«Bullshit-Job»«Habe während der Arbeitszeit gebastelt und Ferien gebucht»
Jeder fünfte Befragte einer amerikanischen Studie gibt an, in seinem Job nie oder nur selten nützliche Arbeit zu erledigen. Die 20-Minuten-Community erzählt, warum sie ihrer Arbeit oft kaum einen Sinn abgewinnen kann.

Eine Empfangsmitarbeiterin war bei der Arbeit so gelangweilt, dass sie während der Arbeitszeit Bewerbungen schrieb. (Symbolbild)
imago images / Westend61Darum gehts
In einer kürzlich erschienenen Studie geht ein Doktorand der Frage nach, warum viele Berufstätige ihre Arbeit als nutzlos erachten.
Auch die 20-Minuten-Community kann ihrer Arbeit oft kaum einen Sinn abgewinnen.
Warum erachten viele Berufstätige ihre Arbeit als gesellschaftlich nutzlos? Simon Walo von der Universität Zürich geht in einer kürzlich erschienenen Studie genau dieser Frage nach. Er stützte sich dabei auf eine Umfrage aus den USA aus dem Jahr 2015, bei welcher jeder fünfte Befragte seiner Arbeit keinen oder nur wenig Sinn abgewinnen konnte. Auch 20-Minuten-Leserinnen und -Leser bezeichnen ihre Arbeit teilweise als «Bullshit-Job». Einige Beispiele.
S.G.* (30): «Schrieb während der Arbeit Bewerbungen»
«Ich arbeite am Empfang und habe fast überhaupt nichts zu tun. Pro Tag telefoniere ich etwa fünfmal und beantworte vier E-Mails. Das ist ein richtiger Idiotenjob! Ich habe meinen Vorgesetzten schon gefragt, ob ich weitere Arbeiten übernehmen könnte, aber er verneinte. ‹Schau einfach, dass du gut aussiehst›, meinte er. Also shoppte ich online und bestellte Kleider in die Firma. Aber das kann man ja auch nicht ewig machen, da irgendwann das Geld ausgeht.
Als ich auch noch bastelte und Ferien buchte, hat mein Chef mich nicht etwa kritisiert, sondern gab mir Reisetipps. Irgendwann begann ich damit, Bewerbungen während der Arbeitszeit zu schreiben. Auch das fand mein Vorgesetzter total okay. Nun habe ich einen neuen Job gefunden – nicht mehr an einem Empfang.»
Hast du einen «Bullshit-Job»?
C.A.* (43): «Viele verlassen den Job»
«Ich arbeite in einem grossen Industriekonzern und habe eine Führungsfunktion. Auf die Mitarbeitenden wird im Konzern viel Bürokratie abgewälzt, die zuvor ihre Assistenten gemacht hatten. Das nennt sich Shadow Work. Mitarbeitende sollen so reduziert werden und dabei spielt es für das Unternehmen keine Rolle, ob ein Angestellter seine Stärken einbringen kann oder nicht. ‹Du wirst von der Firma bezahlt, damit du machst, was sie verlangen›, haben mir einige Mitarbeitende gesagt. Klar, das stimmt, aber auf die Mitarbeiterzufriedenheit zu achten, finde ich auch sehr wichtig.
Die Fluktuation im Konzern ist gross und viele verlassen den Job. Dies hat wiederum einen Fachkräftemangel zur Folge. Ich denke, das Hauptproblem liegt in der Führungsetage. Ziele müssten Top-down bis zur untersten Hierarchiestufe klar heruntergebrochen werden, sodass jeder Mitarbeiter weiss, warum er seine Arbeit macht.» Viele Mitarbeitende vermissen bei ihren Jobs die Sinnhaftigkeit.
M.O.* (62): «Schwätze Leuten etwas auf, das sie schon haben»
«Ich arbeite im Aussendienst einer Krankenkasse. Das ist ein ‹Bullshit-Job›, denn in der Schweiz ist die Krankenversicherung ja für alle obligatorisch und ich muss Leuten etwas aufschwatzen, das sie schon haben. Es ist nur ein Verdrängungsmarkt. Ich habe mir auch schon überlegt, die Branche oder den Job zu wechseln, aber jetzt bin ich kurz vor der Pensionierung. Daher ziehe ich die letzten Jahre noch durch.»
«Mein Job boostet das Ego vom Chef»
«Zwei Drittel meiner Zeit verbringe ich damit, Probleme in Systemen zu beheben», bemängelt jemand aus der 20-Minuten-Community. Das wäre offenbar allen egal. Die Firma hätte zu viel Geld und könne sich das wohl leisten. «Mein Job hat keinen anderen Zweck, als meinem Chef das Ego zu boosten. Ich sitze im Büro und tue tagelang exakt nichts. Gar nichts», kritisiert eine andere Person, die anonym bleiben will. Sie befürchtet, sie werde ausschliesslich dafür bezahlt, um sich von ihrem Vorgesetzten belehren zu lassen.
Manche Leute erachten ihren Job aber auch als wertvoll: «Meine Tätigkeit als Kinderschwimmlehrerin empfinde ich als sehr wichtig für die Gesellschaft. Wenn durch die Wassergewöhnung nur ein Badeunfall verhindert werden kann, ist es ein Erfolg», schreibt eine Leserin.
*Namen der Redaktion bekannt
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