Grösster HäusermarktChinas Immobilienbranche wankt – droht eine weltweite Krise?
Die Zahl der jugendlichen Arbeitslosen hat sich bereits verdoppelt. Trotzdem nimmt Chinas Regierung die Pleite zahlreicher Immobilienfirmen in Kauf. Sie will ein Ende von Spekulationen und Schulden.
Immobilienkrise in China: Darum gehts
Der Boom im chinesischen Immo-Markt ist vorbei.
Mehreren Firmen droht jetzt das Aus.
Das ist politisch so gewollt.
China steckt in einer Immobilienkrise. Die zweitgrösste Immobilienfirma Evergrande häufte Schulden von umgerechnet über 300 Milliarden Dollar an. Ende vergangener Woche erklärte sich die Firma in den USA zum Schutz vor Gläubigern für zahlungsunfähig.
Mit dem Milliardenunternehmen Country Garden wankt ein weiterer Immobilienriese. Die Firma konnte Zinszahlungen auf Kredite nicht zahlen und hat jetzt eine letzte Rückzahlungsfrist von einem Monat, sitzt aber auf 150 Milliarden Dollar Schulden.
Droht jetzt eine weltweite Krise? 20 Minuten erklärt, was der Einbruch von Chinas Immobilienmarkt bedeutet.
So gross ist Chinas Immobilienmarkt
Chinas Immobilienmarkt ist doppelt so gross wie in den USA. Er macht zusammen mit dem Sektor Bau fast ein Viertel des Bruttoinlandprodukts aus und ist entsprechend wichtig für die Wirtschaft im Land.
So kam es zur Krise
Seit Ende der 90er-Jahre gab es einen Boom bei chinesischen Immobilien, viele nahmen Schulden auf, um davon profitieren zu können. 2020 erliessen die Behörden Massnahmen gegen die Überschuldung. Seitdem schaffen es grosse Bauträger immer wieder nicht, Projekte fertigzustellen. Jetzt fehlt das Vertrauen und Investoren halten sich zurück.
Reichste Frau Asiens verliert Milliarden
Sie galt als reichste Frau Asiens. Doch durch den Crash des chinesischen Immobilienmarkts hat Yang Huiyan gemäss «Bloomberg» in den letzten zwei Jahren 28,6 Milliarden US-Dollar verloren, oder 84 Prozent ihres Vermögens.
Chinas Wirtschaft litt aber auch unter den Corona-Massnahmen im vergangenen Jahr und der zuletzt schwachen Nachfrage aus Europa und den USA. Im Juli brachen die Exporte um 14,5 Prozent und die Importe um 12,4 Prozent ein. Derweil verdoppelte sich die Jugendarbeitslosigkeit in den letzten vier Jahren und liegt in den Städten bei über 20 Prozent. Statt der Inflation wie im Westen, sinken die Preise in China, ein Zeichen für eine schwache Nachfrage.
Kommt es noch schlimmer?
Das ist gut möglich. Experten gehen davon aus, dass weitere Immobilienkonzerne ins Strudeln kommen. Das würde auch andere Sektoren wie den Bau hart treffen. Die Regierung nimmt das in Kauf. Bisher unternahm sie nur einzelne Massnahmen und will eher das Vertrauen der Investoren am Aktienmarkt erhöhen. Zwar senkte die Zentralbank am 15. August die Kreditkosten, um das Wachstum anzukurbeln, der für Hypotheken wichtige fünfjährige Leitzins blieb am Montag aber unverändert.
Warst du schon mal in China?
Während US-Präsident Joe Biden mit Billionen Dollar die heimische Wirtschaft unterstützt, griff Chinas Regierung bisher noch nicht gross ein. Staatschef Xi Jinping will laut «Bloomberg» vom schuldengetriebenen Wachstumsmodell seiner Vorgänger abrücken. Die Krise nannte er eine Bereinigung des durch Spekulation und Schulden aufgeblähten Marktes.
Was bedeutet das für Europa?
Chinas Krise ist auch eine Gefahr für die Erholung in Europa, schreibt die britische Zeitung «The Times». Laut Experten kann es auch Immobilien- und Finanzmärkte ausserhalb Chinas treffen. Die China-Expertin Simona Grano von der Universität Zürich sieht vor allem Exportfirmen in Gefahr, wie sie im Interview mit 20 Minuten sagt.
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