GotthardSBB nimmt Gotthard-Basistunnel ab September wieder in Betrieb
Die SBB informiert über den Stand der Arbeiten im Gotthard-Basistunnel, nachdem ein Güterzug vergangenen August darin entgleist war.

Anfang August entgleiste im Gotthard-Basistunnel ein Güterzug – mit verheerenden Folgen.
SBBDarum gehts
Am 10. August 2023 ist im Gotthard-Basistunnel ein Güterzug entgleist. Grund war ein defektes Rad.
Die SBB teilt bei einer Medienkonferenz über den Fortschritt der Arbeiten mit.
Ab dem 2. September sollen wieder beide Röhren in Betrieb genommen werden.
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Züge müssen Geschwindigkeit reduzieren
Die SBB prüft derzeit zusätzliche Sicherheitsmassnahmen bei Spurwechseln. Ziel ist es, im Falle eines Ereignisses die Auswirkungen so stark wie möglich zu reduzieren und eine mögliche künftige Entgleisung frühzeitig zu erkennen. Dazu wird aktuell der Einbau von Entgleisungsdetektoren im Tunnel untersucht. Diese Massnahme könne allerdings erst «mittelfristig umgesetzt werden», so Deuber.
Als sofort realisierbare Massnahme plant die SBB, die Geschwindigkeit im Bereich der beiden Portal-Spurwechsel vor dem Gotthard-Basistunnel ab der Wiederinbetriebnahme vorübergehend auf 160 Kilometer pro Stunde zu reduzieren. «So sollen im Fall einer erneuten Entgleisung die Auswirkungen im Tunnel reduziert werden», sagt Deuber. Normalerweise verkehren die Züge im Basistunnel mit zwischen 200 bis zu 230 Kilometern pro Stunde.
Deuber betont: «Die Geschwindigkeitsreduktion hat keinen Einfluss auf die Kundinnen und Kunden oder die Anschlüsse im Tessin und in der Deutschschweiz.» Allerdings führe dies dazu, dass es weniger Fahrzeitreserven gebe, um beispielsweise Verspätungen aufzuholen.
Weiter geht es mit der Fragerunde: Wird man eine europäische Lösung finden können?
«Wir erwarten, dass entsprechende Massnahmen im Zusammenhang mit dem Vorfall bis Ende des Jahres europaweit verkündet werden», sagt Peter Kummer. Die SBB habe bei der zuständigen europäischen Taskforce Eingaben gemacht, insbesondere in Bezug auf die Haftung, fügte Kummer hinzu. «Der Verursacher soll auch die Verantwortung übernehmen.»
Es gebe aber weiterhin keine Aussagen dazu, wer die Kosten der Reparatur übernehmen wird. Kummer erklärt: «Dies wird erst im Bericht Ende Jahr ersichtlich sein.»
Dankeschön und Fragerunde
Peter Kummer, Leiter der Infrastruktur, bedankte sich insbesondere bei den Lieferanten und den Mitarbeitenden, die diese Reparatur erst möglich gemacht haben. «Wir sind zuversichtlich, dass wir am 2. September wieder eröffnen können.»
Ab August beginnt Test- und Probebetrieb
Bevor die SBB die Weströhre des Gotthardtunnels wieder eröffnen kann, wird ein umfassender Test- und Probebetrieb durchgeführt, wie das Unternehmen mitteilte. Dabei werden alle Funktionen der Anlagen und Systeme überprüft.
«Im Rahmen des Testbetriebs werden unter anderem Fahrten mit leeren Zügen durchgeführt, um die neuen Anlagen, insbesondere die Fahrbahn, zu testen und das Zusammenspiel aller Systeme zu kontrollieren.» Die SBB wird dem Bundesamt für Verkehr (BAV) eine «umfassende Dokumentation» der Arbeiten vorlegen. Das BAV muss anschliessend die Wiederinbetriebnahme des Tunnels genehmigen.
«Haarrisse innerhalb eines Rades können nicht erkannt werden»
Beat Deuber, Leiter Netzdesign, äusserte sich zur Frage des Rad-Typs, der zur Entgleisung des Wagens im Gotthard-Basistunnel führte: «Es handelt sich um ein systematisches Problem auf europäischer Ebene.» Entsprechend würde sich die SBB auch international engagieren, um eine Klärung des Umgangs mit diesem Rad-Typ zu erreichen. Weitere Vorfälle sind bekannt, wenn auch nicht in vergleichbarem Ausmass.
Deuber betont, dass die SBB bei keinem ihrer Wagen Räder des fraglichen Typs im Einsatz habe. Das Problem dabei sei jedoch, dass die bereits installierten Zugkontrolleinrichtungen in der Schweiz Haarrisse wie beim Unfall-Güterzug nicht erkennen könnten. «Es braucht also andere, neue Ansätze», so Deuber, ohne jedoch konkrete Massnahmen zu nennen.
Er informiert jedoch über eine neue Pilot-Anlage zur Erkennung von unüblichen Veränderungen an Rädern. Ab kommendem Jahr sollen solche Anlagen schweizweit mit hochauflösenden Bildern installiert werden. «Doch Haarrisse innerhalb eines Rades könnten auch damit nicht erkannt werden», fügt Deuber hinzu. Dafür seien weiterhin Untersuchungen in den Werkstätten notwendig.
«Es hat zwei Monate gedauert, um das Material zu bergen»
Peter Kummer informiert über den Stand der Arbeiten im Gotthard-Basistunnel. Er sagt: «Die bisherige Nachfrage können wir befriedigen.»
Die Arbeiten seien sehr gut vorangekommen und würden nach Plan verlaufen. Kummer erklärt: «Wir gehen davon aus, dass wir am 2. September die Röhren wieder in Betrieb nehmen können.» Ab dann sollen die Züge, wie geplant, mit einem Halbstundentakt zwischen dem Tessin und der Deutschschweiz verkehren.
Es habe die Arbeiter zwei Monate gekostet, das Material zu bergen, um dann das Schadensausmass zu ermitteln. «Das Betonbett musste über sieben Kilometer ausgenommen und neu eingegossen werden», sagt Kummer. Ausserdem haben etliche sonstige Dinge, wie beispielsweise die Schienen, ersetzt werden müssen.
Bis auf weiteres müsse die Technik installiert werden. Ab August sollen dann einzelne Probefahrten, unter anderem auch Personenzüge, durch den Tunnel verkehren.