Tessin: Italienische Grenzgänger zahlen Zusatzsteuer.

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GesundheitssektorItaliener sollen mehr Steuern zahlen, wenn sie im Tessin arbeiten

Grenzgänger aus Italien sollen zukünftig drei bis sechs Prozent des Nettoeinkommens aus der Schweiz als Zusatzsteuer an den italienischen Staat bezahlen. Das stösst auf Kritik von Gewerkschaften.

Im Tessin sind mehr als ein Drittel der Pfleger Grenzgänger.
Ohne Grenzgänger ist die Gesundheitsversorgung im Tessin gefährdet. 
Die italienische Regierung will mit der Zusatzsteuer Grenzgänger motivieren, in Italien zu arbeiten.
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Im Tessin sind mehr als ein Drittel der Pfleger Grenzgänger.

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Darum gehts

  • Mehr als ein Drittel der Pfleger im Tessin sind italienische Grenzgänger.

  • Die italienische Regierung will mit nun einer Zusatzsteuer Pfleger und Ärzte zum Arbeiten in Italien motivieren.

  • Gewerkschaften kritisieren die Massnahme als illegitim und starten eine Petition.

Im Tessin sind mehr als ein Drittel der Beschäftigten im medizinischen Sektor Grenzgänger aus Italien, gleichzeitig fehlen allein in den grenznahen italienischen Provinzen Como und Varese zwischen 400 und 500 Ärzte und Krankenpfleger. 

Nun geht Italien in die Offensive. Die Regierung hat eine gesetzlich verankerte Massnahme zur Bekämpfung der Abwanderung des medizinischen Personals in die Schweiz ergriffen, wie «Le Temps» berichtet.

Drei bis sechs Prozent des Einkommens als Zusatzsteuer 

Das italienische Haushaltsgesetz, das Anfang des Jahres in Kraft getreten ist, sieht nun vor, dass Grenzgänger zwischen drei und sechs Prozent ihres Nettoeinkommens an die italienischen Regionen abführen.

Die Abgabe soll dazu dienen, einen Anreiz für das Personal zu schaffen, in der italienischen Grenzregion zu bleiben und dort zu arbeiten. Mit den Einnahmen sollen die Gehälter des medizinischen Personals in Italien erhöht werden.

Hast du Sorge, dass der Schweiz zukünftig Ärzte und Pfleger fehlen?

Gewerkschaften äussern Kritik

Nicht ganz unerwartet kommt die neue Massnahme bei den Grenzgängern schlecht an und sorgt für heftige Reaktionen. Die italienischen Gewerkschaften bezeichnen die Massnahme als «ungerecht, ungerechtfertigt, unfair, unangebracht und wahrscheinlich illegitim».

Die Schweizer Gewerkschaften Unia und OCST (Christlich-soziale Organisation des Tessins) positionieren sich ebenfalls kritisch zur Massnahme. Eine Petition wurde auf Change.org eingerichtet, um die Abschaffung der Massnahme zu fordern.

Spitäler sind auf Grenzgänger angewiesen

Da ein Drittel der Pfleger Grenzgänger sind, sind die Spitäler im Kanton Tessin auf Grenzgänger angewiesen. Gleichzeitig hält es das Departement für Gesundheit und Soziales des Kantons für wichtig, den Anteil des ortsansässigen Personals im Gesundheitswesen zu erhöhen.

Aus diesem Grund wurde bereits vor der Pandemie das Programm ProSan ins Leben gerufen. Mit dem Aktionsplan soll die berufliche Bildung im Sozial- und Gesundheitssektor gestärkt werden. 

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