Gratiszeitung «.ch» wird sofort eingestellt

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PresseGratiszeitung «.ch» wird sofort eingestellt

Die Gratiszeitung «.ch» soll aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt werden. Das teilte der Verwaltungsrat am Montag mit. Das Blatt werde ab Dienstag nicht mehr erscheinen. Die Chefredaktion der Zeitung zeigt sich vom Entscheid überrascht.

Das Blatt werde ab Dienstag nicht mehr erscheinen, teilte der Verwaltungsrat der Gratiszeitung mit. Von der Einstellung sind 69 Mitarbeitende betroffen. Die sich rasch verschlechternde wirtschaftliche Situation und der damit verbundene starke Anzeigenrückgang treffe auch die Gratiszeitung «.ch», die sich zu hundert Prozent über Werbung finanzieren müsse, heisst es in einer Pressemitteilung. Angesichts der Schwere der Wirtschaftkrise und der Ungewissheit über deren Dauer sei es für den Verwaltungsrat nicht mehr realistisch, dass «.ch» wie geplant bis Ende 2011 die Gewinnzone erreichen werde.

Chefredaktion vom Entscheid überrascht

Für Geschäftsführerin Caroline Thoma und Chefredaktor Rolf Leeb kommt das Ende der Zeitung überraschend, wie «persoenlich.com» berichtet. «Die Nachricht traf uns wie ein Blitz aus heiterem Himmel». Der Entscheid sei angesichts der Schwere der Wirtschaftskrise und der Ungewissheit über deren Dauer zwar nachvollziehbar. Trotzdem seien alle sehr überrascht, seien doch die Signale nach dem erfolgreichen Re-Start im Oktober sowohl aus dem Werbemarkt und aus dem Lesermarkt sehr ermutigend gewesen.

Auf der Redaktion sei die Betroffenheit gross, sagte Leeb auf Anfrage. Nach dem erfolgreichen Neustart sei man «gut unterwegs, zuversichtlich und voller Elan gewesen». Allerdings habe er angesichts der wirtschaftlichen Lage ein gewisses Verständnis für den Entscheid des Verwaltungsrates.

«impressum», der grösste Schweizer Verband Medienschaffender, zeigt sich in einer Mitteilung bestürzt über die plötzliche Einstellung der Gratiszeitung «.ch» und den Verlust von 69 Arbeitsplätzen. Der Verband wie auch die die Mediengewerkschaft comedia fordern einen fairen Sozialplan und die sofortige Aufnahme von Verhandlungen mit den Sozialpartnern.

Verwaltungsratspräsident Ernst Buob sagte dagegen gegenüber der Tagesschau des Schweizer Fernsehens, ein Sozialplan sei nicht vorgesehen. Es werde jedoch alles getan, um Härtefälle zu vermeiden.

Zweite Gratiszeitung eingestellt

«.ch» ist Mitte September 2007 erstmals erschienen. Nach einer schwierigen Anlaufphase wurde «.ch» im Oktober 2008 neu lanciert. Betroffen von der Einstellung sind 69 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Redaktion und im Verlag; abgebaut werden insgesamt 61 Stellen.

Mit «.ch» wird in diesem Jahr bereits die zweite Gratiszeitung eingestellt. Im vergangenen März hatte Ringier die Einstellung der Printausgabe von «Cash» beschlossen. Die Wirtschaftszeitung existiert seither nur noch auf dem Internet. Damit verbleiben in der Deutschschweiz nun noch drei Gratiszeitungen. Der Marktführer «20minuten» sowie «News» erscheinen im Hause Tamedia, Ringier gibt den «Blick am Abend» heraus.

(whr)

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