«Glockenlärm schadet der Gesundheit»

Aktualisiert

Worb«Glockenlärm schadet der Gesundheit»

Die Worber Kirchenglocken sorgen für Aufruhr. Eine Beschwerde hat veranlasst, dass der Glockenlärm nun nachts von der Kantonspolizei Bern gemessen wird.

von
Mira Weingartner

Seit dem 12. Jahrhundert läuten die vier Glocken im Worber Kirchturm und informieren so die Dorfbewohner viertelstündlich über die aktuelle Zeit. Dies soll sich nun laut dem Internetportal Bern-Ost ändern, denn nicht alle Worber sind mit dem Gebimmel mitten im Dorf einverstanden.

So ging bei der Gemeinde Worb eine Beschwerde zweier Parteien ein, die sich gegen das nach ihrer Ansicht zu laute Geläute richtet. Die Organisation IG Stiller, die seit Jahren auch gegen Kirchenglockenlärm kämpft, hat Verständnis für die Beschwerdeführer: «Lärm ist für die Gesundheit sehr schädlich. Er verursacht Depressionen und Herz-Kreislauf-Störungen und kann gar zu Krebs und Magengeschwüren führen», sagt IG-Stiller-Aktivist Samuel Büechi gegenüber 20 Minuten. «Es geht nicht, dass die Kirche eine viertelstündliche Werbesendung von sich gibt», ergänzt er. Die Glocken in Worb würden den Anwohnern den Schlaf rauben und auch gemütliche Balkon-Nachmittage seien mit dem Lärm undenkbar.

«Die Glocken sollen laut der Beschwerde nur noch bis 10 Uhr abends schlagen», sagt Sigrist Markus Knipp, der seit sieben Jahren im Dienste der Kirchgemeinde Worb steht. Für ihn ist diese Beschwerde unverständlich: «Ich fände es schlimm, wenn man die Glocken in Worb nicht mehr hören könnte.» Die viertelstündlichen Schläge gehören für ihn «einfach zum Leben im Dorf» und für eine richtige Hochzeit brauche es auch das zwölfminütige Glockenspiel am Samstag.

Polizei misst den Lärm

Die Gemeinde Worb hat die Beschwerde zur Kenntnis genommen und überprüft die Angelegenheit nun. Am Mittwochabend ab 22 Uhr wird in Worb für eine Stunde ein Glockenspiel abgehalten, um Lärmmessungen vorzunehmen. Die Kantonspolizei bestätigt gegenüber 20 Minuten, dass die Fachstelle Lärmakustik der Polizei die Messungen vornehmen wird. Was deren Folge sein könnte, ist noch offen. Sigrist Knipp weiss aber: «Bei Glockengeläut gibt es keine Dezibel-Beschränkung wie beispielsweise in einer Disco.»

Der Beschwerde seien bereits Gespräche vorausgegangen. «Wir haben gemeinsam einen möglichen Mittelweg gesucht», sagt der Sigrist. «Allgemein ist das Dorf den Glocken gegenüber positiv gestimmt», sagt Knipp weiter. Mit ähnlichen Lärmbeschwerden hatte auch die Stadt Bern schon zu kämpfen: So musste 2011 die Pauluskirche nach über vierjährigem Streit mit Anwohnern auf die nächtlichen Glockenschläge verzichten.

In Worb ist man schon vor einigen Jahren einmal ohne Glocken ausgekommen - als diese in Reparatur waren. «Dann habe ich anstelle der Glocken vier Musikboxen in den Turm gestellt», erzählt Knipp. «Aber bemerkt hat dies ausser mir niemand,» fügt er schmunzelnd hinzu.

Deine Meinung zählt