Doppelinfektion – Grippe und Corona – das wissen wir bis jetzt über «Flurona»-Infektionen

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DoppelinfektionGrippe und Corona – das wissen wir bis jetzt über «Flurona»-Infektionen

Israel hat den ersten Fall von «Flurona» gemeldet: Eine Frau hatte gleichzeitig die Grippe und war mit Covid infiziert. Droht der Schweiz eine erneute Erkrankungswelle? Experten schätzen ein.

Eine gleichzeitige Infektion mit Corona und der Grippe führt laut Experten zu etwas schwereren Verläufen.
Infektiologe Andreas Widmer plädiert deshalb dafür, auf kombinierte Grippe-Corona-Impfstoffe zu setzen.
Auch Tests, die beide Erkrankungen erkennen, sind ein wichtiges Mittel.
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Eine gleichzeitige Infektion mit Corona und der Grippe führt laut Experten zu etwas schwereren Verläufen.

20min/Matthias Spicher

Darum gehts

Was ist «Flurona»?Damit ist die gleichzeitige Infektion mit dem Influenzavirus («Flu» engl. für Grippe) und dem Coronavirus gemeint. Israel vermeldete am 31. Dezember den ersten Fall.

Gab es auch in der Schweiz schon Fälle? Laut dem Tessiner Infektiologen Andreas Cerny wurden auch hierzulande schon Fälle festgestellt. «Die Doppelinfektion mit SARS CoV-2 und Influenzaviren ist keineswegs neu und es gibt seit Beginn der Pandemie zuerst aus China und dann aus vielen anderen betroffenen Ländern Berichte von Doppelinfektionen.»

Ist diese Doppelinfektion gefährlicher als «nur» Corona? «Ja, eine Doppelinfektion ist etwas gefährlicher», sagt Cerny. In der Regel sei es so, dass die Corona-Infektion die gefährlicheren Folgen für den Körper habe. Richtig gefährlich wird es laut Andreas Widmer, Präsident von Swissnoso, wenn noch eine sogenannte Superinfektion bei der «Grippe» dazukommt: «Das Influenzavirus macht sozusagen den Weg frei für eine bakterielle Superinfektion, etwa mit Staphylokokken. Während der Spanischen Grippe sind etwa viele Menschen nicht am Virus, sondern an einer bakteriellen Infektion gestorben, die durch die Viruserkrankung begünstigt wurde.»

Wie gross ist die Gefahr einer heftigen Influenza-Welle? Gemäss Cerny helfen die bekannten Schutzmassnahmen wie Maske tragen und Abstand halten auch gegen die Verbreitung des Influenzavirus. «In den letzten zwei Jahren hatten wir deshalb kaum Grippeerkrankungen. Es ist auch dieses Jahr davon auszugehen, dass die Grippewelle weniger heftig ausfallen wird als in anderen Jahren.» Eine Gefahr: «Dadurch, dass wir zuletzt sehr wenige Influenza-Fälle hatten, ist die natürliche Immunität in der Bevölkerung relativ gering. Kommt nun also doch eine grössere Welle, würden mehr Menschen krank, Risikogruppen teils auch mit schweren Verläufen.» Die Ärzte hätten deshalb die Influenza-Impfung dieses Jahr besonders Risikogruppen empfohlen.

Was können wir tun, um Doppelinfektionen zu verhindern? Cerny sagt: «Die Impfung gegen beide Viren und die Schutzmassnahmen sind auch gegen Influenzaviren wirksam.» Auch Widmer plädiert dafür, die Doppelimpfung gegen Grippe und das Coronavirus jetzt sofort anzubieten. «Wir haben weder die Kapazität, noch haben die Leute Lust, sich zusätzlich zu den Corona-Impfungen noch einmal einen Termin zu machen für die Grippeimpfung. Also müssen wir die beiden Impfungen unbedingt kombiniert anbieten.» Dass Personen, die für den Booster kommen, auch noch einmal für die Grippeimpfung kommen, ist laut Widmer nicht wahrscheinlich. Während der Grippesaison werde man auch auf beides – Corona und Influenza – testen müssen, die Symptome seien kaum zu unterscheiden.

Sind wir darauf vorbereitet? «Wir müssen jetzt die Infrastruktur für eine heftige Doppelwelle von Influenza und Corona schaffen», sagt Widmer. Denn: «Sobald die Fälle ansteigen, haben wir erfahrungsgemäss noch vier bis sechs Wochen bis zum Peak. Das ist zu wenig Zeit, um angemessen zu reagieren.» Widmer sagt aber auch: «Es ist möglich, dass keine heftige Influenza-Welle kommt und die Vorbereitungen rückblickend betrachtet nicht nötig gewesen wären. Doch die Pandemie hat uns gezeigt, dass es besser ist, vorbereitet zu sein.»

Wie steht es um die Behandlung bei einer Doppelinfektion? «Wie für COVID-19 haben wir auch für Influenzaviren Schnelltests, welche es uns erlauben, die Diagnose rasch zu stellen und je nach Schweregrad der Influenzainfektionen antivirale Mittel einzusetzen», sagt Cerny. Auch Widmer setzt vor allem Hoffnung in Medikamente – sowohl gegen Covid als auch gegen die Grippe. «Das neue Corona-Medikament von Pfizer scheint vielversprechend. Roche hat ausserdem ein Medikament entwickelt, das mit einer Tablette Influenza-Infektionen relativ gut bekämpfen soll.» Wird eine Doppelinfektion festgestellt, müssen gemäss Widmer die Symptome beider Erkrankungen separat bekämpft werden.

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