Drohender Felssturz«Wir dürfen Küche, Wohn- und Schlafzimmer nicht mehr benutzen»
Mitten in Luzern droht ein Hang abzustürzen. Am Rande des Gefährdungsgebiets befinden sich vier Häuser. 20 Minuten sprach mit mehreren Anwohnern.
Darum gehts
Am Luzerner Gütsch herrscht Felssturzgefahr.
Vier Häuser und 25 Anwohnende sind direkt bedroht.
Einige dürfen Teile ihrer Wohnungen bis auf weiteres nicht mehr nutzen. Für zwei Anwohner ist das ein grosses Problem.
Es ist ein ruhiges Quartier am Fusse des Luzerner Gütsch, einem Hügel, der auf einmal für Aufregung sorgt. Wegen eines drohenden Felssturzes hat die Stadt sofortige Sicherheitsmassnahmen eingeleitet. 5500 Kubikmeter Gestein und Erde drohen am Hang, ohne Vorwarnung abzurutschen. Vier Häuser liegen in der direkten Gefahrenzone. Die Bewohnenden müssen bis auf weiteres einen Teil ihrer Häuser und Wohnungen meiden.
Zwei Anwohner sind von den Massnahmen direkt betroffen. «Wir dürfen ab sofort und auf unbestimmte Zeit unser Wohn- und Schlafzimmer nicht mehr richtig benutzen.» Nur für kurze Zeit dürften sie die Räume betreten. Der Grund: Die Zimmer lägen auf der Hangseite des Hauses. «Es heisst, dass wir im Notfall zu langsam wären.» Für die beiden Ungaren eine Katastrophe: «Wir wissen nicht, was wir längerfristig tun sollen. Vorübergehend können wir im Büro übernachten – aber für wie lange?»
Übers Wochenende gingen sie jetzt zu einem Kollegen. «Am Montag sollten wir dann mehr Informationen erhalten.» Da der eine der beiden Bewohner im Homeoffice arbeite, hoffe er auf Lösungsansätze der Behörden. «Wir können hier nicht wohnen und arbeiten, wenn wir die Hälfte der Wohnung nicht verwenden dürfen.»
Anwohnerin: Notfallkoffer noch nicht gepackt
Auch das Zuhause der 35-jährigen A.* ist direkt betroffen. Die Entwicklung am Hang mache ihr Sorgen: «Ich habe ein mulmiges Gefühl.» Die Frau wohne seit mehreren Jahren im Bereich, der heute als Gefahrenzone gilt. Wie sie erzählt, habe es schon früher Probleme mit dem Gibraltarfelsen gegeben: «Aber so gross war die Gefahr noch nie.» Dennoch versucht die 35-Jährige die Situation vorerst gelassen zu nehmen und der Einschätzung der Behörden zu vertrauen. «Gepackt für den Notfall habe ich noch nicht.»
Andere Quartierbewohnende sind noch gelassener. Othmar (65) und Elena (68) wohnen seit 24 Jahren im Quartier. Ihr Haus ist das erste ausserhalb der Gefahrenzone. Dementsprechend schätzen sie die Gefahr auch gering ein: «Nur weil man die Kluft jetzt entdeckt hat, geht es ja nicht auf einmal schneller. Bewegt hat sich ja noch nichts.»
Othmar (65) und Elena (68) haben mehr Angst vor der drohenden Stahlwand als vor dem drohenden Felssturz.
20minLuzern: Geplante Stahlwand sorgt für Unverständnis
Dennoch sorgen die Sicherheitsmassnahmen der Stadt bei ihnen für Unmut. «Uns soll eine Stahlwand direkt vor die Nase gepflanzt werden», sagt Othmar. Elena fügt merklich fassungslos an: «Das ist doch gar nicht notwendig, wenn wir nicht in der Gefahrenzone sind.» (siehe Video)
Auch betroffen ist die einzige Notschlafstelle der Zentralschweiz, die obdachlosen Menschen kurzfristig eine Übernachtungsmöglichkeit bietet. «Wir mussten zwei unserer sechs Zimmer räumen», sagt Geschäftsleiterin Annamarie Käch. Das führe dazu, dass sie nun zusammen mit der Stadt Luzern nach einer ganz neuen Liegenschaft suchten. «Die Obdachlosigkeit hat in den letzten Jahren zugenommen, wir können nicht auf den Platz verzichten.»
Das Wichtigste zur Lage am Gütsch
*Name geändert

Etwas gesehen, etwas gehört?
Schick uns deinen News-Input!
Speichere unseren Kontakt im Messenger deiner Wahl und sende spannende Videos, Fotos und Dokumente direkt an die 20-Minuten-Redaktion. Sendest du uns Fotos oder Videos, die zu einem neuen Beitrag führen, erhältst du eines von vier Geschenken. Mehr Details findest du hier.
Handelt es sich um einen Unfall oder ein anderes Unglück, dann alarmiere bitte zuerst die Rettungskräfte.
Die Verwendung deiner Beiträge durch 20 Minuten ist in unseren AGB geregelt: 20min.ch/agb
Folgst du schon 20 Minuten auf Whatsapp?
Eine Newsübersicht am Morgen und zum Feierabend, überraschende Storys und Breaking News: Abonniere den Whatsapp-Kanal von 20 Minuten und du bekommst regelmässige Updates mit unseren besten Storys direkt auf dein Handy.