Sommaruga-Nachfolge«Freue mich über SVP-Unterstützung» – das sagt Jositsch nach Frauenticket-Kritik
Die Bürgerlichen halten Daniel Jositsch für einen wählbaren Kandidaten. Ein Polit-Analyst schätzt die Chancen des SP-Ständerats ein.
Darum gehts
Nach dem Rücktritt von Simonetta Sommaruga will die SP-Leitung der Bundesversammlung nur Frauen zur Wahl anbieten. Sehr zum Ärger von SP-Ständerat Daniel Jositsch, der den Entscheid als diskriminierend bezeichnet. Dabei erhält er Unterstützung von den Bürgerlichen.
So findet der Zürcher SVP-Nationalrat Benjamin Fischer das Frauenticket «lächerlich und absurd». «Das diskriminiert alle Männer und lenkt von den eigentlichen Fähigkeiten einer Person ab», sagt Fischer. Jositsch rechnet er hingegen gute Chancen im Parlament an, sollte er es doch noch aufs SP-Ticket schaffen.
Auch SVP-Nationalrätin Barbara Steinemann hält Jositsch für einen sehr wählbaren Kandidaten. «Er ist ein etablierter, langjähriger Politiker und wird gesellschaftlich geschätzt», sagt Steinemann. Die Strategie der SP bezeichnet sie hingegen als «kleinkarierte Denkweise».
«Ein reines Frauenticket ist inkonsequent»
Die Strategie zu überdenken, fände auch LDP-Nationalrätin Patricia von Falkenstein richtig: «Ein reines Frauenticket ist aus der Sicht der Gleichstellungsdebatte inkonsequent.»
FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann sieht es ähnlich: «Ein Grossteil der Bevölkerung wie auch viele im Parlament haben die Nase voll von dem radikalen Missionieren der SP.»
Wie Mitte-Nationalrätin Marianne Binder-Keller sagt, verstehe sie, dass Jositsch frustriert sei: «Man kann doch nicht Personen ausschliessen, nur weil sie das falsche Geschlecht haben.»
«Ersatzwahlen werden diszipliniert ablaufen»
«Zeigt mir, dass ich mir eine Kandidatur ernsthaft überlegen muss»
Jositsch freut sich indes über die «breite Unterstützung aus dem bürgerlichen Lager», wie er gegenüber 20 Minuten sagt. «Am Ende wird man von den anderen Fraktionen gewählt. Das zeigt mir klar, dass ich mir eine Kandidatur ernsthaft überlegen muss», so der SP-Ständerat.
Aus seiner Sicht dürfe das Geschlecht keine Rolle spielen. «Gleichstellung ist ein wichtiges Thema. Dabei müssen beide Geschlechter gefördert werden», sagt Jositsch. Eine Quote sei weder förderlich noch notwendig: «Heutzutage gehen immer mehr Frauen in die Politik. Eine Ausgewogenheit ist deshalb langfristig gegeben.»
Unterstützung erhält er auch aus der eigenen Partei. «Ich finde die Fixierung auf ein reines Frauenticket demokratisch und strategisch ungeschickt», sagte SP-Nationalrätin Franziska Roth in der «SonntagsZeitung».
Der Zürcher Ständerat Daniel Jositsch zeigt sich gegenüber RTS unzufrieden. Grund dafür ist, dass die SP-Spitze ihn nicht zur Bundesratswahl aufstellen will, weil er ein Mann ist.
RTPFraktion entscheidet am 18. November
Gemäss SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer haben sich das Parteipräsidium und Fraktionspräsidium entschieden, der Fraktion einen Vorschlag zu unterbreiten, der die bisherige Politik weiterführt. «Für uns ist klar, dass wir als führende Gleichstellungspartei auch weiter mit einem Mann und einer Frau im Bundesrat vertreten sein wollen», sagt Meyer.
Diesen Vorschlag werden die Präsidien in den Gremien der Partei und der Fraktion zur Diskussion stellen. Die Fraktion entscheidet dann am 18. November abschliessend.
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Hier findest du Hilfe:
Gleichstellungsbüros nach Region
Gleichstellungsgesetz.ch, Datenbank der Fälle aus Deutschschweizer Kantonen
Eidgenössisches Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann