Coronavirus-Aerosole - Freikirchler wollen in Gottesdiensten wieder singen dürfen

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Coronavirus-AerosoleFreikirchler wollen in Gottesdiensten wieder singen dürfen

Aufgrund der Corona-Pandemie ist es den Gläubigen zurzeit untersagt, in Gottesdiensten gemeinsam zu singen. Daran stört sich der Dachverband der Schweizer Freikirchen.

Eine Frau singt inbrünstig im Chor in der St. Pauls Cathedral in London im Dezember 2011: Ähnliches schwebt den Freikirchen in der Schweiz vor.
«Wir plädieren für die Wiedereinführung des nichtprofessionellen Gesangs in Chören und Kirchen», sagt der Präsident der Freikirchen.
Wenn man den Abstand einhalte, gehe vom Singen kein besonderes Risiko aus.
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Eine Frau singt inbrünstig im Chor in der St. Pauls Cathedral in London im Dezember 2011: Ähnliches schwebt den Freikirchen in der Schweiz vor.

REUTERS

Darum gehts

  • Die Schweizer Freikirchen tun sich schwer mit dem Gesangsverbot für nichtprofessionelle Chöre.

  • «Wir plädieren für die Wiedereinführung des Gesangs in Chören und Kirchen», sagt der Präsident der Freikirchen.

  • Auch die katholische Kirche hat das Gesangsverbot schon kritisiert.

Seit Oktober 2020 gilt in der Schweiz ein Gesangsverbot für nichtprofessionelle Chöre. Gesungen werden darf nur im Familienkreis und bei unter 20-Jährigen. Das betrifft auch die Kirchen. Zwar dürfen professionelle Solistinnen und Solisten auftreten und Kinder und Jugendliche dürfen singen, aber nur ohne Publikum. Gemeinsames Singen im Gottesdienst ist für Erwachsene aufgrund der Corona-Pandemie untersagt.

Dafür hat der Dachverband der Freikirchen kein Verständnis. «Vom Singen geht eine heilsame Wirkung aus. Nach über einem Jahr vorbildlichem Einhalten der Schutzmassnahmen brauchen die Menschen etwas für ihre Seele», sagt Präsident Peter Schneeberger. «Wir plädieren daher für die Wiedereinführung des nichtprofessionellen Gesangs in Chören und Kirchen.»

«Bei Abstand von 1,5 Metern eingedämmt»

Könne man in Gottesdiensten nicht singen, sei das ein massiver Eingriff in die Gottesdienstkultur, sagt Schneeberger. «Fällt das Singen im Gottesdienst weg, oder wird es reduziert, leiden nicht nur die Einzelnen, sondern es leiden in der Folge auch die Menschheit und die Umwelt.»

Deshalb präsentieren die Freikirchen ein Argumentarium, mit dem sie den Bundesrat davon überzeugen wollen, das Singen in Kirchen wieder zu erlauben. Hauptargument: Eine österreichische Studie habe gezeigt, dass das Singen eine Ausdehnung der Aerosolwolke bis zu 1,5 Meter zur Folge habe. Für Schneeberger ist daher klar: «Damit lässt sich festhalten, dass mit einem Abstand von 1,5 Metern die Ausbreitung des Virus zentral eingedämmt werden kann.»

«Singen ist kein Virus-Spreader»

Zusammen mit den sonstigen Schutzmassnahmen – die Freikirchen empfehlen seit Juni 2020 das Tragen einer Maske im Gottesdienst – könne das Chorsingen in Gottesdiensten verantwortet werden. Nicht das Singen trete in Gottesdiensten als Virus-Spreader auf, sondern das gemeinschaftliche Beisammensein nach der religiösen Feier. «Durch das Einhalten der Abstandsregel ist somit das nichtprofessionelle Singen möglich», sagt Schneeberger.

Dem Dachverband Schweizer Freikirchen gehören 20 freikirchliche Bewegungen in der Deutschschweiz an, die zusammen 750 Kirchen betreiben. Er versteht sich, neben der katholischen und reformierten Kirchenverbände, als «dritte Kraft der christlichen Kirchen in der Schweiz».

Auch katholische Kirche kritisiert

Schon im Dezember 2020 hatte die katholische Kirche das damals verschärfte Singverbot kritisiert. Der Schweizerische Katholische Kirchenverband forderte den Bundesrat damals auf, den Entscheid «umgehend rückgängig zu machen».

Das BAG ist hingegen der Ansicht, dass gemeinschaftliches Singen eine Betätigung sei, die die Übertragung des Coronavirus via Aerosole begünstige. «Bei Aktivitäten mit einer verstärkten Atmung, wie beispielsweise beim Singen, ist es besonders wichtig, dass Sie zu anderen Personen genügend Abstand halten, Masken tragen und verstärkt lüften», so das BAG auf seiner Website.

Hast du oder hat jemand, den du kennst, Mühe mit der Coronazeit?

Hier findest du Hilfe:

BAG-Infoline Coronavirus, Tel. 058 463 00 00

BAG-Infoline Covid-19-Impfung, Tel. 058 377 88 92

Dureschnufe.ch, Plattform für psychische Gesundheit rund um Corona

Branchenhilfe.ch, Ratgeber für betroffene Wirtschaftszweige

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

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