GraubündenRömische Soldaten: Sensationelle Entdeckung auf 2000 Meter Höhe
In den Bündner Bergen, in der Flur Colm la Runga, wurde ein bisher unbekanntes römisches Militärlager entdeckt. Der Fund liefert spannende neue Informationen zur römischen Präsenz in den Alpen.

Darum gehts
In der Flur Colm la Runga auf 2200 Metern über Meer wurde ein bislang unbekanntes römisches Militärlager entdeckt.
Archäologen fanden dort gut erhaltene Überreste wie Schleuderbleie und Keramik, die auf römische Legionäre hinweisen.
Der Standort bot den Römern eine ideale strategische Position zur Überwachung wichtiger Täler und Routen.
Seit mehreren Jahren untersuchen Archäologen im Oberhalbstein ein römisches Gefechtsfeld. Nun wurde dabei auf einer Höhe von etwa 2200 m ü. M. in der Flur Colm la Runga, weit oberhalb des bisher bekannten Gefechtsfeldes, ein bisher unbekanntes römisches Militärlager entdeckt.
Diese Fundstelle war vor 2000 Jahren ein Lagerplatz für römische Legionäre, die sich auf ihrem Weg durch die Alpen befanden.
«Eine völlig unerwartete neue Entdeckung»

Er hatte den richtigen Riecher
Im Herbst 2023 stiess ein ehrenamtlicher Detektorgänger dank modernster Technik bei seinen Recherchen in der Umgebung auf eine auffällige Geländestruktur. Auf dem Bild oben sieht man drei auffällige Gräben. «So etwas kann nicht natürlich sein, sondern muss anthropogen verursacht worden sein», so Hannes Flück, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Archäologischen Dienstes Graubünden. Mit anthropogen ist menschlicher Einfluss gemeint.
Nach Beginn der Untersuchungen wurden immer mehr Fundstücke mit dem Stempel einer römischen Legion entdeckt, was darauf hinweist, dass sich die Römer zur Zeit des Alpenfeldzugs hier niedergelassen haben.

Bei den Gräben handelt es sich um Wälle aus Rasen, einer Befestigungsstruktur aus gestapelten Erdblöcken, die aus dem Boden geschnitten und übereinander geschichtet werden, um eine stabile Schutzmauer zu bilden.
Aussergewöhnliche Entdeckungen
Im Juli wurden noch ohne Bodeneingriffe Daten gesammelt und dokumentiert. Seit dem 11. August sind Studierende der Universität Basel sowie ehrenamtliche Suchtrupps im Einsatz, um das Grabensystem und die inneren Strukturen des Lagers zu erforschen.

Zu den bisherigen Entdeckungen zählen Waffen und Ausrüstungsgegenstände römischer Soldaten. Es wurden Schleuderbleie mit dem Stempel der dritten Legion gefunden, die als Munition für Schleudern verwendet wurden. Diese Legion war auch an der Schlacht am Crap Ses beteiligt. Diese Funde legen eine Verbindung zwischen dem Schlachtfeld und dem kürzlich entdeckten Militärlager nahe, erklärt der Archäologische Dienst Graubünden.
Die römischen Legionäre gegen die einheimischen Räter
Im Jahr 2003 wurden in der Crap-Ses-Schlucht erstmals Überreste römischer Truppen entdeckt, darunter Waffen von Legionären und einheimischen Rätern. Diese Funde könnten mit der römischen Eroberung der Alpenregion unter der Führung der Adoptivsöhne von Kaiser Augustus in Verbindung stehen.
Ziel des erfolgreichen Alpenfeldzugs war es, die Alpenpässe zu sichern und die Stämme zu unterwerfen, wodurch die heutige Schweiz und grosse Teile der Alpen ins Römische Reich eingegliedert wurden.
«Unser Kulturgut müssen wir bestmöglich schützen.»
Auch Feuerstellen mit Rückständen von Holzkohle konnten ausgegraben werden, die eine genaue Datierung ermöglichen. Eine weitere Methode zur Altersbestimmung ist die Analyse der Jahrringe im Holz, die Aufschluss über das Alter des Holzes gibt. Ebenfalls wurden Keramikteile von Krügen und Tellern gefunden, die auf einen längeren Aufenthalt hinweisen.
Fundstücke
Günstig gelegener Standort
Der Standort auf dem Colm la Runga wurde sicherlich nicht zufällig gewählt. «Die Römer haben strategisch gedacht.» Von diesem Punkt aus eröffnet sich ein umfassender Blick auf die bedeutendsten umliegenden Täler: das Landwassertal, das Albulatal, das Domleschg und das Surses.
Ausserdem bietet sich eine hervorragende Sicht auf die Lenzerheide, die damals eine wichtige Durchgangsroute war. Es war der perfekte Beobachtungsposten.
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