Nach Gesetzesänderung«Fressbalken» eröffnet erste Weinhandlung an Autobahn
Kaum ist das Alkoholverbot an Raststätten gefallen, eröffnet an der Raststätte Würenlos ein Weingeschäft. Die Betreiber sehen kein Problem darin, Weine und Spirituosen an Autofahrer zu verkaufen.
Darum gehts
Seit Januar darf an Autobahnraststätten wieder Alkohol verkauft werden.
Die Raststätte Würenlos nützt das aus und eröffnet nur wenige Tage später eine Weinhandlung.
Der Alkohol soll nicht vor Ort getrunken werden, sagen die Betreiber.
Die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) fürchtet um die Sicherheit auf den Strassen.
Seit dem 1. Januar 2021 darf an Autobahnraststätten in der Schweiz wieder Alkohol verkauft und ausgeschenkt werden. Sechs Tage nach Aufhebung dieses Verbots eröffnet nun in der Raststätte Würenlos eine grosse Weinhandlung.
Das Geschäft in der als «Fressbalken» bekannten Autobahnbrücke ist in der Schweiz ein Novum. Man sei das erste Weinfachgeschäft direkt über der Autobahn, schreibt die Schuler St. Jakobskellerei in einer Mitteilung. Die Weinhandlung auf der Autobahnbrücke ist die 15. Filiale der Innerschweizer Kellerei.
Standort mit hoher Besucherfrequenz
«Die Raststätte Würenlos ist eine Ikone mit einer wahnsinnig hohen Frequenz an Besuchern», sagt Nikolas von Haugwitz, Geschäftsführer der Schuler St. Jakobskellerei. Für die Filiale erwartet er Kunden auf der Suche nach einer Flasche Wein fürs Abendessen oder einem Mitbringsel für eine Einladung.
Probleme sieht er keine dabei, den Autofahrern Alkohol zu verkaufen. «Wir beabsichtigen keinesfalls, die Autofahrer vor Ort zum Trinken zu verführen», sagt er. «Unsere Weine sind als Geschenkidee oder Mitbringsel gedacht.» Wie in allen Filialen der Kellerei kann auch Wein degustiert werden. «Doch der Wein wird nur an Beifahrer ausgeschenkt», sagt von Haugwitz. Wer sich auf die Nachfrage als Fahrer ausgebe, bekomme keinen Wein.
Weinhandlung war die Idee von Raststätten-Betreibern
In der Weinhandlung werden auch Spirituosen wie Grappa und Gin verkauft. Doch wie der Wein würden sich auch diese nicht zum schnellen Konsum vor Ort eignen. «Es handelt sich nicht um billige Ware, sondern um hochwertige Produkte und Geschenke», sagt von Haugwitz. Er rechne auch nicht damit, dass im Laden der Wein gleich kartonweise gekauft werde, sondern in kleineren Mengen auf dem Weg von A nach B.
Die Kellerei Schuler St. Jakobskellerei ist nicht von sich auf die Idee dieses ungewöhnlichen Standorts gekommen, sie wurde von den Betreibern der Raststätte angefragt. «Die Anfragen unserer Kunden und Pendler nach einer Flasche Wein als Geschenk oder fürs Abendessen auf dem Weg nach Hause hat uns gezeigt, dass ein Bedürfnis und eine Nachfrage besteht», sagt Gwendoline Bloch, Center-Managerin der Raststätte Würenlos.
Hast du oder jemand, den du kennst, ein Problem mit Alkohol?
Hier findest du Hilfe:
Sucht Schweiz, Tel. 0800 104 104
Safezone.ch, Onlineberatung
Feel-ok, Informationen für Jugendliche
MyDrinkControl, Selbsttest
«Verbot hat Strassen sicherer gemacht»
Die Freude über den Verkauf und Ausschank von Alkohol an der Autobahn ist nicht überall gleich gross. Die Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) hat sich schon im Vorfeld gegen eine Aufhebung des Verbots auf Raststätten ausgesprochen. «Das Verbot hat dazu beigetragen, dass Schweizer Autobahnen relativ sicher sind», sagt eine bfu-Sprecherin.
«Aus unserer Sicht sind nun präventive Massnahmen nötig, um dem Unfallrisiko entgegenzuwirken. Eine Möglichkeit wäre es, keinen harten Alkohol, also Spirituosen, zu verkaufen und den leichteren Alkohol wie Bier, Wein nur in kleinen Mengen auszuschenken.» Auch Plakate mit präventiver Botschaft seien eine Möglichkeit, um die Autofahrerinnen und Autofahrer auf die Gefahren des Alkohols aufmerksam zu machen.
Das ist der «Fressbalken»
Als die Autobahnraststätte Würenlos 1972 eröffnet wurde, war sie die grösste ihrer Art in Europa. Schnell wurde sie zu einer Ikone und mit ihrem gastronomischen Angebot und den Einkaufsmöglichkeiten zu einem Magnet in der Region und darüber hinaus. Ihre Form über die A1 hat der Raststätte den Spitznamen «Fressbalken» eingebracht. Die Raststätte wird von der Bovida Real Estate AG mit Sitz in Baar betrieben. 2019 wurde sie für über 10 Millionen Franken umfassend saniert.