Nach tragischem Unfall: Riskante Schulwege – «Lotsen sind das Mindeste, was Behörden tun könnten»

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Nach tragischem UnfallRiskante Schulwege – «Lotsen sind das Mindeste, was Behörden tun könnten»

Bei einem Unfall am Zürcher Escher-Wyss-Platz kam ein Bub ums Leben. Der Fünfjährige war auf dem Weg zum Kindergarten. Seine Eltern hatten im Vorfeld die Behörden über den gefährlichen Schulweg informiert.

Beim Escher-Wyss-Platz hat sich am Mittwochmorgen ein tragischer Unfall ereignet.
Dabei starb ein Bub. Der Fünfjährige war auf dem Weg zum Kindergarten. 
Seit dem Unfall sind die Eltern im Quartier um die Sicherheit ihrer Kinder besorgt und begleiten sie deshalb zur Schule.
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Beim Escher-Wyss-Platz hat sich am Mittwochmorgen ein tragischer Unfall ereignet.

20min/eu

Darum gehts

  • Vor dem tragischen Unfall am Escher-Wyss-Platz in Zürich warnten die Eltern des tödlich verunfallten Buben die Behörden, dass der Schulweg zu gefährlich sei. Es habe aber niemand etwas unternommen.

  • Laut Fredi Jaberg vom Verein Elternlobby liegt es an den Behörden, für mehr Sicherheit auf Schulwegen zu sorgen. 


Nach dem tödlichen Unfall am Escher-Wyss-Platz in Zürich stellt sich die Frage: Wie sicher sind die Schulwege in der Schweiz? 

Schulpflege muss Lösung finden

«Zur Sicherheit von Schulwegen gibt es eine umfangreiche Gerichtspraxis», sagt Bildungsrechtsexpertin Margrit Weber-Scherrer. Dabei hänge es von der konkreten Situation ab, was gemacht werden müsse und auch ob eine Haftung seitens des Gemeinwesens bestehe. Kriterium sei primär die Zumutbarkeit des Schulweges und dessen Sicherheit. «Bei einem Schulweg, den ein Kind selbstständig zurücklegen kann, liegt die Verantwortung bei den Eltern», sagt Weber-Scherrer. Können gemäss der Volksschulverordnung die Schülerinnen und Schüler den Schulweg aufgrund von Länge oder Gefährlichkeit nicht selbstständig zurücklegen, ordnet die Schulpflege auf eigene Kosten geeignete Massnahmen an. «Diese hängen von der konkreten Situation ab. Denkbar sind Lotsendienste bei schwieriger Strassenquerung, geeignete bauliche Massnahmen oder auch Schulbusse», so Weber-Scherrer.

Lotsendienst Ja, Elterntaxis Nein

Einen Lotsendienst an heiklen Übergängen gibt es beispielsweise in Fehraltorf ZH: «Die Schulwegsicherheit nehmen wir sehr ernst und überprüfen diese auch laufend», sagt Schulpflegepräsidentin Carmen Evangelisti. Regelmässig werden die Schulkinder von einem Polizisten geschult: «Das fängt bereits im Kindergarten an. Mit den Kleinen wird das Überqueren der Strasse vor Ort geübt.» Die Schule Fehraltorf spricht sich hingegen klar gegen Elterntaxis aus: «Für die Kinder ist der Schulweg ein Erlebnis, auf dem sie Kontakte knüpfen, Selbstständigkeit erlernen und Selbstvertrauen gewinnen können. Ausserdem ist Bewegung an der frischen Luft gesund. Verbieten können wir die Elterntaxis nicht, aber wir empfehlen den Eltern aus diesen Gründen, ihre Kinder den Schulweg alleine bewältigen zu lassen.» Auch andere Schulen lehnen Elterntaxis ab, wie sie auf Anfrage angeben.

Elternlobby fordert mehr Sicherheit auf Schulwegen

Doch nicht alle Schulen haben Lotsendienste. Das bestätigen mehrere Schulen auf Anfrage. Der Grund dafür ist unter anderem für Fredi Jaberg, Berater vom Verein Elternlobby, unverständlich: «Lotsen an gefährlichen Stellen zu positionieren, ist das Mindeste, was die Schulen und Behörden tun können.» Insbesondere bei gefährlichen Schulwegen sei dies zu erwarten: «Einem Kind kann nicht zugemutet werden, dass es alleine eine viel befahrene Strasse überqueren kann. Das ist fahrlässig. Fehlende Sicherheitsmassnahmen können Leben kosten.» Da heutzutage beide Elternteile arbeiten würden und ihre Kinder nicht in die Schule begleiten könnten, sei es an den Behörden, entsprechende Strukturen anzubieten. «Dass man dann den besorgten Eltern verbietet, ihre Kinder in die Schule zu fahren, sonst aber fast keine Lösungen oder Alternativen anbietet, finde ich stossend und inakzeptabel», so Jabel.

Für Dominik Bucheli vom Fussverkehr Schweiz sind Verkehrslotsen auf dem Schulweg nicht die beste Lösung, da diese schwierig zu organisieren seien und Kinder unabhängig von der Schule im Strassenverkehr sicher unterwegs sein sollten. Er fordert, dass man die Strassen kindersicher baut. Dazu gehören sichere Strassenquerungen sowie eine Temporeduktion in gewissen Quartieren und verkehrsberuhigte Strassen.

Trauerst du oder trauert jemand, den du kennst?

Hier findest du Hilfe:

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Seelsorge.net, Angebot der reformierten und katholischen Kirchen

Muslimische Seelsorge, Tel. 043 205 21 29

Jüdische Fürsorge, info@vsjf.ch

Lifewith.ch, für betroffene Geschwister

Verein Regenbogen Schweiz, Hilfe für trauernde Familien

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Pro Senectute, Beratung älterer Menschen in schwierigen Lebenssituationen

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