Baugenossenschaften ZürichGünstige Wohnungen für Gastmieter – aber nur kurz
Baugenossenschaften bieten in Zürich wegen einer Neubauwelle auch Nichtmitgliedern günstige Wohnungen an. Lange können sie sich über ihre Bleibe aber nicht freuen.

Bei der Allgemeinen Baugenossenschaft Zürich (ABZ) unweit des Locherguts kann man befristete Wohnungen ergattern.
Weil viele Baugenossenschaften ihre alten Siedlungen abreissen und durch neue ersetzen, vermieten sie die Wohnungen meist an Nichtmitglieder. Die Miete ist zwar günstig, doch die Verträge sind nur befristet. Dadurch stellen die Baugenossenschaften sicher, dass die Wohnungen zum Baubeginn leer sind, wie der Geschäftsführer der Baugenossenschaft Brunnenhof (BBZ), Daniel Angst, zum «Tages-Anzeiger» sagt.
Je nach Zeitraum schliessen die Genossenschaften die Verträge für ein oder eineinhalb Jahre ab, manchmal auch nur für wenige Monate. So bietet etwa die Allgemeine Baugenossenschaft Zürich (ABZ) eine 4-Zimmer-Wohnung in Wollishofen für netto 827 Franken an. Das Angebot gilt jedoch nur bis Ende August. Längerfristig sieht es am Lochergut aus: Dort wird das Baugesuch erst 2019 eingereicht.
Sanierung lohne sich nicht mehr
Dass zurzeit häufig Ersatzneubauten geplant sind, habe viel mit dem Alter des Wohnungsbestandes zu tun. «Im genossenschaftlichen Wohnungsbau gab es mehrere Boomphasen: Die erste Anfang des letzten Jahrhunderts, eine zweite in den 60er- und 70er-Jahren und eine dritte in den Neunzigern», sagt Stefan Weber-Aich, Medienbeauftragter des Verbands der Zürcher Wohnbaugenossenschaften. Eine Sanierung der alten Siedlungen lohne sich oft nicht.
Zudem sei die Nachfrage nach günstigem Wohnraum enorm gestiegen. «Die Wohnungssuchenden schicken uns richtige Bewerbungen mit Lebenslauf und allem», so Weber-Aich. «Da kann man nur zum Schluss kommen, dass wir mehr Wohnungen bauen müssen.» Weil es in Zürich jedoch kaum noch Land gibt und das Bauland zu teuer sei, versuchen die Baugenossenschaften, ihr eigenes Land besser auszunutzen, wie die Zeitung schreibt.
Die Nöte der Zwischenmieter
Diese Zwischenmieter sind aber oft Gastmieter der zweiten Klasse. Für die Betroffenen ist das nicht immer leicht, wie der «Tages-Anzeiger» am Beispiel von Kai S. zeigt. Er lebt mit seiner Frau in einer Vierzimmerwohnung für 1000 Franken Monatsmiete. Dass sein Haus in ein paar Jahren abgerissen werden sollte, als er den befristeten Vertrag erhielt, war für ihn eher zweitrangig.
Im November muss er allerdings raus – auf eine andere Wohnung in der Genossenschaft können er und die anderen Zwischenmieter nicht hoffen. Das macht S. nervös: «Die Aussicht, unter der Brücke zu schlafen, ist nicht gerade erquicklich», sagt er. Die Mieten der Wohnungen, die auf Homegate ausgeschrieben sind, findet er «den Wahnsinn».