Für 12,5 MilliardenGoogle kauft Motorolas Handy-Sparte
Überraschender Schachzug von Google: Der Internet-Konzern übernimmt Motorola Mobility. Durch den Kauf will man die Android-Plattform im Patent-Krieg absichern.

Mit dem Tablet-Computer Xoom hat Motorola dieses Jahr einen iPad-Herausforderer lanciert.
Der Internetkonzern Google expandiert massiv ins Handygeschäft. Der weltgrösste Suchmaschinenanbieter kauft für 12,5 Milliarden Dollar Motorola Mobility, wie der US-Konzern am Montag überraschend mitteilte. Je Aktie würden 40 Dollar in bar gezahlt.
Der Kaufpreis entspricht einem Aufschlag von 63 Prozent auf den Schlusskurs von Motorola Mobility am Freitag. Die in New York notierte Aktie schnellte vorbörslich um 59 Prozent in die Höhe. Google-Papiere gaben 2,8 Prozent nach.
«Separat weitergeführt»
Das Geschäft des US-Handyherstellers Motorola Mobility werde separat weitergeführt, teilte Google mit. Die Übernahme soll bis Ende des Jahres oder Anfang 2012 über die Bühne gehen.
Das von Google entwickelte mobile Betriebssystem Android werde als offene Plattform weitergeführt, wird im offiziellen Google-Blog versichert. Motorola bleibe mit seinen Android-Geräten wie dem Tablet-Computer Xoom weiterhin ein Lizenznehmer von Android und Google.
Der Zukauf werde dem Android-Ökosystem einen kräftigen Schub geben, versprach Google-Chef Larry Page. Der Mobilfunk-Pionier Motorola spielt schon seit Jahren keine führende Rolle in der Branche, verfügt über eines der umfangreichsten Patent-Arsenale. Vor wenigen Wochen hatte Google den Bieterwettstreit um das Patent- Portfolio des gescheiterten Mobilfunk-Ausrüsters Nortel an Rivalen um Apple und Microsoft verloren.
Eine Reihe von Patentklagen
Android ist aktuell einer Reihe von Patentklagen von Konkurrenten ausgesetzt. Besonders brenzlich wurde zuletzt die Auseinandersetzung mit dem Software-Riesen Oracle, der bei Android eine Verletzung von Patenten für die Programmiersprache Java sieht und Milliarden als Entschädigung haben will.
Ein Problem von Google ist dabei, dass der Internet-Konzern relativ neu im Mobilfunk-Geschäft ist und nicht über ein eigenes starkes Patent-Portfolio verfügt. Die Patente des Handy-Erfinders Motorola könnten Verhandlungsmasse liefern, um mit klagewilligen Rivalen zu einer Einigung zu kommen.
«Android schützen»
Der Zukauf von Motorola werde das Patent-Portfolio von Google stärken, schrieb denn auch Page selbst in einem Blogeintrag. «Das wird es uns ermöglichen, Android besser vor wettbewerbsfeindlichen Bedrohungen von Microsoft, Apple und anderen Unternehmen zu schützen», betonte er.
Der Deal muss noch von den Wettbewerbshütern genehmigt werden und soll Ende 2011 oder Anfang 2012 abgeschlossen werden. Das Geschäft dürfte eine besondere Aufmerksamkeit der Kartellwächter auf sich ziehen, die Google bereits zuvor genauer unter die Lupe genommen hatten.
Eigenständiger Konzernteil
Motorola Mobility solle als eigenständiger Konzernteil agieren, betonte Google. Man werde mit allen anderen Android-Partnern weiterarbeiten. Eine Frage ist, ob der Deal das Verhältnis zu anderen grossen Android-Herstellern wie HTC oder Samsung strapazieren könnte.
Der Motorola-Konzern war vor einiger Zeit aufgespaltet worden. Die traditionsreiche Mobilfunksparte wurde dabei vom restlichen Geschäft etwa mit Settop-Boxen abgetrennt und Anfang des Jahres an die Börse gebracht.
Die vergangenen Jahre waren für das Handy-Geschäft von Motorola eher wechselhaft. Unter dem Druck asiatischer Konkurrenten wie Samsung oder LG schwand der Anteil am Mobilfunk-Markt schnell und lag zuletzt nur noch bei 2,4 Prozent. Besser schlägt sich Motorola im boomenden Smartphone-Markt, wo der US-Konzern auf die Android-Plattform setzt. (dsc/sda)
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