Mit flüssigem Stickstoff brennen sich Creator Motive in die Haut. Das kann gefährlich werden.
Youtube: cobra kai tattoo, kennadee_alyse/ Instagram: rvalenzuela1995GebrandmarktStatt Tattoo: Junge brennen sich mit –196 Grad Motive in die Haut
Mit flüssigem Stickstoff ein Motiv in die eigene Haut brennen? Dieser verrückte Trend macht gerade online die Runde. Er soll fast schmerzfrei sein – laut einer Dermatologin ist die Methode aber hochriskant.
Das Brandmarken – ursprünglich bekannt aus der Viehhaltung – ist eine extreme Form der Körpermodifikation. Die angeblich sanftere Alternative heisst Freeze Branding oder Cryo Branding und macht gerade online die Runde. Dermatologin Dr. Sabine Kurzidem warnt: Die Praxis kann richtig gefährlich werden.
Über die Expertin

Dr. med. Sabine Kurzidem ist Fachärztin für Dermatologie bei Skinmed Zürich.
Was ist Freeze Branding?
Brandings sind für Tiere mit grossen Schmerzen verbunden. Deshalb sind mittlerweile viele Betriebe auf das sogenannte Freeze Branding umgestiegen. Dabei wird ein gekühltes Eisen auf die rasierte Haut gedrückt. Die Kälte zerstört die pigmentbildenden Zellen in Haut und Haarfollikeln, was zu dauerhaft weissen Verfärbungen an der Stelle führt. In Studien konnte nachgewiesen werden, dass der Prozess für die Tiere weniger schmerzhaft ist. Achtung: Die Betonung liegt auf «für Tiere».

Freeze Branding wird eigentlich als weniger schmerzhafte Alternative zur Brandmarkung von Tieren genutzt.
By Scott SwigertAuf Google gibts bereits Anleitungen
Denn während bei Tiktok und Youtube vermehrt Videos von Menschen auftauchen, die sich ein Freeze Branding verpassen lassen, schlagen Dermatologen und Dermatologinnen Alarm. «Tiere haben eine viel dickere, weniger empfindliche Haut als Menschen. Die Schmerzen, aber auch das Risiko für Komplikationen sind bei Menschen viel höher. Zumindest, wenn die Methode unbedacht verwendet wird.» Eine kurze Google-Suche zeigt das Problem: Einer der ersten Bildbeiträge zum Thema ist eine Anleitung in fünf Schritten, um sich selbst ein Freeze Branding zu machen.
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Cryo Branding ist ein risikoreicher Trend
«Flüssiger Stickstoff hat eine Temperatur von –160 bis –196 Grad. Sobald etwas so Kaltes in Kontakt mit der Haut kommt, gefriert das Gewebe», erklärt die Dermatologin. Bei kurzem Kontakt kann es zu einer leichten Rötung oder Brennen kommen. «Dauert der Kontakt länger, wie etwa bei der Verwendung eines Brenneisens, verspürt man definitiv Schmerzen.» Richtig dramatisch wird es erst im Anschluss. «Etwas verzögert kommt es oft zu Blasenbildung. Wenn die Haut wieder heilt, schält sie sich, Infektionen und Narbenbildung sind möglich. Im schlimmsten Fall stirbt das Gewebe an der Stelle ab.»
Kryotherapie in der Dermatologie
Flüssiger Stickstoff wird nicht nur zur Markierung der Haut gebraucht. «In der Dermatologie verwenden wir sie häufig, etwa zur Behandlung von Warzen, Vorstufen von weissem Hautkrebs oder gutartigen Tumoren. Kurz und präzise angewendet, ist die Wirkung gut», erklärt Dr. Kurzidem.
Das klingt nicht unbedingt nach etwas, das man zur Zierde auf der Haut tragen möchte. Gewollt ist stattdessen die weisse Verfärbung der Haut und Haarfollikel: «Die Pigmentzellen in der Haut werden durch die Kälte zerstört. Daher färbt sich die Haut dort dauerhaft weiss, eine sogenannte Hypopigmentierung.» Damit unterscheidet sich das Freeze Branding von einem klassischen Tattoo. Das Motiv entsteht, ohne dass Tinte in die Haut gelangt.
Lässt sich nicht rückgängig machen
Das Risiko für Komplikationen und dauerhafte Schäden ist beim Freeze Branding sehr hoch. Narbenbildung, dauerhafte Hypo-, aber auch Hyperpigmentierungen – davon lässt sich nichts rückgängig machen.» Tinte in der Haut ist laut der Expertin zwar auch nicht gut. Tattoos könne man zumindest lasern, auch wenn das nicht immer einfach sei.
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