Google lässt Schweizer links liegen

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Android-InhalteGoogle lässt Schweizer links liegen

Keine Musik, Bücher, Filme oder Hardware: Der offizielle Schweizer Android-Store hat nur Games und Apps zu bieten. Viel zu wenig, finden engagierte Nutzer und rufen zum Protest auf.

von
Daniel Schurter

Schweizer Android-Nutzer haben die Nase gestrichen voll: Sie ärgern sich über das seit Jahren magere Angebot bei Google Play, dem offiziellen Vertriebskanal für Hard- und Software. Das Problem aus Schweizer Sicht: Hierzulande sind über Googles Online-Store lediglich Spiele und andere Apps für Smartphones und Tablets erhältlich. In vielen anderen Ländern stehen hingegen auch Musik, Filme und Bücher (eBooks) zum Download bereit. Ausserdem lassen sich anderswo auch Googles Hardware-Produkte wie die Nexus-Geräte direkt kaufen.

Das unbefriedigende Angebot wollen die engagierten Schweizer nicht länger schweigend hinnehmen. Ihren Protest bündeln sie passenderweise auf einer Seite von Google+, dem sozialen Netzwerk des Internet-Konzerns. Dort heisst es: «Wir fordern den Play Store für die Schweiz, inbegriffen Bücher, Filme, Musik, Hardware.» In Vorbereitung ist auch eine Facebook-Seite.

«Links liegengelassen»

Initiant Florian Thalmann erklärt auf Anfrage, dass sich die Betroffenen nicht nur über das mangelnde Angebot ärgern. Enttäuschend sei, dass man sich nicht ernst genommen fühle von den Verantwortlichen. «Wir werden von Google links liegengelassen», sagt der junge Mann. Bislang habe das Unternehmen keine zufriedenstellenden Antworten auf das berechtigte Anliegen gegeben.

Die brennendste Frage sei, warum in der Schweiz nichts vorangehe, sagt Thalmann. «Wenn wir wenigstens eine Erklärung erhalten würden.» Es dürfte ja berechtigte Gründe geben, warum die urheberrechtlich geschützten Inhalte bislang nicht verfügbar seien, etwa schwierige Verhandlungen mit den Vertretern der Unterhaltungsindustrie. Kaum nachvollziehbar sei hingegen, warum neue Google-Geräte hierzulande nicht über den Store verkauft werden.

Thalman verweist auf eine Protestaktion des Vereins Android Schweiz vom vergangenen Jahr. Dabei ging es um das Smartphone Nexus 4, das in Tests hervorragende Noten erhielt, aber nicht über den offiziellen Kanal in der Schweiz bestellt werden konnte.

Teilerfolg nach Protest

Martin Bachmann von Android Schweiz erinnert sich mit einem Lächeln an die Online-Petition seines Vereins. «Wir haben hierzulande eine grosse Reichweite bei den Android-Nutzern.» Immerhin habe man einen Teilerfolg verbuchen können. So war das Nexus – nach den bis in die USA gehörten Protesten – wenigstens über andere Schweizer Online-Shops wie Digitec erhältlich.

Was das weiterhin magere Angebot bei Google Play betrifft, zeigt sich Android Schweiz kämpferisch. «Wir unterstützen den Protest der Android-Nutzer und schliessen nicht aus, erneut eine Online-Petition zu starten.»

Die Schweiz sei zwar ein kleiner Markt, jedoch ein wichtiger Entwickler-Standort, insbesondere mit Googles Forschungszentrum in Zürich. Und an der Sprachbarriere könne es auch nicht liegen, schliesslich habe Google ja den deutschen Markt integriert und biete dort viele Inhalte an.

Zeithorizont?

«Wir können verstehen, dass sich Google nicht in die Karten blicken lässt», sagt Bachmann mit Blick auf den Schweizer Online-Store. «Als engagierte Nutzer und Kunden erwarten wir aber zumindest eine halbwegs verbindliche Aussage, was die Zukunft betrifft.»

Natürlich hat 20 Minuten Google um eine Stellungnahme gebeten. Die Antwort: «Wir arbeiten daran, Google Play in die Schweiz zu bringen. Momentan haben wir jedoch noch nichts anzukündigen.»

Auf dieser Support-Webseite listet Google die nationale Verfügbarkeit der diversen Inhalte und Dienste auf.

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