Matura-Arbeit: Das bekommt Gamerin Vivienne (20) in Voicechats zu hören

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Matura-ArbeitDas bekommt Gamerin Vivienne (20) in Voicechats zu hören

Gamerin Vivienne erlebt beinahe jedes Mal Frauenhass, wenn sie ihrem Hobby nachgeht. 20 Minuten erzählt sie, wie sie mit den verbalen Angriffen umgeht.

Gamerin Vivienne erlebt regelmässig Frauenhass und Beleidigungen beim Spielen von Shooter-Games. (Symbolbild)
Sexismus und Frauenfeindlichkeit sind in der Gaming-Szene weit verbreitet. (Symbolbild)
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Gamerin Vivienne erlebt regelmässig Frauenhass und Beleidigungen beim Spielen von Shooter-Games. (Symbolbild)

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Darum gehts

  • Gamerin Vivienne erfährt regelmässig Frauenhass und Beleidigungen in Online-Games.

  • Sexismus und Frauenfeindlichkeit sind im Voicechat besonders ausgeprägt.

  • Vivienne hat die Respektlosigkeit in ihrer Maturaarbeit festgehalten.

  • Die Anonymität im Internet fördert respektloses Verhalten.

Von «du F****mädchen, geh in die Küche» bis hin zu Vergewaltigungsdrohungen: Vivienne (20) aus See-Gaster (SG) spielt Shooter-Games – und wurde während Spielen schon oft mit diesen oder ähnlichen Beleidigungen konfrontiert: «Sexismus in der Szene ist ein grosses Problem – vor allem über den Voicechat.» In diesem Chat kommunizieren die Spielenden über Audio. «In fast jedem zweiten Spiel werde ich beleidigt.» Sobald die Männer ihre Stimme hörten, werde sie angefeindet.

«Dass Frauen online beleidigt werden, ist normal»

Vivienne spiele Games, seit sie klein ist – auch ihr Vater ist Gamer. «Er wusste, dass der Chat heikel sein kann, also hat er den Voicechat jeweils deaktiviert.» Als sie älter wurde, hätten sie und ihre Schwester ihn selbst wieder eingeschaltet. «Dann haben wir schnell gemerkt: Dass Frauen online beleidigt werden, ist normal.»

Meistens könne sie mit den Kommentaren gut umgehen: «Aber wenn ich einen schlechten Tag habe, mich entspannen will und dann eine Gruppe erwachsener Männer mich beleidigt, ist das aber extrem anstrengend.» Seien die Kommentare besonders schlimm, deaktiviere sie manchmal den Voicechat.

Vivienne dokumentierte in ihrer Maturaarbeit die Respektlosigkeit, die sie online erfährt. (Symbolbild)

Vivienne dokumentierte in ihrer Maturaarbeit die Respektlosigkeit, die sie online erfährt. (Symbolbild)

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Sexismus und Frauenfeindlichkeit sei in Online-Games allgegenwärtig, sagt Vivienne. «Egal, ob ich gut oder schlecht spiele – ich werde nicht wegen meiner Skills beleidigt, sondern weil ich eine Frau bin.» Selbst wenn sie besser spiele als andere, werde sie nicht ernst genommen – sondern nur noch mehr beleidigt. «Viele Frauen verzichten deshalb darauf, im Game zu sprechen, um das Geschlecht nicht preiszugeben und so gar nicht erst zur Zielscheibe zu werden.»

Männer fühlen sich sicher dank der Anonymität

Vivienne hat sich vor einigen Jahren auch in ihrer Maturaarbeit mit dem Thema befasst. Für ihre Arbeit mit dem Titel «Sexismus in Videospielen» hat sie selbst erlebte Beleidigungen dokumentiert und in Audioaufnahmen zusammengefasst. «Ich wollte aufzeigen, wie respektlos manche Männer im Gaming sind. Würde ich diesen Typen auf der Strasse begegnen, würden sie solche Dinge nie sagen», davon sei sie überzeugt.

«Manche Kommentare sind so heftig, dass man kaum glauben kann, dass jemand wirklich solche schlimmen Gedanken hat.»

Die Anonymität des Internets schaffe eine Art Schutzschild, das Hemmungen abbaut, sagt die 20-Jährige. «Manche Kommentare sind so heftig, dass man kaum glauben kann, dass jemand wirklich solche schlimmen Gedanken hat.»

Manche Spieler verteidigen Frauen in den Chats

Doch nicht alle Männer in Online-Games seien toxisch: «Es gibt auch welche, die es cool finden, dass ich zocke, und mich unterstützen.» Andere seien neutral oder verteidigten sie sogar. «Aber das kommt selten vor».

Wie gehst du mit Beleidigungen im Internet um?

In der Szene als Frau etwas gegen Sexismus zu unternehmen, sei schwierig: «Mehr Frauen in der Szene würden helfen.» Im professionellen E-Sport gibt es mittlerweile auch Frauen-Teams. «Aber gemischte Teams wären noch besser», sagt Vivienne. Noch wichtiger sei aber, dass sich Gamerinnen und Gamer gegenseitig unterstützten: «Wenn jemand eine Frau beleidigt, sollten andere Männer nicht schweigen, sondern sich für die Frau einsetzen.»

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Bist du oder ist jemand, den du kennst, von sexualisierter, häuslicher, psychischer oder anderer Gewalt betroffen?

Hier findest du Hilfe:

Polizei nach Kanton

Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz

Lilli.ch, Onlineberatung für Jugendliche

Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein

Zwüschehalt, Schutzhäuser für Männer

LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133

Alter ohne Gewalt, Tel. 0848 00 13 13

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Beratungsstellen für gewaltausübende Personen

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