«Peinlich» oder «gelungenes Marketing»?Nach Mitarbeiterbefragung heisst der Russen- jetzt «Friedenszopf»
Wegen der russischen Invasion in die Ukraine heisst der Russenzopf in den Filialen der Basler Grossbäckerei Sutter jetzt «Friedenszopf». Der Verkaufserlös wird gespendet. Seither sind die Verkäufe explodiert.
Darum gehts
Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ist inzwischen selbst in der Auslage der bekanntesten Basler Grossbäckerei angekommen. Seit der Fasnacht verkauft der Sutter-Begg mit 26 Filialen in der Region Basel keinen Russenzopf mehr sondern nur noch «Friedenszopf». Dies scheint bei der Kundschaft gut anzukommen. Die Reaktionen seien durchwegs positiv, sagt die Geschäftsleiterin Katharina Barmettler-Sutter gegenüber der «Handelszeitung».
«Ich war positiv überrascht über die Reaktion der Kunden, die sich an der Aktion beteiligen wollen», erklärt Barmettler-Sutter auf Anfrage. Denn: Der gesamte Erlös, der mit den «Friedenszöpfen» erzielt wird, wird an die Caritas gespendet. Die Menschen freuten sich, etwas Gutes tun zu können. Mit einem «Danke für Ihre Spende», werden die Gäste nach dem Kauf des Süssgebäcks verabschiedet.
«Der Input für die Umbenennung stammt von einer Angestellten aus dem Verkauf. Nach einer Mitarbeiterbefragung ist der «Friedenszopf» entstanden», erklärt die Geschäftsleiterin weiter. Seit der Aktion werde das Gebäck vier- bis fünfmal so oft verkauft wie bisher. «Es ist aber wichtig zu sagen, dass keine politische Agenda mit der Spendenaktion verfolgt wird. Leid wird immer auf beiden Seiten verursacht, wir stehen für Frieden», betont Barmettler.
Kontroverse auf Social Media
Zur Aktion gibt es auch kritische Stimmen. So löste der bekannte Basler Anwalt Daniel Ordas mit einem Facebook-Post, in der er die Aktion selbst als «originell» lobte, eine kontroverse Debatte aus. So wird sie in der Kommentarspalte als «peinlich», «blöde Idee», oder gar «diskriminierende» Marketing-Strategie abgewertet. «Es ist nicht Russlands Krieg gegen die Ukraine, sondern Putins Krieg», wendet etwa ein Kritiker ein. Trotzdem überwiegen auch hier die positiven Reaktionen. «Superbegg», kommentiert etwa die Basler Mitte-Grossrätin Andrea Strahm und kontert den Kritikern, die «gescheiter selbst ein Zeichen gegen diesen unsinnigen Krieg setzen sollen».
Die Spendenaktion für die Caritas läuft noch bis am 10. April. Ob der Russenzopf danach weiterhin «Friedenszopf» heissen wird, sei noch offen. Aber nicht ausgeschlossen, so die Sutter-Chefin.
Beschäftigt dich oder jemanden, den du kennst, der Krieg in der Ukraine?
Hier findest du Hilfe für dich und andere:
Fragen und Antworten zum Krieg in der Ukraine (Staatssekretariat für Migration)
Ambulatorium für Folter- und Kriegsopfer SRK, Tel. 058 400 47 77
Kriegsangst?, Tipps von Pro Juventute
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Anmeldung und Infos für Gastfamilien:
Schweizerische Flüchtlingshilfe, Tel. 031 370 75 75