Niederländische KonkurrenzFunktioniert das Billigkonzept von Action in der Schweiz?
Einrichtung wie in einer Lagerhalle und vieles kostet weniger als einen Euro. Müssen Otto’s, Aldi und Lidl jetzt zittern?
Darum gehts
Der niederländische Superdiscounter plant den Schweiz-Start.
Er wird die Produkte allerdings nicht so billig wie im Ausland anbieten können, sagt der Experte.
Die Schweizer Kundschaft wolle trotz Inflation nicht auf Qualität verzichten.
Die niederländische Billig-Kette Action wächst enorm. Allein in Deutschland eröffnet sie dieses Jahr 50 neue Filialen und verfügt europaweit bereits über 2350 Standorte. Nun will Action auch in die Schweiz kommen und gründete dafür eine Schweizer Firmentochter.
Das Geschäftsprinzip von Action ist laut «Handelsblatt» simpel: Einrichtung wie in einer Lagerhalle mit dem praktisch identischen Sortiment überall, bestehend aus Tiefpreisprodukten dank Einkäufen in grossen Volumen. Ein Viertel der Produkte in Deutschland kostet weniger als einen Euro.
Zu kaufen gibt es etwa Spielzeug, Büro- und Deko-Material, Kleider, Putzmittel sowie eine kleine Auswahl an Snacks und Getränken. Vergleichbar ist das Sortiment mit Non-Food-Discountern wie Tedi, TK Maxx oder Kodi, die es ebenfalls noch nicht in die Schweiz geschafft haben.
Müssen Otto’s, Aldi und Lidl jetzt zittern?
Hierzulande wären laut dem Handelsmagazin «Konsider» vor allem Tiefpreis-Retailer wie Otto's, Aldi und Lidl im Visier von Action. Auch Haushaltswaren- und Möbelgeschäfte wie Gifi, Conforama, Jysk und Ikea könnten sich bedroht fühlen.
Allerdings gehe das Billigkonzept solcher Superdiscounter in der Schweiz in der Regel nicht auf, sagt Marcel Stoffel, Detailhandelsexperte und Herausgeber des Shoppingcenter-Marktreports, zu 20 Minuten. «Auch der Textil-Discounter Primark würde hier nicht funktionieren.»
Diese Läden könnten im Ausland ohne weiteres erfolgreich sein, aber in der Schweiz nicht die tiefen Preise durchsetzen. «Wegen der höheren Mieten und Löhne fürs Personal ist das wirtschaftlich fast unmöglich», sagt Stoffel.
Was will der Kunde?
Der Experte ist auch skeptisch, dass ein solches Billigkonzept beim Kunden und bei der Kundin in der Schweiz gut ankommt. «Es gibt nicht nur nach oben eine Hemmschwelle. Die Konsumenten fragen sich auch, ob der Preis zu tief ist für das, was sie bekommen, wie die Herstellungsbedingungen waren und ob der Kauf vertretbar ist», so Stoffel.
Das ist Action
Die niederländische Kette existiert seit 30 Jahren und verfügt mittlerweile über 2350 Läden in elf Ländern in Europa. Der Umsatz beträgt fast neun Milliarden Euro und wuchs zuletzt um 30 Prozent, der Gewinn gar um 46 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. In Deutschland wächst kein Non-Food-Discounter so stark wie Action. Die Kette bietet vor allem Non-Food-Artikel wie Putzmittel, Dekomaterial und Lippenstifte an. Es gibt aber auch eine Auswahl an Snacks und Getränken. Insgesamt besteht das Sortiment aus 14 Kategorien, darunter Baumarkt, Garten, Küche, Haushalt, Multimedia, Sport, Körperpflege, Haustiere und Spielzeug.
Die Kundschaft in der Schweiz wolle trotz Inflation nicht bei der Qualität sparen. Auch Nachhaltigkeit sei weiterhin ein wichtiges Thema. «Man verzichtet eher auf einen Kauf, statt Einbussen bei der Qualität hinzunehmen», so Stoffel.
Was glaubst du, kann sich Action in der Schweiz durchsetzen?
Action könne die Konkurrenz deshalb nicht einfach wegpusten. Otto’s sei ein Erfolgsmodell, weil es als Schweizer Firma das Vertrauen der Kundschaft geniesse. «Vertrauen ist wichtiger als ein paar Prozent tiefere Preise», sagt Stoffel. Auch Aldi und Lidl funktionierten, weil sie sich an die Schweizer Qualitätsstandards angepasst hätten.
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