Umstrittene ÜberwachungGPS hält Kinderhorde in Schach
In Schweden werden Kindergärtler mit einem Sender ausgestattet. Datenschützer warnen vor der Zweckentfremdung moderner Technik.

Das Satelliten-Navigationssystem Galileo soll dem Global Positioning System (GPS) der USA Konkurrenz machen. GPS wird neuerdings auch zur «Kinderbetreuung» eingesetzt.
Moderne Satellitennavigations-Technik (GPS) ermöglicht die punktgenaue Ortung von Zielobjekten. Bei einem Projekt in Schweden wird diese Möglichkeit seit einiger Zeit auch für höchst bewegliche Pünktchen getestet, die manchmal ganz besonders schwer zu kontrollieren sind: Kinder. Die Erzieher sind überwiegend begeistert. Datenschützer warnen hingegen vor einer frühzeitigen Gewöhnung an eine «totale Überwachung».
«Echt grossartig»
In einem Kindergarten in der Kleinstadt Borlänge sind GPS-Geräte unter anderem bei Spaziergängen im Wald eingesetzt worden. Die kleinen Mädchen und Jungen hätten dabei mit Sendern ausgestattete Westen getragen, erklärt Monica Blank-Hedqvist, die den Kindergarten leitet. Mithilfe eines Bildschirms sei es ihr und ihren Kollegen möglich gewesen, sämtliche Kinder genau im Blick zu behalten. «Das ist echt grossartig. Für uns ist es nur positiv gewesen.»
Kritische Eltern
Andere sehen das Projekt etwas kritischer. Einige Eltern haben Bedenken geäussert, die Massnahme könne darauf abzielen, Personal einzusparen. Blank-Hedqvist beteuert aber, dass die GPS-Geräte nur als zusätzliche Sicherheit verwendet würden. Wenn drei Kindergärtnerinnen in einem Wald auf mehr als zwanzig Kinder aufpassen müssten, dann könne sich leicht eines unbemerkt von der Gruppe absetzen.
Jenseits der Personalfrage äussern Datenschützer aber auch andere Bedenken. «Auf der einen Seite sehe ich schon den praktischen Nutzen für die Erzieher», sagt der schwedische IT-Experte Pär Ström. «Auf der anderen Seite gewöhnen sich die Kinder dadurch schon in jungen Jahren an eine ununterbrochene Überwachung.»
Dutzende weitere Anfragen
Johan Strömhage, ein Sprecher des GPS-Unternehmens Purple Scout, weist die Bedenken zurück. Die Geräte fänden nur als Hilfsmittel im Kindergarten-Alltag Verwendung, und es würden keinerlei persönliche Daten gespeichert, versichert er. Bisher wird die Technik von Purple Scout nur in einem Kindergarten getestet. Strömhage zufolge liegen aber bereits Dutzende weitere Anfragen vor.
Heikle Daten
Die schwedische Datenschutzbehörde erwägt eigenen Angaben zufolge eine Untersuchung der Anwendung. «Es könnte sich als vollkommen harmlos erweisen, aber möglicherweise wird in einigen Aspekten durchaus die Privatsphäre verletzt», sagt Behörden-Sprecher Erik Janzon. Es komme ganz darauf an, mit welchen Informationen die Geräte gespeist und wie diese Informationen im weiteren Verlauf genutzt würden.
Problematisch werde es schon dann, wenn etwa Namen oder andere persönliche Angaben der Kinder in Kombination mit ihren genauen Aufenthaltsorten einzusehen seien, sagt Janzon. Denn auch wenn eine Technik zunächst für eine gute Sache entwickelt werde, sei eine Zweckentfremdung zu einem späteren Zeitpunkt nicht auszuschliessen.
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