Fussball-StudieGeldwäscherei und Rassismus – die grössten Probleme der Clubs
Das «Centre d’Étude du Sport» (CIES) in Neuenburg hat insgesamt 1100 Vereine befragt, welche Anliegen ihnen besonders wichtig sind.
Darum gehts
Eine Studie des «CIES» in Neuenburg gibt spannende Einblicke in die täglichen Herausforderungen von Clubs.
Insgesamt 1100 professionelle Fussballvereine haben angegeben, bei welchen Themen sie Handlungsbedarf sehen.
Die Ergebnisse zeigen auf: In Sachen Geldwäscherei und Rassismus scheint der Schuh am meisten zu drücken.
«Fussball ist eine komplexe Sache», sagte einst der gerade von Granit Xhaka eingeholte Nati-Rekordspieler Heinz Hermann. Besonders komplex scheint dabei die Führung eines professionellen Fussballclubs. Dies belegt unter anderem die jüngste Studie des «Centre d’Étude de Sport» (CIES) in Neuenburg. Das Institut hat professionelle Fussballvereine befragt, bei welchen Themen sie akuten Handlungsbedarf sehen – und zwar in insgesamt acht Bereichen. Antworten gabs von insgesamt 1100 Clubs.
Spielerverhalten
17,8 Prozent geben an, dass sie in Sachen Aggressivität auf dem Platz Handlungsbedarf sehen würden, für 33,2 Prozent soll das Reklamieren auf dem Rasen angegangen werden und 33,3 sagen dasselbe in Sachen Zeitspiel. Mit Abstand den grössten Handlungsbedarf sehen die Clubs allerdings, wenn es um Schwalben geht: 38,5 Prozent gaben die Schauspielerei als dringendes Problem an.
Spielergesundheit
39,5 Prozent der Vereine gaben an, dass Hass und Hetze auf Social Media dringend angegangen werden sollen. Davon nicht ganz abzugrenzen, ist das Thema Mental Health, das von mehr als einem Drittel der Vereine ebenfalls als zentrale Probematik betrachtet wird (36,1 Prozent), gefolgt von Doping (32,8 Prozent) und Müdigkeit (31,5 Prozent).
Sportliches
Wenn es um das Gebotene auf dem Rasen geht, ist die Schiedsrichterleistung das grösste Problem der Clubs (35,2 Prozent). Auch die Häufigkeit der Spiele (30 Prozent) wird von etwa einem Drittel bemängelt. Das mangelnde Gleichgewicht von Spielen (15,8 Prozent) und die allgemeine Qualität der Spiele (14,5 Prozent) scheinen schon weniger dringend angegangen werden zu müssen.
Fanverhalten
Geht es ums Fanverhalten, dominiert ein Anliegen deutlich: 60,3 Prozent der befragten Profi-Clubs gaben an, bei Rassismus den Handlungsbedarf zu sehen. Auch Gewalt (51,8 Prozent) und Homophobie (42,1 Prozent) wurden häufig angegeben. Bereits viel weniger problematisch bewerten die Vereine offenbar Sexismus. Nur gerade 29 Prozent fordern dort Massnahmen.
Wirtschaftlichkeit
Auch in Sachen Wirtschaftlichkeit gewährt die Umfrage interessante Einblicke in die tägliche Realität vieler Vereine. 29,4 Prozent erachten es als höchst problematisch, wie fest die englische Premier League das internationale Fussball-Geschäft finanziell dominiert. 40,5 Prozent sehen Handlungsbedarf betreffend Ungleichheit innerhalb der eigenen Liga, 43,4 Prozent sagen dasselbe, wenn es um die Ungleichheit zwischen einzelnen Ligen geht. Das grösste Problem allerdings: die inflationäre Steigung der Spielerlöhne (47,4 Prozent).
Integrität
Den über alle Gebiete gesehen dringendsten Handlungsbedarf sehen die Vereine bei der Problematik der Geldwäscherei (62,1 Prozent). Geldschwäscherei? Ja. Fussballvereine sind ein beliebtes Instrument, Gelder aus kriminellen Machenschaften in ein legitimes Geschäft hineinzuspeisen. Dies, weil nach wie vor eine grosse Kluft besteht zwischen den immensen Geldsummen, die im Sektor kursieren, und den bestehenden Strukturen innerhalb der Vereine. Ebenfalls breitflächig problematisch werden Korruption (53,5 Prozent), Spielmanipulation (48,7) und Verschuldung (42,3) angesehen.
Politik
In dieser Kategorie wird der Punkt der Vereine im Staatseigentum, was besonders aktuell etwa auf einige Clubs aus Saudiarabien zutrifft, als besonders störend empfunden. 58,5 Prozent der befragten Organisationen fordern diesbezüglich Massnahmen. Auch das Aufkommen von geschlossenen Ligen (bspw. MLS/46,6 Prozent), Multi-Club-Konstrukte (bspw. «City Football Group»/44,5 Prozent) und die Macht der grossen Vereine (39,1 Prozent) scheinen problematisch.
Transfers
Dann wären da noch die Transfers. 36,8 Prozent gaben an, dass sie zum Thema der Verpflichtungen von Minderjährigen dringend Massnahmen fordern. Noch etwas problematischer scheinen die explodierenden Transfersummen (43,9 Prozent) und Betrug im Zusammenhang mit Transfers (49,1 Prozent). Der grösste Leidensdruck besteht allerdings bei den Kommissionen für Spielerberater: 49,8 Prozent der befragten Vereine sehen dort akuten Handlungsbedarf.
So gibt es über die Kategorien hinweg eine spannende «Bestenliste»: 1. Geldwäscherei (62,1 Prozent), 2. Rassismus (60,3 Prozent), 3. Clubs im Staatseigentum (58,5 Prozent) und 4. Korruption (53,5 Prozent).
Was siehst du als grösstes Problem für Fussball-Clubs?
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