Google macht auf Facebook

Aktualisiert

FrontalangriffGoogle macht auf Facebook

Einmal mehr versucht der Suchmaschinenriese sich als Social Community zu etablieren. Platzhirsch Facebook braucht sich vorerst aber noch nicht zu fürchten.

von
mbu/dapd

Google+: Kampf dem «Freundschaftsbrei».
(Quelle: YouTube/Google)

Am Dienstag stellte Google-Manager Vic Gundotra mit Google+ ein neues soziales Netzwerk vor, das den Informationsaustausch mit Freunden und Bekannten erleichtern soll. Mit «Buzz» wurde schon einmal versucht, in dieser Richtung Fuss zu fassen. Der Suchmaschinenriese hatte dabei aber eine Bauchlandung erlitten. Mit Google+ soll dies nicht mehr passieren.

Gegenüber Facebook soll es den Vorteil bieten, bestimmte Dinge nur mit ausgewählten Kontakten zu teilen. Google nennt diese Funktion «Circles». «Man steht zu unterschiedlichen Leuten in unterschiedlichen Beziehungen. Das Problem ist, dass heute jeder im Web den Stempel 'Freund' aufgedrückt bekommt, und das Teilen von Inhalten unter diesem Freundschaftsbrei leidet», schreibt Vic Gundotra im offiziellen Firmenblog. Dass die Nutzer von Facebook auch Freundes-Gruppen erstellen können, wurde von ihm wohl wissentlich nicht erwähnt.

Kontakte werden importiert

Einen grossen Startvorteil bietet Google den Usern, indem beim Aufbau des eigenen sozialen Netzwerks nicht bei null gestartet werden muss. Sämtliche Kontaktdaten aus dem persönlichen Gmail-Adressbuch werden importiert.

Ein weiterer Vorteil gegenüber Facebook: Mit Google+ werden Videochats in grösseren Gruppen ermöglicht. Wer die Kamera lieber ausgeschaltet lassen will, kann über die integrierte Chatfunktion «Huddle» mit ausgewählten Gruppen in Kontakt treten. Neu ist auch «Sparks». Dabei handelt es sich um eine Art Newsreader, in den Themen eingespeist werden, die den User interessieren könnten.

Google+ steht zunächst nur einer begrenzten Anzahl von Testern zur Verfügung und befindet sich noch im Betabetrieb. Wann es für alle freigegeben wird, ist noch nicht bekannt.

MySpace vor dem Aus

Während Google den Eintritt ins Social-Web angekündigt hat, steht das Urgestein MySpace angeblich vor dem Aus. Wie die Nachrichtenagentur AP aus gut unterrichteten Kreisen erfahren haben will, soll die zu Rupert Murdochs Medienkonzern gehörende Social Community noch diese Woche verkauft werden. Der Verkauf des Netzwerks, das in den vergangenen drei Jahren nur herbe Verluste machte, werde vermutlich die Entlassung der Hälfte der zuletzt noch 500 Mitarbeiter zur Folge haben, hiess es weiter. Medienberichten zufolge soll der Preis bei 20 bis 30 Millionen Dollar liegen.

Wie auch immer der Preis aussehen mag, er zeigt, wie sehr das Netzwerk, das einst ein aussichtsreicher Konkurrent von Facebook war, in den vergangenen Jahren an Popularität verloren hat. News Corp hatte MySpace 2005 für 580 Millionen Dollar übernommen. Und vor vier Jahren verkündete News Corp-Chef Murdoch noch, dass MySpace einmal eine Milliarde Dollar Umsatz machen werde. In diesem Jahr wird es nur ein Fünftel davon sein.

Wie die Marktbeobachtungsfirma comScore Inc. meldete, hatte die Website von MySpace im Mai 74 Millionen Besucher, das waren 32 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Facebook wuchs im gleichen Zeitraum um 26 Prozent auf 1,1 Milliarden Besuche, Twitter hatte 139 Millionen, das war ein Anstieg um 54 Prozent.

Nichts verpassen

Das Ressort Digital ist auch auf Twitter vertreten. Folgen Sie uns und entdecken Sie neben unseren Tweets die interessantesten Tech-News anderer Websites.

Deine Meinung zählt