Wadim Nowinski: Prorussischer Oligarch als Diakon in Zürich

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Wadim NowinskiGesuchter prorussischer Oligarch taucht in Zürich auf

In der Ukraine wird gegen Wadim Nowinski wegen Bilanzfälschungen, Steuerbetrug und «Hilfe für den Aggressor-Staat» ermittelt. Daraufhin verliess er das Land. Vor kurzem tauchte er in Zürich auf.

Gegen den Oligarchen Wadim Nowinski wird in der Ukraine wegen verschiedener Delikte ermittelt. Eines davon ist seine prorussische Haltung.
Ende März tauchte er in Zürich auf. Als Diakon zelebriert er Messen in der russisch-orthodoxen Kirche.
Gemäss einem Artikel in der «SonntagsZeitung» ist er seit Anfang April bei fast jeder Predigt zu sehen, die auch live übertragen werden. 
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Gegen den Oligarchen Wadim Nowinski wird in der Ukraine wegen verschiedener Delikte ermittelt. Eines davon ist seine prorussische Haltung.

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Darum gehts

  • In der Ukraine läuft ein Verfahren gegen den ukrainischen Oligarchen Wadim Nowinski unter anderem aufgrund seiner prorussischen Einstellung.

  • Seit Ende März weilt er in der Schweiz und ist Diakon bei der russisch-orthodoxen Kirche in Zürich.

  • In die Ukraine zurückkehren wolle er, sobald «die Bedingungen dafür» gegeben seien.

Seit einigen Wochen steht in der Zürcher russisch-orthodoxen Kirche ein neuer Proto-Diakon vor dem Altar. Es handelt sich dabei um Wadim Nowinski, einer der reichsten Oligarchen der Ukraine, der als prorussisch gilt. In der Ukraine steht er auf der Sanktionsliste. Mitte April führte der ukrainische Inlandsgeheimdienst SSU eine Hausdurchsuchung bei Nowinskis «Smart Holding» durch. Sie stiessen dabei auf Unterlagen von Nowinskis Offshore-Firmen sowie prorussische religiöse Literatur. Die Behörden haben ein Vermögen von knapp 100 Millionen Dollar eingefroren und Ermittlungen gegen ihn unter anderem aufgrund von «Hilfe für den Aggressor-Staat» eröffnet. 

Nowinski selbst will von den Vorwürfen nichts wissen und streitet sie ab. Er verschwand im vergangenen Jahr aus der Ukraine. Entdeckt wurde er vor wenigen Wochen hierzulande in Zürich, berichtet die «SonntagsZeitung». Er sei nur auf der Durchreise, sagt er gegenüber der Zeitung. Gemäss dem Artikel ist er jedoch seit Anfang April bei fast jeder Predigt der russisch-orthodoxen Kirche zu sehen. Zum Beispiel an Ostern im rot-goldenen Ornat. Gegenüber der Zeitung sagt er: «Ich kehre in die Ukraine zurück, sobald die Bedingungen dafür gegeben sind.»

Weshalb hat sich Nowinski für die Schweiz entschieden?

In den 70er-Jahren lebte das heutige kirchliche Oberhaupt in Moskau, Patriarch Kirill, in Genf. Dies könnte eine Erklärung dafür sein, weshalb Nowinski sich für die Schweiz als Fluchtort entschied. Kirill zählt zu den wichtigsten ideologischen Stützen für die Kriegspolitik Wladimir Putins. Zudem ist sein Neffe gemäss der «SonntagsZeitung» heute in jener Kirche in der Westschweiz tätig, in welcher Kirill vor 50 Jahren predigte.

Ein Vertreter der Zürcher Auferstehungskirche bestätigt, dass Nowinski seit Ende März «gelegentlich bei uns zelebriert». Er sei der Gemeinde nicht formell zugeteilt, er könne aber «als Kleriker, der unter keiner kirchlichen Strafe steht, bei uns zelebrieren, wenn er das will». Der Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche in Zürich sagt, dass er mit «Vater Wadim» ausserhalb der Gottesdienste keinen Kontakt habe und zu den Vorwürfen keine Stellung beziehen könne, da die Kirche keine Kenntnis vom Fall habe. 

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