Kanton ZürichGerade mal vier von 4000 Flüchtlingen arbeiten
Nirgends ist der Anteil von arbeitenden Asylbewerbern so tief wie in Zürich. Kritiker fordern für sie einen leichteren Zugang zum Arbeitsmarkt.

Anders läuft es im Kanton Waadt: Hier pflegen Flüchtlinge den Friedhof.
Keystone/Anthony Anex«Eine tickende Zeitbombe», nannte der ehemalige SP-Nationalrat Rudolf Strahm im «Blick» die Tatsache, dass schweizweit so viele Flüchtlinge Sozialhilfe beziehen.
Besonders schlimm ist es im Kanton Zürich. Hier leben 4000 erwerbsfähige Asylsuchende – gerade mal vier von ihnen gehen einer Arbeit nach. In keiner anderen Region ist der Anteil so tief. Stefan Frey, Sprecher der Schweizer Flüchtlingshilfe, findet das enttäuschend: «Der wirtschaftsstarke Kanton Zürich sollte zu einer besseren Integration fähig sein.» Es sei mehr möglich, sagt er zum «Regionaljournal Schaffhausen Zürich».
Unsichere Situation schrecke Arbeitgeber ab
Anders sieht das Lucie Hribal vom Zürcher Amt für Wirtschaft und Arbeit. Denn es gebe klare Regeln vom Bund: Gemäss Gesetz dürfen Asylsuchende die ersten drei Monate gar nicht arbeiten. Und auch danach sei es nicht das primäre Ziel, Asylbewerbern sofort eine Stelle zu verschaffen, sagt Lucie Hribal: «Der Entscheid über ihr Asylgesuch steht ja noch aus.» Diese unsichere Situation schrecke viele potenzielle Arbeitgeber ab, Flüchtlinge anzustellen.
Frey von der Flüchtlingshilfe ist jedoch der Meinung, dass der Kanton Gegensteuer geben müsste. Etwa mit einem Anreizsystem: «Arbeitgeber, die sich bewusst für Asylsuchende, Flüchtlinge oder vorläufig Aufgenommene einsetzen, sollten mit einem Bonus belohnt werden.»
Es gebe sicher Jobs für Asylsuchende
Auch der GLP-Kantonsrat Jörg Mäder findet, dass der Kanton mehr machen, Gesetze ausreizen und entsprechende Signale nach Bern senden sollte. Es gebe sicher Jobs für Asylbewerber. Etwa einfache Tätigkeiten: «Man kann aber auch fragen, welche Ausbildungen sie schon haben – dann könnten sie entsprechend im Arbeitsmarkt eingesetzt werden.» Er hat deshalb im letzten Jahr zusammen mit SP- und EVP-Vertreter letztes Jahr einen Vorstoss eingereicht. Die Forderung: Der Kanton Zürich soll seine äusserst restriktive Praxis ändern.
Dass es anders geht, zeigt der Kanton Graubünden, der viel weniger Einwohner als der Kanton Zürich hat. Dort arbeiteten im Januar 47 Asylbewerber.