Strommangellage: Grüne und SVP-Glarner – Ab in den ÖV mit Tesla-Fahrern

Publiziert

StrommangellageGrüne und SVP-Glarner – Ab in den ÖV mit Tesla-Fahrern

Kehrtwende bei den Grünen: Die bislang als Teil der Lösung des Klimaproblems angeschauten E-Autos sollen plötzlich nur noch beschränkt aufgeladen werden dürfen. Auch die Fahrer von Tesla und Co. sollen vermehrt den ÖV nutzen.

In Kalifornien dürfen Elektroautos an bestimmten Tageszeiten nicht aufgeladen werden. Dies betitelt Grünen- Nationalrat Kurt Egger als gute Sache und möchte es gleich auch in der Schweiz umsetzen. «Dann, wenn in der Schweiz am meisten Strom gebraucht wird, sollen Elektroauto-Besitzer ihr Auto nicht laden dürfen!»
Der Thurgauer sagt, dass der Stromverbrauch von Elektroautos ganz und gar nicht unerheblich sei. «Ein Drittel bis zur Hälfte des jährlichen Stromverbrauchs in einem Haushalt ist auf Elektroautos zurückzuführen.»
Dass Elektroauto-Fahrende in der Schweiz mitsparen müssen, findet auch die Grünen-Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber. «Nur weil ein Elektroauto mit Strom fortbewegt wird, ist das noch lange kein Freipass, dieses verschwenderisch zu nutzen und dementsprechend die ganze Zeit am Strom anzuschliessen.»
1 / 6

In Kalifornien dürfen Elektroautos an bestimmten Tageszeiten nicht aufgeladen werden. Dies betitelt Grünen- Nationalrat Kurt Egger als gute Sache und möchte es gleich auch in der Schweiz umsetzen. «Dann, wenn in der Schweiz am meisten Strom gebraucht wird, sollen Elektroauto-Besitzer ihr Auto nicht laden dürfen!»

20min/Marco Zangger

Darum gehts

Nachdem vor kurzem ein Verbot von Weihnachtsbeleuchtungen in den Schweizer Städten gefordert worden war, reagierte die 20-Minuten-Community harsch. Viele Userinnen und User in den Kommentaren und auf Tiktok sind sich einig: Bevor die Weihnachtsbeleuchtung in Städten und Privathäusern verboten wird, sollen zuerst die Teslas in der Garage bleiben.

Tatsächlich werden Elektroauto-Nutzende bereits mit ersten Einschränkungen konfrontiert. So beispielsweise in Kalifornien. Aufgrund der derzeitigen Hitze befürchtet der Verwalter des grössten kalifornischen Stromnetzes, dass es zwischen 16 und 21 Uhr zu Stromausfällen kommen könnte. Der Grund: Nach getaner Arbeit kehren die Bürgerinnen und Bürger zurück nach Hause und kühlen ihr Haus mit Klimaanlagen. Um einen Blackout zu verhindern, werden die Besitzer und Besitzerinnen von Elektroautos dazu aufgefordert, in dieser Zeit ihre Autos nicht aufzuladen.

Kalifornische Verordnung auch in der Schweiz gefordert

Dies betitelt Grünen-Nationalrat Kurt Egger als gute Sache und möchte es gleich auch in der Schweiz umsetzen. «Dann, wenn in der Schweiz am meisten Strom gebraucht wird, sollen Elektroauto-Besitzer ihr Auto nicht laden dürfen!»

Der Thurgauer sagt, dass der Stromverbauch von Elektroautos ganz und gar nicht unerheblich sei. «Ein Drittel bis zur Hälfte des jährlichen Stromverbrauchs in einem Haushalt ist auf Elektroautos zurückzuführen.» Wenn alle Autos elektrifiziert seien, steige der jährliche Stromverbauch um zehn bis 15 Prozent. Egger hält fest: «Wir müssen jetzt Strom sparen und zwar dort, wo es niemandem wehtut.» Komme dazu, dass es ja Alternativen gebe. So sollen E-Autofahrer eben auf ÖV umsteigen.

«Bevölkerung muss auf den öffentlichen Verkehr umsteigen»

Dass Elektroauto-Fahrende in der Schweiz mitsparen müssen, findet auch die Grünen-Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber. «Nur weil ein Elektroauto mit Strom fortbewegt wird, ist das noch lange kein Freipass, dieses verschwenderisch zu nutzen und dementsprechend die ganze Zeit am Strom anzuschliessen.»

Von einer staatlichen Verordnung hält die Zürcherin jedoch zurzeit nichts. «Die Sensibilisierung muss beim Laden von Elektroautos aber erhöht werden. Dies mittels Appellen», so Prelicz-Huber. Die Lösung, den Strom im Individualverkehr ein Stück zu vermindern, hat die Grünen-Nationalrätin ebenfalls: «Egal, ob schädlicher Verbrennungsmotor oder umweltverträglicheres Elektroauto – die Bevölkerung muss möglichst auf den öffentlichen Verkehr, das Velo oder auf ‹zu Fuss› umsteigen.»

Über 70’000 Elektroautos auf Schweizer Strassen

SVP ist gegen Einschränkungen

Für die Bürgerlichen ist es undenkbar, die kalifornische Herangehensweise auch in der Schweiz umzusetzen. SVP-Nationalrat Walter Wobmann sagt: «Der Kauf eines Elektroautos geschah nicht total freiwillig. Mit dem Entscheid der EU-Kommission, ab 2035 keine Verbrennungsmotoren herzustellen, wird es gar zum Zwang.» Dass nun von Grüner Seite die Forderung auftaucht, Elektroauto-Haltende den Weg zur Steckdose zu unterbinden, findet der Solothurner falsch. «Elektroauto-Besitzer sollen ihr Auto laden dürfen, wann sie wollen. Doch die Schweiz soll in Zukunft nicht nur auf Elektroautos setzen, sondern auch auf Verbrennungsmotoren», sagt Wobmann.

SVP-Nationalrat Andreas Glarner hält von Elektroautos gar nichts. In einem Tweet zum Thema Weihnachtsbeleuchtungs-Verbot sprach er auf deren hohen Verbrauch an. Gegenüber 20 Minuten sagt Glarner: «Teslas verbrauchen ein Vielfaches des Stroms, den Weihnachtsbeleuchtungen wie Lucy an der Bahnhofstrasse brauchen.» Darum sei es eine reine Symbolpolitik, die Beleuchtung ausschalten zu wollen. «Wenn wir wirklich Strom sparen müssen, sollten viel eher die Elektrofahrzeuge eingemottet werden. Wer schon ein Elektroauto gekauft hat, soll halt wieder auf einen Benziner umsteigen oder Zug fahren. Benzin haben wir schliesslich genug.»

Sollen Nutzer von Elektroautos nur während gewisser Zeiten ihre Autos laden dürfen?

Gesellschaft-Push

Keine News mehr verpassen

Mit dem täglichen Update bleibst du über deine Lieblingsthemen informiert und verpasst keine News über das aktuelle Weltgeschehen mehr.
Erhalte das Wichtigste kurz und knapp täglich direkt in dein Postfach.

Deine Meinung zählt

345 Kommentare
Kommentarfunktion geschlossen