Höchste Wetterwarnung – Mindestens drei Tote durch heftigen Sturm in Niederlanden

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Höchste WetterwarnungMindestens drei Tote durch heftigen Sturm in Niederlanden

Vielerorts sind noch die Schäden von Ylenia sichtbar. Doch nach dem Sturm ist vor dem Sturm: Mit Zeynep steht ein weiteres, möglicherweise noch heftigeres Orkantief bevor.

Der Sturm Eunice hat ein Loch in die O2-Arena in London gerissen. 

Darum gehts

Der schwere Sturm hat in den Niederlanden mindestens drei Menschen das Leben gekostet. In Amsterdam war ein Mensch am Freitagnachmittag von einem umstürzenden Baum erschlagen worden, wie die Feuerwehr mitteilte. Wenige Stunden später wurde ein Fahrradfahrer im Süden der Stadt von einem Baum getötet. In Diemen im Osten der Hauptstadt starb ein Mensch, nachdem ein Baum auf sein Auto gefallen war. 

Höchste Warnstufe verhängt

Der Sturm mit orkanartigen Böen legte das öffentliche Leben in grossen Teilen des Landes lahm. Bäume wurden entwurzelt, Dächer abgedeckt und Lastwagen stürzten um. In Den Haag blies der Wind das Dach vom Fussballstadion. Der Zug- und öffentliche Nahverkehr wurden eingestellt. Schulen sowie Test- und Impfzentren schlossen. Die extremen Wetterbedingungen sorgten auch für Ausfälle und Verspätungen am Amsterdamer Flughafen Schiphol.

Der Wetterdienst KNMI hatte bis zum Abend für die Küstenprovinzen im Westen und weite Gebiete im Norden die höchste Warnstufe Code Rot verhängt. Der Wetterdienst warnte vor «gefährlichen Situationen» und Windgeschwindigkeiten bis zu 130 Stundenkilometern.

Schweiz grösstenteils verschont

Die Schweiz blieb grösstenteils verschont vom Sturm Ylenia, der diese Woche unter anderem in Deutschland für Verwüstung und Überschwemmungen sorgte und zwei Todesopfer forderte. Auch aufs Wochenende bleibt Zeynep vor allem für die Nachbarländer gefährlich. Zeynep heisst im britischen Raum Eunice. In der Schweiz dürfte sich das Tief aber vor allem durch frühlingshafte Temperaturen bis zu 18 Grad bemerkbar machen.

Derweil wappnen sich diverse europäische Länder für den Sturm. Die Behörden in Grossbritannien haben eine seltene Wetterwarnung der Kategorie «Rot» für Südengland herausgegeben. Der Sturm Eunice werde am Freitag wahrscheinlich zu erheblichen Störungen und Gefahren führen, teilte das britische Wetteramt mit.

Böen könnten in den Küstengebieten mehr als 145 Kilometer pro Stunde erreichen. Millionen Briten wurden aufgefordert, in ihren Häusern und Wohnungen zu bleiben, und auf Reisen zu verzichten. Am Freitag beschädigte der Sturm Eunice das O2-Stadium in London schwer, wie Videos in den sozialen Medien zeigen.

Windspitzen von 196 km/h

Die Warnstufe Rot, die auf eine lebensgefährliche Lage hinweist, galt für Teile von Südwestengland bis zum Mittag und für Südostengland und London bis zum Nachmittag. Für den Rest des Landes wurden ebenfalls Warnungen vor Windböen bis 130 Kilometer pro Stunde herausgegeben. Eunice könnte einer der stärksten Stürme sein, der den Süden und die Mitte des Vereinigten Königreichs seit Jahren heimsuchte, wie das Wetteramt mitteilte. Bereits jetzt wurden mehrere Wind-Rekorde gebrochen: Auf der englischen Isle of Wight mass man mit 196 Kilometern pro Stunde die höchste Windgeschwindigkeit seit Messbeginn, und auch in Irland treten Windböen von bis zu 106 km/h Geschwindigkeit auf, wie der irische Meteorologieservice auf Twitter schreibt.

Vier-Meter-Wellen erwartet

Auch Frankreich und die Niederlande bereiten sich auf den aufziehenden Sturm vor. In Frankreich hat der Wetterdienst eine Unwetterwarnung für fünf Departements im Norden erlassen. Es drohten Windgeschwindigkeiten bis zu 140 Kilometern pro Stunde und bis zu vier Meter hohe Wellen an der Küste, teilte der Wetterdienst am Freitagmorgen mit. In den Niederlanden gilt für weite Teile des Landes die schwerste Stufe des Wetteralarms, Code Rot. Der Wetterdienst KNMI warnte am Freitag vor «gefährlichen Situationen» durch sehr schwere Windstösse mit Geschwindigkeiten von bis zu 130 Stundenkilometern.

Flug- und Zugverkehr beeinträchtigt

In den Niederlanden gilt der Wetteralarm insbesondere für die Küstenprovinzen im Westen, für den Norden sowie für die Regionen um das Ijsselmeer und das Wattenmeer. Ab etwa 14 Uhr wird der Sturm die Niederlande erreichen. Am Abend wird der Wind dann abschwächen, wie die Experten schätzen. Aus Vorsicht sollte der Zugverkehr ab 14 Uhr eingestellt werden, viele Schulen werden geschlossen. Beeinträchtigungen wurden auch für den Flugverkehr erwartet: Der Amsterdamer Flughafen Schiphol kündigte Ausfälle und Verspätungen an. Wegen des Sturms sollten auch viele Impf- und Testzentren bereits am Nachmittag geschlossen werden.

Auch Deutschland betroffen

In Deutschland dürften die Rettungskräfte nach dem Sturm Ylenia, der am Donnerstag zu Zugausfällen und tödlichen Unfällen geführt hatte, nur eine kurze Verschnaufpause haben: Schwerpunkt der neuen Sturm- beziehungsweise sogar Orkanlage sei bis Samstagfrüh die Nordhälfte Deutschlands, sagen die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) voraus. 

Betroffen seien Teile der Bundesländer Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Bremen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Berlin, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Thüringen und Sachsen. Im Fernverkehr wurden ab dem Nachmittag alle Verbindungen nördlich von Dortmund, Hannover und Berlin eingestellt. Auch auf den in Ost-West-Richtung quer verlaufenden Strecken von Köln über Hannover bis Berlin sowie zwischen Berlin und Frankfurt am Main nach Amsterdam sollten keine ICE- oder IC-Züge mehr verkehren.

Zeynep oder Eunice?

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(DPA/AFP/bho)

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