiert. Viele User schossen verbal gegen die 26-Jährige. Sie wurde auch persönlich angegriffen und es wurde ihr gar geraten, Suizid zu begehen. Dieser Post wurde inzwischen gelöscht. Ein User schrieb: «Bleib doch einfach zu Hause. Dann musst du so etwas nicht anschauen und dich nicht aufregen.» Weitere beklagen sich, dass in der heutigen Zeit überall Probleme gesucht würden und sich einige überall diskriminiert fühlten.
Die 26-Jährige bekam aber auch Unterstützung. Einzelne lobten ihren Mut, ihre Ansichten in einer öffentlichen Gruppe zu teilen. Eine Frau schrieb: «Man muss nicht gleicher Meinung sein. Fakt ist: Frauen wie sie verändern die Welt. Auch wenn es dem Pöbel wehtut.»
Nicht mit diesem Ausmass gerechnet
Trotz der teils heftigen Kommentare bereut die Frauenfelderin ihren Post nicht. «Ich war mir bewusst, dass sich viele Personen dadurch provoziert fühlen könnten.» Vielmehr habe sie sich aber gewünscht, eine Sensibilisierung des Themas zu erreichen. Doch die Reaktionen seien stärker ausgefallen, als sie angenommen habe. Sie habe nicht damit gerechnet, persönlich angegriffen zu werden. Es sei nun schon eine Unsicherheit da. Zur Polizei ging sie bisher nicht.
Der Fall erinnert an die Rassimus-Debatte rund um die Basler Fasnachts-Clique Negro-Rhygass und die Gugge Mohrekopf. Den beiden wurde vorgeworfen, ihre Namen würden nicht mehr der heutigen Zeit entsprechen. Das Emblem der Negro-Rhygass wurde zudem kritisiert. Es bediene sich eines rassistischen Stereotypes. Das Emblem zeigt eine schwarze Figur mit Knochen-Haarschmuck. Die Gugge Clique reagierte auf die Kritik und trennte sich vom Emblem.
Das ist die Bechtelisnacht:
Der Brauch geht bis ins Mittelalter zurück. Kurz nach der Stadtgründung Frauenfelds, Mitte des 13. Jahrhunderts, trafen sich die Adligen und vornehmen Bürger regelmässig zur geselligen Unterhaltung in einer eigenen Trinkstube. Später stiessen auch die Handwerker dazu. Die Tradition wurde ab 1811 mit einer Mahlzeit fortgesetzt und lebt bis heute. Das Mahl beginnt für eine auserlessene Gruppe jeweils um 18 Uhr im Rathaus und läuft nach festen Regeln ab. Dann feiern alle zusammen auf den Gassen oder in den Lokalen. Die meisten Restaurants bleiben in Frauenfeld in der Nacht offen.