GrossbritannienArchie (12) darf vorerst weiterleben – UN-Erlass gibt Eltern frische Hoffnung
Ein Gericht hat entschieden, dass die Ärzte die lebenserhaltenden Massnahmen für Archie beenden dürfen. Die verzweifelten Eltern baten als letzten Ausweg die Vereinten Nationen um Hilfe – mit Erfolg.
Darum gehts
Die Eltern von Archie Battersbee haben einen «letzten Versuch» unternommen und die Vereinten Nationen um Hilfe gebeten, nachdem sie vor Gericht gegen Ärzte verloren hatten, die die lebenserhaltenden Massnahmen für den Buben abstellen wollten. Nun hat die UNO tatsächlich eine einstweilige Verfügung erlassen, um den Abbruch der lebenserhaltenden Massnahmen zu verhindern.
UNO interveniert
Die Mutter und der Vater des Zwölfjährigen, Hollie Dance und Paul Battersbee, hatten den UN-Ausschuss für die Rechte von Menschen mit Behinderungen (UNRPD) gebeten, die Ärzte daran zu hindern, die lebenserhaltenden Massnahmen zu beenden, wie die «Daily Mail» berichtet. Das Ehepaar hatte in Gerichtsverfahren vor dem High Court und dem Berufungsgericht in London unterlegen, wo sie gefordert hatten, dass die Ärzte die Behandlung von Archie fortsetzen.
Seitdem hatten sie Gespräche mit den Verantwortlichen des Royal London Hospital in Whitechapel geführt, wo Archie behandelt wird. Damit wollten sie erreichen, dass die lebenserhaltenden Massnahmen fortgesetzt werden, während sie bei der UNRPD Berufung einlegen.
«Jetzt diese Nachricht zu erhalten, bedeutet alles»
Die Familie argumentierte, dass ein Abbruch der Behandlung gegen die Verpflichtungen des Vereinigten Königreichs gemäss dem UN-Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen und dem UN-Übereinkommen über die Rechte von Kindern verstossen würde. Und tatsächlich scheint die Familie mit ihrem Gesuch Erfolg zu haben: Wie die «Daily Mail» am Freitagabend berichtet, hat die UNO den Abbruch der lebenserhaltenden Massnahmen mit einer einstweiligen Verfügung gestoppt.
Die Eltern zeigten sich nach dem Entscheid extrem erleichtert: «Ich bin der UNO so dankbar, dass sie so schnell für meinen Sohn gehandelt hat», sagte die Mutter, Hollie Dance. «Wir haben so viel Stress und Angst gehabt. Wir sind bereits am Boden zerstört, und die Ungewissheit, was als Nächstes passieren würde, war unerträglich. Jetzt diese Nachricht zu erhalten, bedeutet alles», fügte sie an.
«Wir haben immer nur um mehr Zeit gebeten»
Der Druck, der von Anfang an auf sie ausgeübt worden sei, Archies Leben «im Eiltempo» zu beenden, sei «beschämend» gewesen. «Wir haben immer nur um mehr Zeit gebeten. Die Dringlichkeit seitens des Spitals und der Gerichte ist unerklärlich», so Dance. Sie bezweifle, dass es «irgendetwas Würdevolles» daran gebe, Archies Tod zu planen. Nach dem UNO-Urteil kommentierte sie: «Wir haben Archie Zeit gegeben, mehr haben wir uns nicht gewünscht».
Archies Mutter besteht weiterhin darauf, dass ihr Sohn auch ohne ein Beatmungsgerät atmen könne. Auf einem am Dienstag veröffentlichten Video ist ein Monitor in einer Notaufnahme zu sehen, der Archies Atemfrequenz anzeigt, die von einem Beatmungsgerät eingestellt wird.
Ein Video, das am Dienstag veröffentlicht wurde, soll Archies Gehirnaktivität zeigen.
20min/NewsdeskArchie wurde mit einem Band um den Hals aufgefunden
Archie hatte sich bei einem häuslichen Unfall im April schwere Hirnverletzungen zugezogen – womöglich bei einer Mutprobe aus dem Internet. Der Bub war am 9. April zu Hause bewusstlos mit einem Band um den Hals aufgefunden worden. Er liegt seither im Koma. Der Fall erinnert an ähnliche Auseinandersetzungen um unheilbar kranke Kinder in Grossbritannien.
Der finanziell stark unter Druck stehende britische Gesundheitsdienst neigt dazu, lebenserhaltende Massnahmen sehr viel früher zu entziehen, als das in anderen europäischen Länder der Fall wäre. Zudem werden die Wünsche von Eltern und Angehörigen dabei nicht im selben Masse berücksichtigt. Was im besten Sinne der Patientin oder des Patienten ist, entscheiden oft Richter auf Empfehlung von Medizinern.
Trauerst du oder trauert jemand, den du kennst?
Hier findest du Hilfe:
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Seelsorge.net, Angebot der reformierten und katholischen Kirchen
Muslimische Seelsorge, Tel. 043 205 21 29
Jüdische Fürsorge, info@vsjf.ch
Lifewith.ch, für betroffene Geschwister
Verein Regenbogen Schweiz, Hilfe für trauernde Familien
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Pro Senectute, Beratung älterer Menschen in schwierigen Lebenssituationen
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