Gebar Kampusch ein Kind im Keller?

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Neue UntersuchungGebar Kampusch ein Kind im Keller?

Nachdem die Justiz im Fall Kampusch völlig versagt hat, reisst das österreichische Parlament die Ermittlungen an sich. Es will auch untersuchen, ob es ein zweites Opfer gab: Natascha Kampuschs Kind.

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Der Fall Kampusch kommt nicht zur Ruhe: Nachdem die österreichische Polizei und die Staatsanwaltschaft jahrelang ermittelten, will sich nun das Parlament mit dem Thema befassen. Abgeordnete der ÖVP, SPÖ, Grüne und BZÖ forderten einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss, um die vielen dunklen Winkel des Entführungsfalles auszuleuchten. Damit reisst die Politik den Fall an sich, nachdem die Justiz auf allen Ebenen versagt hat.

Erst vor vier Tagen war das Verfahren gegen die fünf Kampusch-Staatsanwälte eingestellt worden, denen vorgeworfen worden war, konsequent polizeiliche Erkenntnisse im Entführungsfall vernachlässigt zu haben. Nun soll ein streng geheimer parlamentarischer Ausschuss unter Vorsitz des ÖVP-Abgeordneten Werner Amon den Fall neu aufrollen.

Viele brisante offene Fragen

Amon begrüsste die Ankündigung von Justizministerin Beatrix Karl, dem Untersuchungsausschuss «die gesamten Unterlagen und Akten in der Causa Kampusch zukommen zu lassen». Darin wären auch intime Kampusch-Protokolle enthalten, die nicht einmal der Polizei ausgehändigt wurden.

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sagte gegenüber dem Nachrichtenportal oe24.at, man hoffe, neue Erkenntnisse zu den vielen noch offenen Fragen zu gewinnen. Konkret gehe es um Ungereimtheiten bezüglich der Bankkonten von Entführer Wolfgang Priklopil. In den ersten Ermittlungen wurde behauptet, dass der Kampusch-Entführer das Konto seiner Mutter benutzt habe. «Es könnte ein Scheinkonto gewesen sein», vermutet nun Ausschuss-Mitglied Dagmar Belakowitsch-Jenewein von der FPÖ.

Ein weiterer Punkt, der unter die Lupe genommen werden soll, sind die Aussagen der Ermittler, die als Erste das Haus an der Heinerstrasse 60 in Wien betraten. Sie gaben damals an, es habe «Chaos im Haus geherrscht». Dabei galt Priklopil als «Ordnungsfanatiker». Ausserdem seien drei der sechs Zimmer nicht richtig untersucht worden. Neben Priklopils Schlafzimmer gab es «drei Zimmer mit Einzelbetten. Eines war benutzt und im Papierkorb fand man Taschentücher. Warum wurden keine DNA-Proben genommen?», fragt sich nun der Ausschuss.

Die Frage nach dem Kind

Unter den vielen ungeklärten Aspekten des Falles gibt es neuerdings einen besonders skurrilen: Der Ausschuss will endgültig «einen sich erhärtenden Verdacht» geklärt haben, ob «es ein Kind» aus der Beziehung zwischen Kampusch und Priklopil gab. Es gebe «starke Indizien» dafür, sagte die FPÖ-Abgeordnete Dagmar Belakowitsch-Jenewein am Dienstagmorgen an einer Pressekonferenz in Wien.

Im Verlies des Hauses des Entführers Priklopil in Strasshof seien eine Haarlocke und auch ein Buch über Säuglingspflege gefunden worden. «Was ist mit diesem Kind? Wenn es lebt, dann stellt sich die Frage: bei wem?», fragte sich Belakowitsch-Jenewein. Zudem sollen im Garten Priklopils auch Leichenhunde angeschlagen haben. Es habe zunächst geheissen, es sei «angeblich wegen modrigem Holz. Doch das ist gar nicht möglich. Diese Hunde können sogar Tier- von Menschenleichen unterscheiden», behauptete die FPÖ-Frau am Schluss.

Die noch unbeantworteten Fragen im Fall Kampusch:

Bis heute sind drei grundsätzliche Fragen zur Entführung von Natascha Kampusch in der Evaluierungskommission des Innenministeriums nicht geklärt worden:

zwei Männern besetzt war, gesehen zu haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Priklopil im Wagen von hinten nach vorne geklettert war, wodurch der Eindruck entstanden war, dass es sich um zwei Männer handelte. Die Zeugin beharrt allerdings bis heute auf ihre Aussage.

Der Geschäftsfreund: Warum wusste Ernst Holzapfel, ein Freund und Geschäftspartner von Wolfgang Priklopil, in dessen Auto dieser nach der Flucht von Natascha Kampusch mehrere Stunden vor seinem Suizid verbracht hat, so viele Details der Entführung? Warum änderte er zudem mehrmals seine Aussagen? Und warum konnte der Mann quasi vor den Augen der Polizei nach dem Tod von Priklopil mehrere Dinge aus dem Haus des Entführers in Strasshof holen?

Die Fahrt in den Wald: Was wollte Priklopil unmittelbar nach der Entführung seines Opfers in einem Waldstück? Warum ist er stattdessen mit dem Mädchen nicht gleich zu seinem Haus nach Strasshof gefahren?

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