Europäische Zentralbank folgt SNB und senkt Leitzins ebenfalls

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GeldpolitikEuropäische Zentralbank folgt SNB und senkt Leitzins ebenfalls

Nach der SNB senkt auch die Europäische Zentralbank den Leitzins. Dieser liegt nun bei drei Prozent.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins gesenkt.
Firmen können nun leichter investieren und Privatleute bekommen Geld von der Bank günstiger.
Sparerinnen und Sparer müssen sich auf fallende Zinsen bei ihrer Bank und geringere Renditen etwa bei Lebensversicherungen einstellen.
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Die Europäische Zentralbank (EZB) hat den Leitzins gesenkt.

Arne Dedert/dpa

EZB-Leitzins: Darum gehts

  • Die SNB hat den Leitzins am Donnerstagmorgen auf 0,5 Prozent gesenkt.

  • Nun verkündet auch die Europäische Zentralbank eine Leitzinssenkung.

  • Sie schraubt den Leitzins auf drei Prozent herunter.

Die Europäische Zentralbank (EZB) ist ihrem Ziel stabiler Preise näher gekommen und hat die Leitzinsen seit Juni deutlich heruntergeschraubt. Nun hat sie eine weitere Zinssenkung angekündigt und den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf drei Prozent gesenkt.

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Was will die EZB so erreichen?

Ihr Hauptziel sind stabile Preise und somit eine stabile Währung im Euroraum. Das sieht die EZB erreicht, wenn die Inflation mittelfristig bei zwei Prozent liegt – weit genug weg von der Nullmarke. Dauerhaft niedrige Preise gelten als Risiko für die Konjunktur: Unternehmen und Verbraucher könnten Investitionen aufschieben in der Erwartung, dass es bald noch billiger wird. Doch auch wenn Preise zu stark steigen, ist das Gift für die Wirtschaft: Dann verlieren Verbraucherinnen und Verbraucher Kaufkraft.

Angesichts einer Inflationsrate im Euroraum, die bis auf 1,7 Prozent im September sank, gab es schon warnende Stimmen, die EZB könne ihr Inflationsziel unterschreiten. Zugleich nahmen Sorgen um die schwächelnde Konjunktur im Währungsraum zu.

Was waren die jüngsten Schritte der EZB?

Im Juni leitete die EZB die Zinswende ein: Nach knapp neun Monaten auf Rekordhoch senkte sie angesichts einer abflauenden Inflation den richtungsweisenden Einlagenzins, den Banken für geparkte Gelder erhalten, um 0,25 Prozentpunkte auf 3,75 Prozent.

Dieser Zins ist für Sparerinnen und Sparer relevant, denn Banken orientieren sich daran – und geben sinkende Einlagenzinsen in Form niedrigerer Tages- und Festgeldzinsen an Kunden weiter. Der Zins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB besorgen können («Hauptrefinanzierungssatz»), sank ebenfalls.

Wer profitiert von den tieferen Zinsen?

Kredite werden erschwinglicher, das heisst: Firmen können leichter investieren und Privatleute bekommen Geld von der Bank günstiger. Für eine Baufinanzierung mit zehnjähriger Laufzeit beispielsweise waren der FMH-Finanzberatung zufolge zuletzt 3,19 Prozent pro Jahr fällig, ein Jahr zuvor lagen die Bauzinsen noch fast bei vier Prozent.

Was bedeuten Zinssenkungen für Sparer?

Sparerinnen und Sparer müssen sich auf fallende Zinsen bei ihrer Bank und geringere Renditen etwa bei Lebensversicherungen einstellen. Mit durchschnittlich 1,62 Prozent haben die Zinsen bundesweit verfügbarer Tagesgeldangebote dem Vergleichsportal Verivox zufolge den tiefsten Stand seit mehr als einem Jahr erreicht. Bei einem Viertel der etwa 800 analysierten Banken und Sparkassen gibt es demnach für Tagesgeld 0,25 Prozent oder weniger.

Wie hat sich die Inflation zuletzt entwickelt?

Sowohl in Deutschland als auch im Euroraum insgesamt hat die Teuerungsrate wieder zugelegt. Im November lag die Inflationsrate im Euroraum vorläufigen Zahlen zufolge bei 2,3 Prozent. Ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmittel waren es 2,7 Prozent. Diese Kerninflation stellt den Inflationstrend nach Ansicht vieler Ökonomen besser dar als die Gesamtrate.

Warum hat die EZB die Zinsen zuvor so stark erhöht?

Der russische Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 liess die Energiepreise rasant steigen, auch Lebensmittel wurden deutlich teurer. Die Folge: Die Inflation schnellte nach oben, im Euroraum bis auf mehr als zehn Prozent. Im Juli 2022 reagierte die EZB und beendete ihre jahrelange Politik der Null- und Negativzinsen, um die Teuerungswelle zu brechen. Zehnmal in Folge erhöhte die Notenbank die Zinsen, ehe sie eine Pause einlegte.

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