Gesundheitskosten explodieren in zehn Jahren um 35 Prozent

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SchweizGesundheitskosten explodieren in zehn Jahren um 35 Prozent

Von 63 auf 86 Milliarden Franken in zehn Jahren: Die Kosten für Gesundheit in der Schweiz steigen rapide. Zuletzt haben die Kosten vor allem wegen Covid zugenommen.

Felix Schneuwly von Comparis und Verena Nold von Santésuisse geben Tipps zum Prämiensparen.

20 Minuten

Darum gehts

  • Die Gesundheitskosten sind 2021 um 5,9 Prozent gestiegen.

  • Mittlerweile betragen sie 827 Franken pro Person und Monat.

  • Trotz der massiv steigenden Kosten ist die Gesundheit in der Schweiz nicht am teuersten.

Die Gesundheitskosten sind in den letzten Jahren massiv angestiegen. 2021 betrugen sie 86,3 Milliarden Franken, 5,9 Prozent mehr als 2020 oder 35 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. Das zeigt eine aktuelle Auswertung vom Bundesamt für Statistik (BFS).

Am stärksten zugenommen haben mit einem Plus von 1,8 Milliarden Franken innerhalb eines Jahres die Kosten für die Gesundheitsleistungen des Staates. Das ist laut BFS insbesondere auf die Ausgaben im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie zurückzuführen.

827 Franken pro Person und Monat

Die Haushalte zahlten über die Versicherungskosten und Selbstzahlungen 4,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Beitrag des Staates, also schlussendlich wiederum der Steuerzahler, erhöhte sich um 10,1 Prozent.

Die Gesundheitskosten pro Kopf betrugen 2021 monatlich 827 Franken. 296 Franken übernahm die obligatorische Krankenversicherung, 190 Franken der Staat, 74 Franken die Sozialversicherungen wie AHV und IV sowie 54 Franken die Privatversicherungen. Die Haushalte mussten zusätzlich zu den Versicherungsprämien und Steuern einen Restbetrag von 184 Franken pro Monat und Person selbst bezahlen.

Trotz der massiv steigenden Kosten ist die Gesundheit in der Schweiz nicht am teuersten. In Grossbritannien, Österreich, Frankreich und Deutschland zahlen die Menschen im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt noch mehr für die Gesundheit, in den USA sogar massiv mehr.

Gesundheitsökonom Stefan Felder

«Die steigenden Kosten zeigen, wo bei uns die Prioritäten liegen»

Gesundheitsökonom Stefan Felder von der Uni Basel

Gesundheitsökonom Stefan Felder von der Uni Basel

Uni Basel

Die Gesundheitskosten sind in zehn Jahren um 35 Prozent gestiegen. Was machen wir falsch?

Stefan Felder: «Die Kosten steigen, das muss aber nicht negativ sein. Es zeigt einfach, wo unsere Prioritäten sind. Die Gesundheit ist für uns ein wichtiges Gut. Die Leute in der Schweiz verdienen gut, deshalb gibt es eine hohe Nachfrage nach Gesundheitsleistungen.»

Müssen wir nun immer mehr für die Krankenkasse bezahlen?

«Ja. Die Kosten steigen, weil wir uns die gute gesundheitliche Versorgung leisten, weil wir immer mehr medizinische Möglichkeiten für Behandlungen haben und weil auch die Löhne im Gesundheitswesen steigen. Es gibt ausserdem grosse Unterschiede in den Kantonen. Gerade in der Westschweiz gibt es hohe Gesundheitskosten.»

Was müssten wir tun, um die Kosten zu senken?

«Die Frage ist, ob wir alles über die gesetzliche Krankenkasse finanzieren sollen. Man könnte auch mehr privat über die Krankenzusatzversicherung finanzieren, aber das ist politisch nicht einfach umzusetzen. In den letzten 20 Jahren ist der staatliche Anteil zulasten des privaten stetig gewachsen. Bei steigendem Einkommen ist das verkehrt.»

Warum sind die Kosten gemessen am BIP in anderen Ländern noch höher?

«Absolut gesehen sind die Kosten bei uns deutlich höher als etwa in Deutschland oder Frankreich. Das Volkseinkommen in der Schweiz ist aber auch höher. In den USA ist das Einkommen ungleicher verteilt. Die untere Bevölkerung ist wenig versichert und kommt nicht gut weg. Das ist einzigartig an der Schweiz, dass wir allen Zugang zur gesundheitlichen Topversorgung bieten.»

Zahlst du dieses Jahr mehr für die Krankenkasse?

Am höchsten sind die Gesundheitskosten bei Männern zwischen 71 und 75 Jahren, bei Frauen zwischen 86 und 90 Jahren.

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