Freizeit-PreisindexWährend Streaming und Fliegen teurer wird, krachen Preise in fast allen anderen Branchen zusammen
Streamingdienste und Flüge kosten immer mehr, Technik dagegen immer weniger. Das zeigen Zahlen von Comparis.
Freizeit-Preisindex: Darum gehts
Die Flugpreise sind in den letzten fünf Jahren um ein Drittel gestiegen.
Die Preise für Fernseh- und Audiovideogeräte sanken im gleichen Zeitraum hingegen um fast 18 Prozent.
Die grösste Teuerung im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es bei den Kosten für den Radio- und Fernsehempfang.
Comparis hat den Freizeit-Preisindex lanciert und die Teuerung bei Kultur, Freizeit, Gastgewerbe und Reisen gemessen. Im April verteuerten sich die Güter und Dienstleistungen im Index gegenüber 2023 um 1,2 Prozent. Die Freizeitkosten stiegen in den letzten fünf Jahren um 7,8 Prozent.
Das hat Comparis untersucht
Im Budget eines Schweizer Haushalts entfallen rund elf Prozent auf die Ausgaben für Freizeit, Kultur, Reisen und Gastronomie, wie Zahlen des Bundesamtes für Statistik für das Jahr 2019 zeigen. Comparis erfasst etwa die Kosten fürs Fitnesscenter-Abo oder für Konzertbesuche, im Bereich Reisen die Preise für Flüge, Hotels oder Ferienwohnungen.
Die Jahresteuerung beträgt laut Landesindex der Konsumentenpreise des Bundesamtes für Statistik aktuell 1,4 Prozent, im Fünfjahresvergleich 5,8 Prozent. Die Kosten für Freizeit seien langfristig stärker gestiegen als die allgemeinen Konsumentenpreise, sagt Comparis-Mobilitätsexperte Adi Kolecic. Der wichtigste Treiber dafür sind die höheren Flugpreise.
Flugpreise explodieren
Die Flugpreise stiegen in den letzten fünf Jahren um ein Drittel. «Das Passagieraufkommen ist etwa gleich hoch wie vor der Pandemie», sagt Comparis-Mobilitätsexperte Adi Kolecic. «Wegen Personalmangels können die Transportkapazitäten aber nicht mit der Nachfrage mithalten.» Zudem sorgten Lieferkettenprobleme für Verzögerungen in der Produktion neuer Flugzeuge. Blickt man nur ein Jahr zurück, gingen die Preise für Flüge um 1,8 Prozent runter, die für Pauschalreisen hingegen um 1,8 Prozent rauf.
Reisebranche kompensiert Corona-Rückgang
«Die Preise für Reisen unterliegen saisonalen Schwankungen», sagt Kolecic. So kosten zum Beispiel Ferienwohnungen in den Wintermonaten mehr als im Frühling oder Herbst. Über einen längeren Zeitraum hinweg zeige sich jedoch, dass die Kosten für Flüge, Pauschalreisen und Hotels stärker ansteigen als der gesamte Preisindex. «Es scheint, als wolle die Reisebranche die Umsatzeinbussen während der Pandemie durch die gestiegene Nachfrage nun wieder wettmachen», sagt Kolecic. Schliesslich habe die Branche in den Jahren 2020 und 2021 besonders stark gelitten.
Hier war die Teuerung im April am grössten
Die grösste Teuerung im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es bei den Kosten für den Radio- und Fernsehempfang. Sie stiegen um 11,6 Prozent. «Die jüngsten Preiserhöhungen von Streaming-Diensten wie Netflix oder Spotify belasten das Freizeitbudget zunehmend», sagt Kolecic.

Auch Spotify hat die Preise erhöht.
20min/Taddeo CerlettiWer Freizeitkurse besucht, muss nun ebenfalls tiefer in die Tasche greifen als noch vor einem Jahr. Im April 2024 betrug die Teuerung gegenüber dem Vorjahresmonat 7,9 Prozent. Der Preisanstieg für Bergbahnen und Skilifte war der drittstärkste: Hier gab es ein Plus von 5,8 Prozent.
Einpersonenhaushalte spüren Mehrkosten stark
Den höchsten Anstieg der Freizeitkosten erlebten in den letzten zwölf Monaten Einpersonenhaushalte ab 65 Jahren. Sie fühlen aktuell eine Teuerungsrate von zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch im April wurde Freizeit für sie noch einmal um ein Prozent teurer. Rein rechnerisch spüren nach Haushaltstyp Paare mit Kindern prozentual am wenigsten.
Spürst du die Teuerung?
Die Freizeit für die tiefste Einkommensklasse verteuerte sich im Vergleich zum Vorjahr am stärksten. Der Comparis-Freizeit-Preisindex stieg für sie um 1,7 Prozent. Gegenüber März 2024 lag die Teuerung bei plus 0,6 Prozent. Am schwächsten betroffen war die mittlere bis hohe Einkommensklasse. Für sie stiegen die Preise um 1,1 Prozent.
Diese Produkte sind nun günstiger
Für einige Produkte und Dienstleistungen sind die Preise auch gesunken: Im Vorjahr bezahlten die Konsumentinnen und Konsumenten für PC und Zubehör noch 7,6 Prozent mehr, im April 2019 sogar knapp 22 Prozent mehr. Die Preise für Fernseh- und Audiovideogeräte sanken in fünf Jahren um 17,9 Prozent, im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,1 Prozent.

Ein Mietauto kostet aktuell weniger als vor einem Jahr.
20min/Matthias SpicherSonstige Dienstleistungen für Individualverkehr – dazu gehören etwa Mietwagen – waren sechs Prozent günstiger als im April 2023 und 7,6 Prozent günstiger als vor fünf Jahren. Diese Kosten sind aber grossen Schwankungen ausgesetzt und saisonal bedingt.
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