Erlen TG«Freistellung war für mich ein Vertrauensbruch»
Aufgrund anonymer Vorwürfe wurden zwei Hauswarte in Erlen TG freigestellt. Nun hat die Staatsanwaltschaft die Untersuchungen abgeschlossen. Die Vorwürfe erwiesen sich als unbegründet.

In der Schulanlage in Erlen TG kehrt nun hoffentlich Ruhe ein. (Bild: mlü)
Der Fall sorgte in Erlen TG lange für Unruhe: Kurz nach den Sommerferien wurden zwei Hauswarte der Schule freigestellt. Grund dafür waren anonyme E-Mails, die im Dorf kursierten und in denen unter anderem Pädophilie-Vorwürfe gegen die Hauswarte erhoben wurden.
«Das war wirklich eine extrem schwierige Zeit für mich», so einer der freigestellten Abwarte. Für ihn war die Freistellung auch ein Vertrauensbruch seitens seines Arbeitgebers: «Man hätte doch erst mit mir reden können, bevor man einfach Massnahmen ergreift.» Es könne doch nicht sein, dass man irgendwelchen anonymen E-Mails mehr Glauben schenke als einem langjährigen Mitarbeiter.
Doch auch nach der Freistellung kehrte im Dorf keine Ruhe ein. Noch zwei Monate danach kursierten E-Mails – anonym oder unter falschem Namen, so etwa unter dem des Ersatzhauswarts.
Die Hintergründe und Urheber der Mails sind weiterhin unklar.
Freistellung aufgehoben
Die Staatsanwaltschaft Thurgau, die sich mit dem Fall befasst hat, hat ihre Untersuchungen inzwischen abgeschlossen. Sie kommt zum Schluss, dass die anonymen Anklagen nicht zutreffen. «In beiden Fällen wurde eine Nichtanhandnahmeverfügung erlassen, was bedeutet, dass keine Strafuntersuchungen eingeleitet wurde», heisst es in einem Schreiben der Schule Erlen. Es gibt also keine Anhaltspunkte für ein strafbares Verhalten der Hauswarte. Die beiden Mitarbeiter sind rechtlich völlig unbescholten.
Wie die Schule weiter schreibt, ist man beruhigt, dass sich die Vorwürfe nicht erhärtet haben. «Die Untersuchungen haben bestätigt, dass die Sicherheit der Schüler jederzeit vollumfänglich gewährleistet war», heisst es von Seiten der Schule. Am Dienstag wurde mit den betroffenen Hauswarten die Aufhebung ihrer Freistellungen vereinbart. Beide nehmen ihre Arbeit am 10. November 2015 wieder auf. Zumindest einer der Abwarte weiss allerdings noch gar nicht, ob er überhaupt wieder an der Schule arbeiten will: «Ich muss das jetzt erst alles verarbeiten.»
Nicht voreilig gehandelt
Die Schule hat zudem die Eltern der Schüler in einem Brief informiert. In diesem heisst es, dass man es sehr geschätzt habe, dass die Eltern den Entscheid ruhig zur Kenntnis nahmen und akzeptierten, als im August über die Freistellung der Hauswarte informiert wurde. Zudem danke man den Eltern für das Vertrauen, das der Schule während dieser Zeit entgegen gebracht wurde.
Herbert Wyss, Krisenmanager der Schule Erlen, glaubt nicht, dass die Freistellung der Abwarte in diesem Fall vorschnell war. «Zum Zeitpunkt, als die Beschuldigungen aufkamen, wussten wir nicht, was wirklich stimmt», so Wyss. Die Freistellung sei deshalb eine Sicherheitsmassnahme für alle Beteiligten gewesen. Zudem erhielten Schule wie auch die Abwarte die Auflage, nicht über das Ganze zu reden. «Damit wollten wir Gerüchte vermeiden», so Wyss. Ihm sei aber klar, dass es für die Hauswarte bestimmt nicht leicht war. Immerhin hätten sie stets beteuert, unschuldig zu sein.
Laut dem Krisenmanager hat sich aber solch ein Vorgehen bewährt. Er betont, dass es sich ja um eine Freistellung handelte und keinesfalls um eine Kündigung. «Niemand wurde vorverurteilt», sagt Wyss. Den Lohn für die freigestellte Zeit erhalten beide selbstverständlich.