SFV: Frauen-Beachsoccer-Nati erhält keine Unterstützung

Aktualisiert

Grosser FrustFrauen erhalten keinen Rappen, während der SFV Männer unterstützt

Trotz Topresultaten zahlt die Beachsoccer-Nati der Frauen alles selbst – im Gegensatz zu den Männern. Der Trainer ist frustriert.

Im Gegensatz zur Beachsoccer-Männer-Nati sind die Frauen nicht Teil des Schweizerischen Fussballverbands.
Während der Verband die Männer unterstützt, bekommen die Frauen «keinen Rappen», wie Nati-Trainer Michael Woodtli sagt.
Der SFV sagt: «Bei der Frauen-Beachsoccer-Nati handelt es sich Stand heute nicht um ein offizielles SFV-Nationalteam, dies vor allem, weil es auch keine offiziellen Fifa-Wettbewerbe gibt, anders als für Männer. Das wiederum hängt mit der tiefen internationalen Verbreitung zusammen.»
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Im Gegensatz zur Beachsoccer-Männer-Nati sind die Frauen nicht Teil des Schweizerischen Fussballverbands.

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Darum gehts

  • Die Frauen-Beachsoccer-Nati erhält keine finanzielle Unterstützung vom SFV – im Gegensatz zu den Männern.

  • Trainer Michael Woodtli fordert 60'000 Franken jährlich, um die Kosten zu decken.

  • Der SFV begründet die fehlende Unterstützung mit der geringen Verbreitung von Beachsoccer.

«Es ist Zeit!», sagt Michael Woodtli gegenüber 20 Minuten. Der 31-Jährige ist der Trainer der Beachsoccer-Nati der Frauen. Und das mit grossem Erfolg. Er führte die Nati zuletzt im Februar zu einem sensationellen zweiten Platz am Beachsoccer Cup in El Salvador. Derzeit bereitet er seine Spielerinnen auf die EM-Quali vor, bei der EM will er mit der Nati dann so richtig reüssieren. In der Weltrangliste steht das Team auf dem elften Platz.

Diese fantastischen Leistungen sind beeindruckend. Sie sind aber noch beeindruckender, wenn man sich vor Augen führt, was Woodtli und seine Spielerinnen für diesen Erfolg auf sich nehmen. Die Trainings finden nach dem normalen Job oder Studium statt. Während Beachsoccer-Spielerinnen und -Spieler in anderen Ländern vom Sport leben können, ist das in der Schweiz nicht möglich.

60'000 Franken pro Jahr würden reichen

Im Gegensatz zur Beachsoccer-Männer-Nati sind die Frauen nicht Teil des Schweizerischen Fussballverbands. Während der Verband die Männer unterstützt, bekommen die Frauen «keinen Rappen», wie Woodtli sagt. «Der SFV sagt immer, dass man Gleichberechtigung will, dass man Frauen stärken möchte. Dennoch werden wir abgekanzelt. Das ist sehr enttäuschend! Gerade hinsichtlich des Drucks auf die Fifa und Uefa, dass es im Jahr 2027 eine Frauen-WM geben soll, ist es enorm wichtig, dass wir jetzt den Anschluss nicht verpassen.»

Die Männer erhalten Geld von Verband.

Die Männer erhalten Geld von Verband.

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Der Nati-Coach sagt, dass 60'000 Franken im Jahr gut reichen würden, um fast alle Kosten zu decken. So müssen seine Spielerinnen für Dinge wie Turniere, Ausrüstung, Trainings, Essen etc. pro Jahr mehrere Tausend Franken zahlen. Ohne die Unterstützung des SFV sei es jedoch schwierig, den Spielerinnen ein professionelles Umfeld zu ermöglichen und grössere Erfolge zu erzielen, so Woodtli.

«Mit den aktuellen Mitteln zeigen wir bereits fantastische Leistungen», erklärt er. «Wir haben grossartige und sehr talentierte Spielerinnen in der Schweiz. In den ersten beiden Jahren der Frauen-Champions-League gewannen sogar zwei Schweizer Clubs.» Woodtli ist überzeugt, dass die Frauen-Nati mit finanzieller Unterstützung in wenigen Jahren zur Weltspitze im Beachsoccer zählt. Auch deshalb organisierten sie sich nun als Verein und lancierten ein Crowdfunding.

Das sagt der Schweizerische Fussballverband

Und was sagt der SFV dazu? 20 Minuten konfrontiert den Verband mit den Vorwürfen. Mediensprecher Adrian Arnold sagt: «Bei der Frauen-Beachsoccer-Nati handelt es sich Stand heute nicht um ein offizielles SFV-Nationalteam, dies vor allem, weil es auch keine offiziellen Fifa-Wettbewerbe gibt, anders als für Männer. Das wiederum hängt mit der tiefen internationalen Verbreitung zusammen.»

Und weiter: «Beachsoccer ist generell vergleichsweise klein, es gibt in der Schweiz rund 350 Lizenzierte – Männer und Frauen zusammen.» Auch weltweit sei Beachsoccer nicht weit verbreitet. «Wir allozieren unsere begrenzten Mittel deshalb zumindest aktuell primär in den Rasenfussball, wo es bei den Mädchen und Frauen grosses Potenzial gibt.»

Und in welcher Grössenordnung wäre eine finanzielle Unterstützung überhaupt denkbar? «Diese Frage stellt sich aktuell nicht», sagt Arnold. «Generell lässt sich sagen, dass unsere Mittel nicht unbegrenzt sind und dass es ohne neue Mittel immer Umverteilungen braucht, welche die bestehenden Förder- und Entwicklungsbereiche betreffen.»

Gibt es bald auch eine WM für die Frauen?

Doch vielleicht gibt es Grund zur Hoffnung. Denn es ist möglich, dass es bald eine Beachsoccer-WM der Frauen gibt. Die Fifa betont auf Anfrage von 20 Minuten, dass die Entwicklung des Frauenfussballs ein wesentlicher Bestandteil des Gesamtengagements der Fifa zur Förderung des Sports sei.

Und weiter: «Die Fifa führt weiterhin konstruktive Gespräche mit allen Interessengruppen, um den aktuellen Ansatz im Beachsoccer sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen zu überprüfen. Weitere Ankündigungen werden zu gegebener Zeit erfolgen.» Wenn es wirklich zu einer Änderung kommt und es einen offiziellen Fifa-Wettbewerb auch für die Beachsoccer-Girls gibt, also so wie für die Männer, gibt es vielleicht auch einen Umschwung beim SFV.

Nati-Trainer Woodtli hofft jedenfalls, dass es mit der finanziellen Unterstützung klappt. «Ich würde absolut verstehen, wenn der SFV Beachsoccer überhaupt nicht unterstützt. Aber ich finde es schwierig in der heutigen Zeit, wenn die Männer unterstützt werden und die Frauen nicht.»

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