220 TransportpolizistenGewalt an Schweizer Bahnhöfen – SBB sehen keinen Handlungsbedarf
Nach der Attacke im Zürcher Hauptbahnhof steigt die Angst bei den Bahnnutzerinnen und -nutzern. In den Kantonen Solothurn und Aargau ist eine Gewaltzunahme zu beobachten.
Darum gehts
Die Attacke auf zwei Frauen im Zürcher Hauptbahnhof ist schweizweit kein Einzelfall, die Gewalt nimmt zu.
So sei es an Bahnhöfen in den Kantonen Solothurn und Aargau zu beobachten.
Die SBB, die für die Sicherheit in den Bahnhöfen zuständig ist, sieht keinen Handlungsbedarf.
Bei einer scheinbar völlig grundlosen Attacke im Zürcher Hauptbahnhof wurden letzte Woche zwei Frauen verletzt. Der mutmassliche Täter, ein 26-jähriger Eritreer, wurde festgenommen. Es ist nicht der erste solche Vorfall. Seit 2019 sorgten zehn vergleichbare Fälle in der Schweiz und Deutschland für Schlagzeilen: Jedes Mal griffen psychisch kranke Menschen völlig Unbeteiligte massiv an, sechsmal endete die Tat tödlich.
Die Gewalt an Bahnhöfen nimmt zu – und das nicht nur in Zürich. Am Bahnhof Diessenhofen TG gab es am Donnerstag eine Messerattacke, schreibt die «SonntagsZeitung». Eine weitere gab es Ende Januar beim Basler Bahnhof, und in Grenchen SO wurde letztes Jahr ein Mann mit einem Messer schwer verletzt. Es folgen weitere Aufzählungen von Angriffen an Bahnhöfen.
Dass Gewaltdelikte an Bahnhöfen zunehmen, stelle auch die Kantonspolizei Solothurn fest, wie sie auf Anfrage der Zeitung schreibt. Dies an den Bahnhöfen in Olten, Solothurn und Grenchen. Dabei beobachtet würden Provokationen, Belästigungen, Sachbeschädigungen, Diebstähle und Gewaltdelikte. Auch bei der Aargauer Kantonspolizei sei die Gewalt ein Thema. Vor allem an den Bahnhöfen Aarau und Brugg sowie an den Wochenenden in der Innenstadt Baden.
Auseinandersetzungen sollen unter Einfluss von Alkohol oft zu polizeilichen Interventionen führen. Die Fallzahlen bei Gewalt im öffentlichen Raum seien «auf hohem Niveau stabil».
SBB sieht keinen Handlungsbedarf
Auch in Basel, Bern und Luzern gebe es Probleme an den Bahnhöfen. Jedoch konnte dort jeweils keine Zunahme der Gewalt durch die jeweilige Kantonspolizei dokumentiert werden. Jedoch würde man in Hinblick auf die Gewaltereignisse in Zürich gegebenenfalls das Sicherheitsdispositiv in Bern erhöhen.
Obwohl für die Sicherheit in den Schweizer Bahnhöfen eigentlich die SBB zuständig wären, haben sie nur etwa 220 Transportpolizisten im Einsatz. «Die Kräfte der Transportpolizei reichen bei weitem nicht aus, um sämtliche Bedürfnisse abzudecken. Sie sind oft bei Grossanlässen wie Fussballmatches im Einsatz – und fehlen dann in Zügen und am Bahnhof», sagt Jürg Hurni von der Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV) der «SonntagsZeitung».
Es gäbe mehr Grossanlässe, doch auch das Sicherheitsbedürfnis der Bahnnutzerinnen und -nutzer sei gestiegen. Trotzdem sähen die SBB keinen Handlungsbedarf und setzen weiter auf den unbewaffneten Sicherheitsdienst. Die Zusammenarbeit mit den nationalen Behörden sowie Kantons- und Stadtpolizeien sei zudem «sehr gut».
Bist du oder ist jemand, den du kennst, von sexualisierter, häuslicher, psychischer oder anderer Gewalt betroffen?
Hier findest du Hilfe:
Polizei nach Kanton
Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz
Lilli.ch, Onlineberatung für Jugendliche
Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein
Zwüschehalt, Schutzhäuser für Männer
LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133
Alter ohne Gewalt, Tel. 0848 00 13 13
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Beratungsstellen für gewaltausübende Personen