Tier des Jahres 2022: Gartenschläfer wird nach fast 50 Jahren in Oberiberg fotografiert 

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Tier des Jahres 2022Gartenschläfer wird nach fast 50 Jahren in Oberiberg fotografiert

Gartenschläfer sind kaum sichtbar und darum ist auch nicht bekannt, wie viele dieser Tiere in der Schweiz leben. Eines dieser raren Jungtiere wurde erstmals seit 1976 in Oberiberg fotografiert.  

Eugénie Blessing gelang das erste Bild eines Gartenschläfers in Oberiberg seit 1976. 
Die Hobby-Fotografin sah das kleine Tier auf dem Asphalt, das auf diesem Boden kaum vorwärts kam.
Die Tierfreundin brachte das Jungtier auf einem Blatt zurück ins Gebüsch. 
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Eugénie Blessing gelang das erste Bild eines Gartenschläfers in Oberiberg seit 1976. 

Eugénie Blessing

Darum gehts

Die natürliche Heimat des Gartenschläfers in der Schweiz ist der Wald. Der putzige Nager mit seiner schwarzen Gesichtsmaske und der schwarz-weissen Schwanzquaste braucht vielfältige Wälder mit Totholz, Baumhöhlen, felsigen Abschnitten und Büschen. Solche Wälder sind selten geworden. Trotzdem scheint es auch in unserer Region noch Gartenschläfer zu geben. So wurde etwa in Oberiberg das erste Jungtier seit dem Jahr 1976 fotografiert, wie im Schlussbericht des Projekts «Heckengeister und Klettermeister», des Naturmuseums Solothurn steht. 

«Solche Einzelbeobachtungen sind tolle Überraschungen, über die wir uns freuen», sagt Urs Tester Kleinsäugerexperte bei Pro Natura auf Anfrage. Tester kennt die Gründe, warum das kleine Tier mit seinen schwarzen Kulleraugen so selten gesichtet wird: «Das scheue Tier ist vor allem nachts und in der Dämmerung unterwegs und lässt sich deshalb nur sehr schwer beobachten.» Wenn die richtigen Bedingungen bewahrt oder wiederhergestellt werden, kann sich der Gartenschläfer wieder ausbreiten. Konkret heisst das: Laubhaufen, Holzbeigen und alte Bäume im Garten, im Kulturland und im Wald vermehrt stehen lassen und so mehr Wildnis und Verstecke für den Gartenschläfer schaffen, der auch Tier des Jahres 2022 ist.

Pro Natura hat die Aktion Spurensuche Gartenschläfer lanciert

Der kleine Gartenschläfer wurde von Eugénie Blessing in Oberiberg fotografiert. Die Hobby-Fotografin sah das Jungtier auf dem Asphalt, das auf diesem Boden kaum vorwärtskam. Die Tierfreundin machte sich gleich Gedanken darüber, das Tier in Sicherheit zu bringen. «Ich brachte es auf einem Blatt zurück ins Gebüsch.» Daheim angekommen, machte sie sich sofort in ihren Büchern auf die Suche, um welches Tier es sich handeln könnte, ohne zu ahnen, dass ihr eine Rarität vor die Linse gekommen war. «Ich wusste, dass es kein Siebenschläfer war, und zu Hause sah ich, dass es sich um einen Gartenschläfer handelte», sagt Blessing weiter. 

Bekannt ist, dass das kleine Säugetier vereinzelt auch in den Kantonen Solothurn, Bern und Wallis nachgewiesen wurde. «Wo ein Gartenschläfer ist, müssen noch andere sein», sagt Kleinsäugerexperte Tester weiter. In vielen Regionen der Schweiz wurde der Gartenschläfer seit Jahrzehnten nicht mehr gesichtet und gilt deshalb als «fast bedroht». Sein Rückgang ist auf das Fehlen der Wildnis zurückzuführen. Darum wurde von Pro Natura auch die Aktion «Spurensuche Gartenschläfer» lanciert. Sie dauert noch bis Ende Oktober 2023 an. Ziel ist, Kleinsäuger, die in unserer Nähe leben, zu entdecken. So etwa den Siebenschläfer, die Haselmaus und natürlich den Gartenschläfer. 

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