«Habe Bilder im Kopf, was alles passiert sein könnte»

Aktualisiert

Mutter von Paul (12)«Habe Bilder im Kopf, was alles passiert sein könnte»

Der zwölfjährige Paul S. ist seit über 48 Stunden verschwunden. Seine Familie fühlt sich ohnmächtig. Ob er absichtlich davonlief, ist derzeit unklar.

von
kaf/cho
Werner C. hat im Jahr 2016 einen 12-Jährigen aus dem Kanton Solothurn nach Düsseldorf in seine Wohnung entführt.
Aus diesem Haus wurde der Bub am 26.. Juni 2016 nachts schliesslich von der Polilzei befreit.
Wie er nach Düsseldorf kam, konnten sich die Ermittler damals nicht erklären.
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Werner C. hat im Jahr 2016 einen 12-Jährigen aus dem Kanton Solothurn nach Düsseldorf in seine Wohnung entführt.

Schon zwei Tage fehlt vom zwölfjährigen Paul S.* jede Spur. Bei der Familie im solothurnischen Gunzgen ist die Sorge enorm: «Nachts kann ich nicht schlafen; ich habe Bilder im Kopf, was alles passiert sein könnte», sagt Pauls Mutter Monika S. zu 20 Minuten. Alle im 1600-Seelen-Dorf helfen bei der Suche nach dem Buben. Familien würden seit Sonntag mit ihren Kindern die ganze Umgebung ablaufen und Jugendliche mit den Töffli die Strassen absuchen, sagt die 46-Jährige.

Paul verliess am Samstag kurz vor 14 Uhr das Haus, um Freunde auf dem Schulhausplatz zu treffen. Dieser ist etwa 1,4 Kilometer entfernt – der Weg führt ein Stück weit durch den Wald. «Mein Sohn ist noch nie zu spät nach Hause gekommen», sagt die Mutter. Als er nicht wie abgemacht um 18 Uhr zu Hause gewesen sei, hätten sie das erste Mal nach ihm gesucht. Um 20 Uhr sei dann die Polizei verständigt worden. Seither läuft die Suche auf Hochtouren – auch Spürhunde seien im Einsatz. Selbst in Nachbarländern wird nach dem Hochdeutsch sprechenden Buben gesucht.

Ist Paul nach Deutschland gegangen?

Weil Paul aus Deutschland stammt, wird auch auf Bahnhöfen und Busstationen intensiv gesucht: «Vielleicht wollte er seine Verwandten in Deutschland besuchen», so die Mutter. Auch dort ist die Familie in grosser Sorge um Paul: «Das Ganze ist schrecklich. Ich sitze den ganzen Tag vor dem PC und suche nach Hinweisen», sagt Pauls Onkel Hans Werner Buff. Er habe seinen Neffen im Januar das letzte Mal getroffen. Paul sei aufgeschlossen, lieb und freundlich, gegenüber Fremden jedoch vorsichtig und scheu. «Ich denke nicht, dass er von zu Hause weggelaufen ist, ich wüsste nicht, wieso», sagt Buff. Paul habe immer einen glücklichen und zufriedenen Eindruck gemacht.

Aufgrund der derzeitigen Ermittlungserkenntnissen geht die Kantonspolizei Solothurn momentan davon aus, dass der 12-Jährige Samstagmittag sein Elternhaus in der Absicht verlassen hat, nicht mehr zurückzukehren. Möglicherweise nahm er einen roten Rucksack mit. «Die Hintergründe dieser Handlung sind derzeit ebenfalls Gegenstand der Ermittlungen», heisst es von Seiten der Polizei. Auf der Suche nach dem Vermissten habe die Kantonspolizei zahlreiche Abklärungen im Umfeld des Vermissten getätigt sowie mögliche Aufenthaltsorte auf- und abgesucht

Die ganze Situation sei völlig surreal, sagt der Onkel des Jungen mit zittriger Stimme: «Man kennt so etwas nur aus dem Fernsehen. Das Gefühl ist einfach nur schrecklich.»

Verängstigte Eltern

Das Dorf zeigt nicht nur Anteilnahme am mysteriösen Schicksal von Paul, auch Angst macht sich unter Gunzgens Einwohnern breit. «Andere Eltern wachen jetzt mit Adleraugen über ihre Kinder, weil sie Angst haben», so ein Dorfbewohner. Alles, was in irgendeiner Weise ungewöhnlich sei, werde gemeldet.

*Name der Redaktion bekannt

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