Nathan knowsGibt es die Pille danach auch gegen HIV?
Hannes* ist besorgt: Er war in einem Erotik-Club und hat nicht ans Kondom gedacht. Nun befürchtet Hannes, dass er sich mit HIV infiziert haben könnte. Experte Nathan Schocher klärt ihn über die PEP-Pille auf.
Darum gehts:
Hannes* hat Angst, dass er sich mit HIV infiziert haben könnte und fragt bei der Aids-Hilfe Schweiz nach einer Pille gegen HIV.
Experte Nathan Schocher klärt Hannes über die PEP-Pille auf, die kurz nach einem Risikofall eingenommen werden kann, um eine HIV-Infektion zu verhindern.
Entwarnung für Hannes: Er könnte sich bei seiner Begegnung zwar mit einer sexuell übertragbaren Krankheit angesteckt haben, ein Risiko auf eine HIV-Infektion besteht bei ihm allerdings nicht.
Hannes* ruft an einem Montagmorgen bei uns an. Er ist offensichtlich unterwegs, wegen der lauten Umgebungsgeräusche ist er teilweise kaum zu verstehen. Auch spricht er schnell und undeutlich, er wirkt gestresst. Er habe gehört, es gebe da eine Pille gegen HIV. Ob das stimme und wie er die bekommen könne. Er befürchte, er habe sich da am Wochenende etwas eingefangen.
Ein Notfallpräparat gegen HIV-Infektion
Was Hannes meint, heisst in der Fachsprache Postexpositionsprophylaxe, abgekürzt PEP. Die Pille besteht aus einer Kombination von drei Wirkstoffen, die zur Behandlung einer HIV-Infektion verwendet werden. Rechtzeitig eingenommen verhindern sie, dass es zu einer HIV-Infektion kommt. Doch was heisst rechtzeitig? Am besten in den ersten 24, spätestens 48 Stunden nach einer Risikosituation. Erhältlich ist das Präparat in der Apotheke gegen Rezept. Am besten geht man also möglichst rasch nach der Risikosituation zur nächsten Notaufnahme, schildert die Situation und lässt sich das Rezept ausstellen. Sofern der*die Arzt*Ärztin das Risiko als gegeben ansieht, wird die Behandlung auch von der Krankenkasse bezahlt. Nach der Einnahme der ersten Tablette muss dann alle 24 Stunden eine weitere Tablette eingenommen werden. Nach 30 Tagen kann die Behandlung abgesetzt werden. HIV-Tests stellen sicher, dass die Behandlung gewirkt hat und eine Infektion verhindert wurde.
PEP nur in Risikofällen nötig
All dies erkläre ich Hannes. Die wichtigste Frage ist damit aber noch nicht beantwortet, ob nämlich eine PEP in Hannes Fall wirklich angezeigt ist. Das hängt von zwei Faktoren ab: Erstens, liegt die Risikosituation noch nicht zu lange zurück, und zweitens, liegt überhaupt ein HIV-Risiko vor? Um dies herauszufinden, fordere ich Hannes auf, die Situation kurz zu umreissen. Nach einigem Zögern berichtet er, am Samstagabend sei er mit Kollegen unterwegs gewesen. Es sei ziemlich viel Alkohol geflossen und irgendwann sei einer auf die Idee gekommen, noch in einen Erotik-Club zu gehen. Er könne es sich nicht mehr erklären, normalerweise mache er so etwas nicht, aber er sei jedenfalls auch mitgegangen und eine Dame habe ihn dann in diesem Club oral befriedigt.
Ein Blowjob stellt kein HIV-Risiko dar
Nun habe ich die nötigen Informationen und kann Hannes beruhigen. Denn ein Blowjob stellt kein HIV-Risiko dar, eine PEP ist deshalb nicht nötig, auch wenn er knapp noch in der Frist von 48 Stunden wäre. Ich empfehle ihm allerdings, sich bei Gelegenheit mal auf die wichtigsten sexuell übertragbaren Krankheiten wie Syphilis, Chlamydien etc. testen zu lassen. Denn diese kann man sich auch bei einem Blowjob einfangen und die Ansteckung bleibt manchmal unbemerkt, da nicht immer gleich Symptome auftreten. Einmal entdeckt, sind diese Infektionskrankheiten aber gut behandel- und – im Gegensatz zu HIV – heilbar.
*Name geändert.
Aids-Hilfe Schweiz

Nathan Schocher ist Programmleiter der Aids-Hilfe Schweiz.
Marilyn ManserDie Aids-Hilfe Schweiz berichtet hier regelmässig über Fälle aus ihrer Beratung. Nathan Schocher, Programmleiter der Aids-Hilfe Schweiz, fasst einmal pro Monat einen Fall anonym in einem Beitrag zusammen.
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